Sachsen-Anhalt:Philologenverband hetzt gegen Flüchtlinge

Zwei Funktionäre aus Sachsen-Anhalt warnen in einer Zeitschrift vor einer "Immigranteninvasion" - und fragen, wie man "unsere jungen Mädchen" vor sexuellen Kontakten mit "muslimischen Männern" schützen könne.

Von Benedikt Peters

Der deutsche Philologenverband ist eine Organisation sprachlicher Genauigkeit. 90 000 Lehrer sind in der Gewerkschaft Mitglied, viele arbeiten am Gymnasium. Viele unterrichten Fremdsprachen oder Germanistik.

Man kann also davon ausgehen, dass der Vorsitzende der Sektion Sachsen-Anhalt und seine Stellvertreterin sich bewusst waren, was sie da in der aktuellen Verbandszeitschrift schreiben. Wer das Heft öffnet, dem springt auf Seite vier das Foto eines Herrn mit Brille und schütterem Haar ins Auge: Jürgen Mannke, Schulleiter eines Gymnasiums, promovierter Philologe. Dann folgt ein "Leitartikel", den er mit seiner Stellvertreterin Iris Seltmann-Kuke geschrieben hat.

"Eine Immigranteninvasion überschwappt Deutschland"

Gleich der erste Satz lautet: "Eine Immigranteninvasion überschwappt Deutschland." Etwas weiter unten schreiben sie von Sorgen, die sie sich anscheinend machen: "Wie können wir unsere jungen Mädchen im Alter ab 12 Jahren so aufklären, dass sie sich nicht auf ein oberflächliches sexuelles Abenteuer mit sicher oft attraktiven muslimischen Männern einlassen?" Es gebe "viele Frauen, die als Mütter heranwachsender Töchter die nahezu ungehemmten Einwanderungsströme mit sehr vielen Sorgen betrachten" würden.

Damit noch nicht genug der Pauschalisierung: In "den muslimischen Ländern" würden Frauen "nicht als gleichberechtigt angesehen und oft nicht gerade würdevoll behandelt". Diese Argumentation war nahezu wortgleich kürzlich auf einer AfD-Veranstaltung zu hören, als der Parteifunktionär Björn Höcke - auch ein gelernter Lehrer - vor der Gefahr warnte, die für "blonde Frauen" von Männern ausgehe, in deren Kulturkreis Frauen weniger wert seien als hierzulande.

Inzwischen gibt es einen Protestbrief an Mannke

Für eine Stellungnahme war Mannke am Freitagabend nicht zu erreichen, ebensowenig der Deutsche Philologenverband. Der Mitteldeutschen Zeitung sagte der Schulleiter aber, er bediene keine rassistischen Ressentiments. Er mache sich nur Sorgen und lasse sich nicht den Mund verbieten. Sich selbst charakterisieren Mannke und Seltmann-Kuke in dem Artikel als "verantwortungsbewusste Pädadogen".

Auf Twitter hat sich inzwischen Protest formiert, eine Nutzerin schrieb den Pädagogen einen offenen Brief.

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