Sachsen:Sportlich, fröhlich, konservativ

Einführungsgottesdienst für sächsischen Landesbischof

Umstritten wegen seiner ablehnenden Haltung zu homosexuellen Partnerschaften: Carsten Rentzing.

(Foto: Matthias Hiekel/dpa)

Sachsens neuer Landesbischof Rentzing stellt sich gegen die Homo-Ehe. Seine Wahl hat die EKD verunsichert.

Von Matthias Drobinski

Carsten Rentzing bringt ziemlich viel von dem mit, was man braucht, um als guter evangelischer Landesbischof zu gelten. Mit 47 Jahren ist er für Kirchenverhältnisse recht jung. Er ist Triathlet, und es kommt immer gut an, wenn Kirchenleute nicht vergeistigt vor sich hinstolpern, sondern volksnah sportlich sind. Seine bisherige Gemeinde der 8000-Einwohner-Stadt Markneukirchen im sächsischen Vogtland zählt 3000 Mitglieder, und das mitten im säkularen Osten; Rentzing gilt als so fröhlich wie fromm und als Prediger, der nicht schwafelt. Er ist Vater von vier Kindern, seine Frau hat bislang mit ihm als Pfarrerin in der Gemeinde zusammengearbeitet.

Und doch war es für viele sächsische Protestanten ein Affront, dass er am Samstag in der Dresdner Frauenkirche als neuer sächsischer Landesbischof eingeführt wurde. Denn für Rentzing ist klar: Gott will keine Homo-Ehe, schon gar nicht im Pfarrhaus. Als seine Landeskirche 2012 in so restriktiv wie nirgendwo sonst definierten Ausnahmefällen erlaubte, dass schwule Pfarrer und lesbische Pfarrerinnen mit ihrem jeweiligen Partner zusammenwohnen dürfen, da schlug er sich auf die Seite derer, denen selbst das zu weit ging.

Und dann hat die Synode ausgerechnet Rentzing zum Nachfolger des liberalen Bischofs Jochen Bohl gewählt, mit nur einer Stimme Mehrheit, nach sechs Wahlgängen und einigem zerschlagenen Porzellan. Die sächsische Landeskirche ist traditionell eher konservativ, und doch hat die Wahl einige Verunsicherung innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ausgelöst: In der EKD gilt die Wahl als Zeichen für das wachsende Gewicht der Konservativen im Protestantismus.

Vor der Amtseinführung hat der gebürtige West-Berliner Rentzing, der sich erst als Student zum tiefgläubigen Christen wandelte, der Welt ein langes Interview gegeben, in dem er, mal differenziert, mal herumeiernd, seine Haltung zur Homosexualität erklärt. Nein, gegen homosexuelle Paare habe er "überhaupt nichts", aber "die Aussagen der Bibel machen es mir persönlich schwer, jemandem zu raten, dass er seine Homosexualität leben sollte". In seiner Antrittspredigt ging er auf dieses Thema nicht ein. Er verurteilte Gewalt gegen Flüchtlinge und kritisierte eine "Taubheit" gegenüber Bedürftigen. In diesem Bereich hatte Rentzing schon vorher Klarheit geschaffen. Die Kirche müsse sich von Ausländerfeindlichkeit klar abgrenzen und "scharf dagegen protestieren"; die NPD bekomme den "scharfen Gegenwind der Kirchengemeinden zu spüren", er werde alles dafür tun, "dass sich unsere Landeskirche auch weiterhin klar gegen Ausländerfeindlichkeit stellt und offen für Flüchtlinge bleibt". Im Pegida-Heidenau-Land ist das durchaus mutig.

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