Schrittweise vollzieht sie ihren Abgang: Sahra Wagenknecht hatte sich am Sonntag von der Spitze ihrer Sammlungsbewegung zurückgezogen. Einen Tag später verkündete sie, auch nicht mehr für den Fraktionsvorsitz der Linken zu kandidieren. Als Grund gab sie ihre Gesundheit an. Das ist ein Motiv, das es immer zu respektieren gilt, unabhängig davon, wie man zu Positionen eines Politikers oder einer Politikerin stehen mag.
Inwieweit der Stress, den Wagenknecht selbst als eine Ursache ihrer Einschränkung anführt, von einem Gefühl verstärkt wurde, politisch nicht mehr voranzukommen, weiß nur sie selbst. Ihre Sammlungsbewegung war viel Sammlung, aber wenig Bewegung. Und in der Linken hat sie zuletzt nur noch für eine Minderheit gesprochen. Aktuelle Mehrheitsverhältnisse wie auch Koalitionspräferenzen anderer Parteien legen es nahe, dass Wagenknecht als Fraktionschefin einer Oppositionspartei das höchste Amt erreicht hatte, das für sie zu erreichen ist.
Für die Linke ist ihr Rückzug in die hintere Reihe ein Einschnitt. Im aufgefächerten Spektrum der deutschen Politik brauchen gerade die kleineren Parteien Reizfiguren, um überhaupt Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. Wagenknecht vermochte es als eine der wenigen, ihre Partei im Gespräch zu halten - wenn auch im Guten wie im Schlechten.