Sachsen:Asylbewerber gefesselt

In Arnsdorf hat eine mutmaßliche "Bürgerwehr" einen irakischen Asylbewerber aus einem Supermarkt gezerrt und mit Kabelbindern an einen Baum gefesselt.

In Sachsen hat eine mutmaßliche "Bürgerwehr" einen irakischen Asylbewerber aus einem Supermarkt gezerrt und mit Kabelbindern an einen Baum gefesselt. Dabei wurde der offenbar psychisch kranke 21-Jährige auch geschlagen. Die Polizei ermittelte anfangs gegen unbekannt. Inzwischen wurden mindestens drei Tatverdächtige im Alter von 29, 49 und 54 Jahren ermittelt, wie die Polizei am Donnerstag in Görlitz mitteilte. Sie wohnten alle im Raum Arnsdorf und seien bislang noch nicht polizeilich in Erscheinung getreten. Der Vorfall hatte sich am 21. Mai in Arnsdorf im Landkreis Bautzen ereignet und war durch ein Video im Internet öffentlich geworden. Darin wird auch von einer "Bürgerwehr" gesprochen. Arnsdorfs Bürgermeisterin Martina Angermann sagte, von der Existenz einer Bürgerwehr in ihrer Gemeinde habe sie bisher nichts gewusst. Sie sei "ganz schön erschrocken" als sie das Video gesehen habe. Mittlerweile ist bekannt, dass sich unter den drei Männern auch der CDU-Gemeinderat Joachim Oelsner befand. Bereits am 23. Mai hatte ihn eine Ratskollegin in einer Gemeinderatssitzung auf den Übergriff angesprochen. Sie hatte die Aktion im Supermarkt selbst mitbekommen. Damals sagte Oelsner, man habe Zivilcourage gezeigt. Auch die Polizei rechtfertigte das Festhalten des Flüchtlings jedenfalls teilweise. "Durch die Erregtheit des Asylbewerbers war das Festhalten sinnvoll, ich tu mich schwer zu sagen, notwendig", sagte der zuständige Görlitzer Polizeipräsident Conny Stiehl am Donnerstag. Eine Verkäuferin habe sich bedroht gefühlt. Die Polizeibeamten hätten sich in dem Markt über den Sachverhalt informiert. "Dabei hat das im späteren Video Gezeigte keine Rolle gespielt. Also mussten wir davon ausgehen, dass das Handeln derjenigen, die uns geholfen haben, korrekt war", sagte Stiehl.

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