Süddeutsche Zeitung

Russland:Zar Nikolaus II. rehabilitiert

Neunzig Jahre nach der Erschießung des letzten russischen Zaren hat Russlands oberster Gerichtshof Nikolaus II. und seine Familie als Opfer sowjetischer Unterdrückung anerkannt.

Der Oberste Gerichtshof Russlands hat den letzten russischen Zaren Nikolaus II. in aller Form rehabilitiert und als Opfer der politischen Unterdrückung in der Sowjetunion anerkannt. "Das Präsidium des Gerichts hat die Bestrafung von Zar Nikolaus II. und seiner Familie für grundlos erklärt und ihn rehabilitiert", sagte Gerichtsmitglied Pawel Odinzow.

Die Rehabilitierung des Zaren, der im Juli 1918 mit seiner Frau und seinen fünf Kindern erschossen worden war, war von seiner Nachfahrin Maria Wladimirowna seit Jahren gefordert worden. Russlands Präsident Dmitrij Medwedjew gilt als Bewunderer des letzten Zaren.

Durch das Urteil ist die Zarenfamilie von jeglicher Schuld freigesprochen. Verbrechen der Romanows gegen das Volk waren von der sowjetischen Führung im 20. Jahrhundert stets als Grund für deren Hinrichtung angeführt worden. Andere Mitglieder der Romanow-Familie waren in den vergangenen Jahren bereits rehabilitiert worden, der Zarenfamilie war dies aber im Februar erneut verwehrt worden. Die sterblichen Überreste der in Jekaterinburg hingerichteten Familie sind in St. Petersburg bestattet.

Großfürstin Maria Wladimirowna hatte im Jahr 2002 einen Ausschuss unter dem damaligen Präsidenten Wladimir Putin angerufen, um ihre Vorfahren rehabilitieren zu lassen. Die Romanows waren schon im Jahr 2000 von der orthodoxen Kirche als Märtyrer kanonisiert worden. Zum 90. Jahrestag ihrer Hinrichtung am 17. Juli kamen Hunderte russische Monarchisten an den Ort der Tat, um der Zarenfamilie zu gedenken.

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AP/AFP/dafü/gal
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