Krieg in der UkraineRussland ignoriert Forderung nach Waffenruhe

Die Forderungen an Russland nach einer Waffenruhe an den Fronten in der Ukraine sind offenkundig ungehört verhallt. US-Präsident Donald Trump erhöht den Druck und stellt in Aussicht, am Donnerstag nach Istanbul zu reisen, um die Ukraine und Russland dort an einen Verhandlungstisch zu bringen.

Alle Entwicklungen im Liveblog

Dieser Liveblog ist archiviert und wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in der Ukraine.

Wichtige Updates
Russland übergibt Ukraine mehr als 3600 Tote
Ukraine zielt mit Drohnen auf russische Chemiefabriken
Ukraine: Angriff auf Fabrik für Waffenelektronik bei Moskau
Verletzte nach neuen russischen Drohnenschlägen in Charkiw
Pistorius in Kiew – Gespräche über weitere Militärhilfe
Juri Auel
Juri Auel

EU importiert Flüssigerdgas aus Russland in Milliardenhöhe 

Seit dem Beginn des Ukraine-Kriegs hat die Europäische Union einem Bericht zufolge für 32,7 Milliarden Euro russisches Flüssigerdgas importiert. Das berichtet das Magazin Stern, dem Eurostat-Zahlen dazu vorliegen, die das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) beim Statistischen Bundesamt abgefragt hatte. Demnach beläuft sich der Wert von Flüssigerdgas-Einfuhren aus Russland in die EU zwischen Februar 2022 und März 2025 auf knapp 33 Milliarden Euro. Aus den USA importierte die Union im gleichen Zeitraum Flüssiggas für 95,1 Milliarden Euro.

BSW-Chefin Sahra Wagenknecht rügte im Stern die „teure Doppelmoral der Sanktionspolitik“. „33 Milliarden Euro seit Kriegsbeginn für russisches LNG, aber in Deutschland wird russisches Pipeline-Gas zum Tabu erklärt“, sagte sie. Die Partei BSW spricht sich schon länger dafür aus, die Nordstream-Gaspipelines wieder in Betrieb zu nehmen.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Vorsitzende des Ausschusses für Sicherheit und Verteidigung im Europäischen Parlament, forderte hingegen einen Stopp der Importe. Sie sagte: „Es ist absolut inakzeptabel, dass die Europäische Union drei Jahre nach Beginn von Putins brutalem Angriffskrieg weiterhin in Milliardenhöhe Flüssiggas aus Russland bezieht.“ Jeder einzelne Euro, den die EU für russisches Flüssigerdgas zahle, finanziere Putins Kriegsmaschinerie mit. „Das ist nicht nur eine energiepolitische Bankrotterklärung, sondern vor allem ein sicherheitspolitisches Versagen“, so die Politikerin.

Zum Vergleich: Im selben Zeitraum unterstützte die EU und ihre Mitgliedsstaaten die Ukraine mit Militärhilfen im Umfang von etwa 50 Milliarden Euro.
Philipp Saul
Philipp Saul

Russland übergibt Ukraine mehr als 3600 Tote

Die Ukraine hat bei drei Rückgabeaktionen aus Russland binnen weniger Tage mehr als 3600 Leichen erhalten. Am Samstag wurden erneut 1200 Tote übergeben, wie der zuständige Koordinierungsstab für die Angelegenheiten von Kriegsgefangenen in Kiew mitteilte. Vorsichtig sprach der Stab von „Leichen, bei denen es sich nach russischen Angaben um ukrainische Bürger handelt, vor allem um Armeeangehörige“. Sie müssten nun genau gerichtsmedizinisch identifiziert werden.

Präsident Wolodimir Selenskij hatte in Zweifel gezogen, dass alle aus Russland übergebenen Leichen tatsächlich Ukrainer seien. Er legte aber keine Belege dafür vor, dass der Ukraine Tote untergeschoben werden. Die Ukraine soll nach einer Vereinbarung bis zu 6000 tote Soldaten zurückerhalten. Am Mittwoch waren 1212 und am Freitag 1200 Leichen übergeben worden. Die russische Seite erhielt wie am Freitag keine toten Soldaten zurück. Das sagte ein Moskauer Unterhändler der staatlichen Nachrichtenagentur Tass.

