Süddeutsche Zeitung

Sachsen-Anhalt:Mutmaßlicher Brandanschlag auf AfD-Politiker

Ein Unbekannter soll versucht haben, eine Gartenlaube anzuzünden. Die Polizei ermittelt wegen versuchten Mordes.

Von Ulrike Nimz, dpa, Leipzig

Nach einem mutmaßlichen Brandanschlag auf einen AfD-Politiker aus Sachsen-Anhalt ermittelt die Polizei wegen versuchten Mordes. Bisherigen Erkenntnissen zufolge hat ein Unbekannter am frühen Sonntagmorgen versucht, eine hölzerne Gartenlaube anzuzünden, in der Sebastian Koch, Vorsitzender des AfD-Kreisverbandes Altmark-West, und seine Lebensgefährtin schliefen. Laut Polizei war die junge Frau am Sonntagmorgen wach geworden, weil sie ungewöhnliche Geräusche in der Nähe der Laube gehört hatte. Durch ein Fenster habe sie gegen 3.30 Uhr gesehen, wie eine unbekannte Person geflüchtet sei und unmittelbar darauf habe sie unter dem Fenster ein Feuer bemerkt. Das Paar konnte den Brand selbst löschen und blieb unverletzt, so ein Polizeisprecher.

Die alarmierten Beamten stellten Brandbeschleuniger am Tatort fest. Der Einsatz eines Fährtensuchhundes blieb jedoch erfolglos. Der Sachschaden belaufe sich auf rund 500 Euro. Konkrete Hinweise zu dem oder den Tätern gebe es bislang nicht, teilte die Polizei am Montag mit. Ein politisches Motiv könne nicht ausgeschlossen werden, die Ermittlungen laufen in alle Richtungen.

Am Tag vor der Tat fand in Arendsee ein Sommerfest der AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) statt, an dem der Partei zufolge etwa hundert Besucher teilnahmen, darunter auch mehrere Landtags- und Bundestagsabgeordnete. Viele Teilnehmer des Festes hätten in den Holzhütten und Zelten am Arendsee übernachtet, unter ihnen auch Kinder, teilte die AfD mit.

In der Partei geht man von einem gezielten Anschlag aus. "Die Art der notwendigen Vorbereitungen spricht für eine geplante Tat aus dem linksextremen Milieu", erklärte der AfD-Landesvorsitzende Martin Reichardt via Facebook. Der JA-Landesvorsitzende Jan Wenzel Schmidt sprach von einem "feigen Mordanschlag".

256 Straftaten gegen Amts- und Mandatsträger hat 2018 das Bundeskriminalamt gezählt

Attacken auf Kommunalpolitiker sind keine Seltenheit. 1256 Straftaten gegen Amts- und Mandatsträger hat das Bundeskriminalamt 2018 gezählt, davon 222 links motiviert, 517 rechts. In den meisten Fällen handelt es sich um Beleidigungen, Volksverhetzung und Sachbeschädigungen an Wahlkreisbüros. Aber die Täter zielen auch aufs Private. Vergangene Woche wurde die Linken-Politikerin Ramona Gehring Opfer eines Sprengstoffanschlags. In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch kam es zu einer Explosion vor ihrer Wohnung im sächsischen Zittau. Auch Gehrings siebenjähriges Enkelkind hielt sich zu diesem Zeitpunkt im Wohnzimmer auf, blieb trotz geborstener Fenster unverletzt. Die auf Rechtsextremismus spezialisierte Einheit "Soko Rex" hat die Ermittlungen in dem Fall übernommen. Gehring kündigte an, sich von dem Anschlag nicht einschüchtern zu lassen. "Ich werde weiterhin für Mitmenschlichkeit und eine tolerante Gesellschaft eintreten", erklärte sie.

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SZ vom 30.07.2019
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