Süddeutsche Zeitung

Saarland:Tödlicher Brandanschlag: Rechtsextremist verhaftet

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Vor 31 Jahren starb ein Ghanaer in einem Asylbewerberheim in Saarlouis. Nun lässt die Bundesanwaltschaft einen Verdächtigen festnehmen, gegen ihn wird wegen Mordes ermittelt. Die Polizei räumt Fehler bei den Ermittlungen ein.

Von Kassian Stroh

Mehr als drei Jahrzehnte nach dem tödlichen Brandanschlag auf eine Asylbewerberunterkunft in Saarlouis ist am Montagmorgen ein Tatverdächtiger festgenommen worden. Gegen Peter S. bestehe der "dringende Tatverdacht des Mordes, des versuchten Mordes zum Nachteil von 20 Menschen sowie der Brandstiftung mit Todesfolge", teilte die Bundesanwaltschaft mit. Es gebe einen Haftbefehl gegen ihn. Bei dem Anschlag am 19. September 1991 war ein Ghanaer ums Leben gekommen, zwei Menschen wurden verletzt, 18 weitere Bewohner der Unterkunft konnten sich vor den Flammen in Sicherheit bringen.

Nach einem Bericht des Spiegels war der nun festgenommene Peter S. in den Neunzigerjahren eine bekannte Figur der rechtsextremistischen Szene in Saarlouis. In dieser soll er eine "führende Rolle" eingenommen haben, bei Demonstrationen von Rechtsextremisten als Ordner aufgetreten und 1992 an einem Neonazi-Übergriff auf einen Studenten in Saarbrücken beteiligt gewesen sein.

Nach Angaben des Generalbundesanwalts soll sich S. am späten Abend des 18. September 1991 in einer Gaststätte in Saarlouis mit "rechtsextremistischen Gesinnungsgenossen" getroffen haben. Dabei habe man unter anderem über die rassistisch motivierten Anschläge auf Ausländerunterkünfte in Hoyerswerda gesprochen. So etwas wäre auch in Saarlouis gut - das soll dort die Meinung gewesen sein. S. sei daraufhin zu dem Wohnheim für Asylbewerber gegangen, um es in Brand zu stecken. Im Treppenhaus des Erdgeschosses schüttete er Benzin aus und entzündete es, so der Vorwurf des Generalbundesanwalts.

Ermittlungen waren bereits eingestellt worden

Das Feuer breitete sich demnach rasch aus, im Flur des Dachgeschosses erfasste es einen 27-jährigen Ghanaer, der bald darauf an den Folgen seiner Verletzungen starb. Zwei weitere Hausbewohner sprangen aus dem Fenster und brachen sich mehrere Knochen, wie es in der Mitteilung heißt. "Den übrigen 18 Bewohnern gelang es, sich unverletzt in Sicherheit zu bringen."

Die Ermittlungen im Saarland wurden nach einiger Zeit eingestellt, weil kein Verdächtiger ermittelt wurde. Weil dann aber "gravierende Anhaltspunkte auf einen rechtsextremistischen und rassistischen Hintergrund des Anschlags" hindeuteten, habe man die Ermittlungen wiederaufgenommen, sie wurden seit zwei Jahren von der Bundesanwaltschaft geführt.

Die saarländische Polizei räumte am Montag Versäumnisse ein. "Ich entschuldige mich im Namen des Landespolizeipräsidiums dafür, dass offensichtlich auch Defizite in der damaligen Polizeiarbeit zur Einstellung der Ermittlungen geführt haben", teilte Landespolizeipräsident Norbert Rupp mit. Eine interne Arbeitsgruppe habe seit August 2020 den Fall untersucht und Defizite in der Organisationsstruktur sowie der "Erhebung, Bewertung und Weitergabe von Informationen" festgestellt. So etwas dürfe sich "nicht wiederholen", sagte Rupp - die Polizei habe inzwischen Schwachstellen beseitigt und "Qualitätsstandards" eingeführt.

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