NS-Verbrechen:Der Wert der Gerechtigkeit

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Meinhof, Prozess gegen den KZ-Wachmann Josef S.

SS-Sturmbannführer Gustav Wegner (auf dem Pferd) mit seiner Truppe, zu der ab Herbst 1941 auch Josef S. gehörte. Wegner befehligte auch Exekutionskommandos, zum Beispiel die Erschießung von 71 niederländischen Widerstandskämpfern Anfang Mai 1942.

(Foto: Gedenkstätte und Museum Sachsenhausen)

Jahrzehntelang lebte Josef S. unbehelligt, jetzt steht der Hundertjährige in Brandenburg an der Havel vor Gericht, angeklagt der Beihilfe zu 3518 Morden im KZ Sachsenhausen. Warum erst jetzt?

Von Renate Meinhof, Brandenburg an der Havel

Gebückt wirkt er nicht, dieser schmale, immer noch große Mann, der tastend, aber nicht schlurfend die wenigen Meter gepflasterten Weges von der Haustür bis zum Zaun seines Grundstücks nimmt. Ein Rollator gibt ihm Halt. Innerlich gleicht man seine Gestalt mit der "Personalbeschreibung" des SS-Rottenführers Josef S. ab, Punkt 18 eines Blattes der Truppenstammrolle Nr. 93/44/11, die der Kompaniechef des SS-Totenkopf-Wachbataillons Sachsenhausen am 31. Oktober 1944 unterzeichnet hat. Größe: 180. Gestalt: schlank. Haarfarbe: hellblond. Augen: blau. Mund: normal. Nase: normal. Bart: ohne. Kennzeichen: keine. Mundart? Bei Mundart steht nichts.

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