Sachsen:Bomben gegen Muslime

In Dresden beginnt der Prozess gegen einen Pegida-Sympathisanten. Ihm wird vorgeworfen, 2016 einen Sprengsatz vor einer Moschee gezündet zu haben.

Von Antonie Rietzschel, Dresden

Vor dem Dresdner Landgericht hat ein Prozess um mehrere Sprengstoffanschläge begonnen. Nino K. wird vorgeworfen im September 2016 eine Rohrbombe vor einer Moschee im Westteil der Stadt gezündet zu haben. Dazu platzierte er laut Anklageschrift drei Rohrbomben mit Zeitschaltuhr vor der Eingangstür, die von der Wucht aufgedrückt wurde. Durch die Explosion entstand ein riesiger Feuerball. Der Imam und seine Familie, die sich damals in der zur Moschee gehörenden Wohnung aufhielten, blieben unverletzt. Die Generalstaatsanwaltschaft führt dies daraufhin zurück, dass zwei Rohrbomben nicht detonierten, sondern fortgeschleudert wurden. Sie wirft K. unter anderem versuchten Mord in vier Fällen und schwere Brandstiftung vor.

Der 31-Jährige lebte nur 450 Meter von dem Gebäude entfernt. Aus Sicht der Generalstaatsanwaltschaft wusste er genau, dass sich in der Moschee auch eine Wohnung befindet. Am Abend der Tat soll auch ein Lichtschein aus dem Wohnungsfenster zu sehen gewesen sein. K. platzierte den Sprengsatz trotzdem. Nach Überzeugung der Staatsanwaltschaft handelte der Angeklagte aus Geringschätzung gegenüber Ausländern und Menschen mit muslimischem Glauben. "Durch die Anschläge wollte er die Vertreibung von Muslimen erreichen", heißt es in der Anklageschrift.

Der Angeklagte soll zudem auf der Terrasse des Dresdner Kongresszentrums einen weiteren Sprengsatz gezündet haben. Es entstand ein Schaden von 21 000 Euro. Beide Taten ereigneten sich kurz vor den Feierlichkeiten zum Tag der Deutschen Einheit. Ins Kongresszentrum hatte der damalige Bundespräsident Joachim Gauck zu einem Empfang geladen. Dem Angeklagten sei es darum gegangen, mit der Explosion ein Zeichen gegen die Einwanderungspolitik der Bundesregierung zu setzen, wirft ihm die Staatsanwaltschaft vor.

Nino K. gilt als Pegida-Sympathisant. Im Juli 2015 trat er bei einer Demonstration der Bewegung auf, hetzte gegen Flüchtlinge und beschimpfte Bundeskanzlerin Angela Merkel als "Volksverräterin". Demonstrationen und Reden reichten ihm offenbar nicht mehr aus. Mitte 2016 suchte er laut Staatsanwaltschaft Mitstreiter unter Pegida-Sympathisanten für Gewalttaten, fand sie jedoch nicht. Für den Prozess sind 14 Verhandlungstage angesetzt.

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