Sachsen-Anhalt:Beginn der Fachgespräche

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) will zügig und geräuschlos eine neue Regierung mit SPD und Grünen bilden. Doch es könnte auch Streit geben - wenn es um den Posten des Kultusministers geht.

Von Cornelius Pollmer, Dresden

Nach dem großen Erfolg der AfD bei den Landtagswahlen in Sachsen-Anhalt bemüht sich Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU), zügig und geräuschlos eine neue Regierung mit SPD und Grünen zu bilden. Die zweite Sondierungsrunde am Montag dauerte nur 55 Minuten, am Dienstag nun trafen sich erstmals die Leiter der neun fachlichen Arbeitsgruppen. Diese Gruppen orientieren sich in ihrer Ausrichtung an den bisherigen Zuschnitten der Ministerien. Interessant dürfte etwa das Aufeinandertreffen von Claudia Dalbert (Grüne) und Stephan Dorgerloh (SPD) in der Runde "Bildung und Kultur" werden. Dorgerloh war bislang Kultusminister und würde dies gerne bleiben, Grünen-Fraktionschefin und Bildungsexpertin Claudia Dalbert gilt als potenzielle Nachfolgerin. Zusätzlich zu den Facharbeitsgruppen wurde eine Runde gebildet, die Strategien zur Stärkung von "Demokratie und Integration" erarbeiten soll.

Spätestens am 25. April muss der Landtag den Ministerpräsidenten wählen. Der Zeitplan bis dahin ist eng getaktet. Am 1. April wollen die Grünen auf einem kleinen Parteitag entscheiden, ob die Sondierungen in Koalitionsverhandlungen übergehen sollen, am 2. April folgt die SPD. In dieser waren nach dem Einbruch auf 10,6 Prozent bei der Landtagswahl heftige Kämpfe ausgebrochen. Spitzenkandidatin Katrin Budde gab zunächst den Fraktionsvorsitz ab und ließ auch den Parteivorsitz ruhen. Letzteren soll nun der SPD-Bundestagsabgeordnete Burkhard Lischka übernehmen. Die Wahl von Buddes Vertrautem Andreas Steppuhn zum neuen Fraktionsvorsitzenden weckte bei Buddes Gegnern den Verdacht, diese wolle weiter intensiv Einfluss nehmen auf die Politik der Fraktion. Am Freitag reiste schließlich gar SPD-Chef Sigmar Gabriel nach Magdeburg, um den Landesverband auf die Übernahme von Regierungsverantwortung nachdrücklich einzustimmen - an dessen Basis hatte es nach der Wahl vereinzelt den Wunsch gegeben, die Partei in der Opposition neu aufzustellen. Das komplizierte Wahlergebnis erschwert dies allerdings. Das liegt auch am starken Abschneiden der AfD, die mit 24,2 Prozent in den Landtag gewählt worden ist. Spitzenkandidat André Poggenburg wurde am Wochenende von 70 Prozent der neuen Fraktion zu deren Vorsitzendem gewählt. Er kündigte an, den Parteivorsitz niederlegen zu wollen, um sich auf seine neue Funktion konzentrieren zu können. Zum neuen Fraktionschef der Linken wurde am Dienstag einstimmig Swen Knöchel gewählt.

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