Sadiq Khan:Londons Bürgermeister wirft Cameron "Trump-Methoden" vor

London Mayor Sadiq Khan

Londons neuer Bürgermeister Sadiq Khan am Sonntag in der "Andrew Marr Show".

(Foto: Getty Images)

Die Tories hätten im Wahlkampf versucht, ethnische und religiöse Gruppen gegeneinander aufzuhetzen, schreibt Sadiq Khan, der erste muslimische Bürgermeister einer EU-Hauptstadt.

Londons neuer Bürgermeister Sadiq Khan hat den britischen Konservativen vorgeworfen, die Spaltung der Gesellschaft im Wahlkampf vorangetrieben zu haben. In einem Gastbeitrag für den Observer schreibt er, die Tories hätten "durch die Verbreitung von Angst und Unterstellungen versucht, ethnische und religiöse Gruppen gegeneinander auzubringen". Das seien Methoden "aus dem Drehbuch von Donald Trump". Damit spielt Khan auf den voraussichtlichen US-Präsidentschaftskandidaten der Republikaner an, der mehrfach Minderheiten attackierte und eine Einreiseverbot für Muslime forderte.

Der Labour-Politiker, erster muslimischer Bürgermeister in einer EU-Hauptstadt, kritisiert in dem Beitrag explizit Premierminister David Cameron und Zac Goldsmith, seinen Konkurrenten um das Amt. London habe eine solche Politik nicht verdient, schreibt Khan.

Zum Amtsantritt am Samstag brach der 45 Jahre alte Labour-Politiker demonstrativ mit den Gepflogenheiten und ersetzte den traditionellen Gottesdienst zur Amtseinführung in der Southwark Cathedral durch eine interreligiöse Feier. Er hoffe, dass sein Wahlerfolg junge Menschen, Muslime und Angehörige anderer Minderheiten ermutige, "sich in der Zivilgesellschaft und der Politik zu engagieren", erklärte er.

Khan, Sohn eines Einwanderers aus Pakistan, hatte bei der Wahl deutlich gegen den konservativen Kandidaten Goldsmith gewonnen. Laut Endergebnis vom Freitag erhielt er rund 57 Prozent der Stimmen. Bereits in seiner Dankesrede in der Nacht zum Samstag nahm er Bezug auf den mit harten Bandagen geführten Wahlkampf, in dem die Tories ihm Sympathien für islamische Extremisten unterstellt hatten. "London hat für die Hoffnung und gegen die Furcht, für die Einheit und gegen die Spaltung gestimmt", sagte er.

Khan erhält Unterstützung auch aus dem konservativen Lager

Unterstützung erhielt Khan auch aus den Reihen der Konservativen. Sayeeda Warsi, frühere Tory-Ministerin und wie Khan Kind eines pakistanischstämmigen Busfahrers, äußerte sich beschämt über die "entsetzliche" Wahlkampagne, die ihre Partei letztlich "Sieg, Ansehen und Glaubwürdigkeit in Fragen von Rasse und Religion gekostet" habe. Der ehemalige Berater von Premier David Cameron, Steve Hilton, sagte, die Goldsmith-Kampagne habe das "hässliche" Gesicht der Partei wieder hervorgeholt.

Dagegen rechtfertigte Verteidigungsminister Michael Fallon in der BBC den Wahlkampfkurs, in dem die Tories Khans Tätigkeit als Menschenrechtsanwalt instrumentalisiert hatten. So hatte Khan etwa 2001 den antisemitischen Nation of Islam-Führer Louis Farrakhan verteidigt. Cameron hatte Khan außerdem vorgeworfen, mehrmals an der Seite des radikalislamischen Predigers Suleiman Ghani aufgetaucht zu sein. Khan hatte sich jedoch stets von den Ansichten seiner Mandanten distanziert. Fallon sagte, die sich daraus ergebenden Fragen an Khan seien dennoch legitim gewesen.

Khan hat eine klassische Aufsteigerbiographie: Geboren wurde er 1970 als Sohn eines aus Pakistan zugewanderten Busfahrers. Zusammen mit sieben Geschwistern wuchs Khan in einer Sozialwohnung auf. Nach dem Studium und seiner Arbeit für eine britische Menschenrechtsgruppe zog 2005 zog er ins britische Unterhaus ein, drei Jahre später wurde er Verkehrsminister. Im Amt des Bürgermeisters folgt er auf den populären Konservativen Boris Johnson.

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