In einem der mutmaßlich größten und gefährlichsten Sabotagefälle der letzten Jahre haben Ermittler der britischen Polizei Mitte März am Londoner Flughafen Stansted einen 38-jährigen Rumänen festgenommen, wie die Süddeutsche Zeitung, NDR und WDR exklusiv erfuhren. Ein Sprecher der britischen Anti-Terrorpolizei bestätigte die Festnahme. Dem Mann werde vorgeworfen, einen „ausländischen Geheimdienst“ unterstützt zu haben.
Großbritannien, Polen, Litauen und auch Deutschland ermitteln seit Monaten zu einer Reihe von Brandsätzen, die im vergangenen Sommer für Aufruhr sorgten – und die europäische Luftfahrt nur knapp an einer Katastrophe vorbeischrammen ließ. Im Juli 2024 gerieten binnen weniger Tage Luftfrachtpakete in Birmingham, Warschau und Leipzig in Brand. Ermittler gehen davon aus, dass sich in den verschickten Paketen, teils unter Massagekissen und Sexspielzeug versteckt, Magnesium-Brandsätze befanden. Magnesium ist hoch brennbar und extrem schwer zu löschen.
Der damalige Chef des Verfassungsschutzes, Thomas Haldenwang, sagte später, es sei nur einem glücklichen Zufall zu verdanken, dass sich das DHL-Paket am Flughafen in Leipzig noch am Boden und nicht in der Luft entzündete. Andernfalls wären die Folgen wohl verheerend gewesen. Wäre der Flieger beispielsweise über bewohntem Gebiet abgestürzt, hätte es viele Tote geben können.
Weitere Beschuldigte in Polen, Litauen und Bosnien
Aus Ermittlerkreisen heißt es, man gehe davon aus, dass der russische Geheimdienst hinter den Sendungen stecken könnte. Russland hat diesen Vorwurf bisher zurückgewiesen.
Bereits im vergangenen August ließ die Staatsanwaltschaft Polen mehrere Beschuldigte in dem Fall verhaften. Ein weiterer Mann wurde in Bosnien festgenommen und im Februar nach Warschau überstellt. Ein anderer Tatverdächtiger sitzt in Litauen in Haft, er soll Brandpakete aus Vilnius abgeschickt haben. Ermittler vermuten, dass einige der Männer über Messenger-Apps rekrutiert wurden, womöglich von russischen Geheimdienstlern. Die Prozesse gegen die Beschuldigten stehen noch aus.
Im Rahmen der Ermittlungen durchsuchten die Beamten in England zuletzt auch zwei Adressen in Essex. Der am Flughafen Stansted festgenommene Rumäne ist inzwischen gegen Kaution wieder auf freiem Fuß.