Außerdem gab es nach Angaben beider Seiten den vierten Austausch von Kriegsgefangenen. „Wir holen weiter unsere Leute aus der Gefangenschaft zurück“, schrieb Selenskij auf der Plattform X. Auf diese humanitären Gesten hatten sich die Kriegsparteien bei Gesprächen Anfang Juni in Istanbul verständigt. Von den Gefangenen sollen vor allem sehr junge sowie schwer verletzte oder kranke Soldaten heimkehren.
Philipp Saul
Philipp Saul

Ukraine zielt mit Drohnen auf russische Chemiefabriken

Die Ukraine hat nach russischen Medienberichten kriegswichtige Industrieanlagen in Russland mit Kampfdrohnen angegriffen. Ein Ziel war demnach die Chemiefabrik Asot (Stickstoff) in der südrussischen Stadt Newinnomyssk. Ihre Produkte gelten als wichtig zur Sprengstoffherstellung.

Offiziell bestätigte der Gouverneur der Region Stawropol, Wladimir Wladimirow, dass Drohnenteile im Industriegebiet von Newinnomyssk abgestürzt seien. Verletzte gebe es nicht. Augenzeugen berichteten, dass über der Stadt mindestens zehn Explosionen zu hören waren. Angaben zu Schäden an der Fabrik gab es nicht. Von russischer Seite bestätigt wurde auch ein Angriff auf die Stadt Nowokujbyschewsk bei Samara an der Wolga. Dort gibt es ebenfalls eine große Chemiefabrik. Das russische Militär schoss nach eigenen Angaben 66 ukrainische Drohnen über verschiedenen Teilen des Landes ab.

Der ukrainische Generalstab bestätigte Angriffe auf diese zwei Fabriken. Es sei darum gegangen, die „gegnerischen Fähigkeiten zur Herstellung von Sprengstoff und Munition“ zu reduzieren.

Die russische Armee griff in der Nacht unter anderem die südukrainische Großstadt Saporischschja mit Kampfdrohnen an. Dabei seien zwei Polizisten verletzt worden, teilte Gebietsgouverneur Iwan Fedorow mit.
Anna-Maria Salmen
Anna-Maria Salmen

Ukraine erhält erneut mehr als 1200 Leichen gefallener Soldaten 

Die Ukraine hat von Russland die sterblichen Überreste von weiteren 1200 ihrer getöteten Soldaten von Russland bekommen. Das teilte der für Kriegsgefangenenbelange zuständige Stab in Kiew mit. Die Übergabe sei unter Vermittlung des Internationalen Roten Kreuzes zustande gekommen. Es ist die zweite Übergabe dieser Art in dieser Woche. Am Mittwoch hatte Kiew die sterblichen Überreste von 1212 Soldaten erhalten und Moskau im Gegenzug 27 Tote übergeben. 

Bei Verhandlungen in Istanbul am 2. Juni war von insgesamt 6000 Leichen ukrainischer Soldaten die Rede, die Russland an die Ukraine übergeben sollte. Ursprünglich sollte der Tausch bereits am vergangenen Wochenende beginnen. Er scheiterte aber zunächst an einer fehlenden Abstimmung zwischen den Kriegsparteien. 
Anna-Maria Salmen
Anna-Maria Salmen

Ukraine erhält weitere Finanzhilfen aus der EU

Die EU hat der Ukraine weitere Finanzhilfen in Höhe von einer Milliarde Euro als Teil eines großen Hilfspakets überwiesen. Das Geld ist ein Darlehen, das mit Zinserträgen aus der Verwahrung von eingefrorenem Staatsvermögen Russlands in der EU zurückgezahlt wird. „Wir stehen der Ukraine auf lange Sicht zur Seite“, schreibt Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen auf der Plattform X.

Das Unterstützungspaket ist Teil einer Initiative der G-7-Gruppe der großen demokratischen Industrienationen, die bis 2027 insgesamt neue Hilfszahlungen von etwa 45 Milliarden Euro vorsieht. Die EU stellt davon 18,1 Milliarden Euro zur Verfügung. Mit der neuen Auszahlung flossen seit Jahresbeginn bereits sieben Milliarden Euro.  
Juri Auel
Juri Auel

Pistorius: Europäer müssen sich auf schrittweisen US-Rückzug einstellen 

Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius rechnet nach eigenen Worten mit einem allmählichen Ende der militärischen Unterstützung der USA für Europa und die Ukraine. "Ja, das ist so. Das wäre dann so und damit müssen wir umgehen", sagte er auf eine entsprechende Frage am Donnerstagabend im ZDF. Immerhin habe zuletzt US-Verteidigungsminister Pete Hegseth lediglich von einer Reduzierung der Ukraine-Hilfe gesprochen, obwohl auch ein komplettes Aus befürchtet wurde. "Davon ist nicht mehr die Rede." Trotzdem müsse man nun schauen, wie stark die Unterstützung falle und ob die Europäer sie kompensieren könnten.
Carina Seeburg
Carina Seeburg

Ukraine und Russland tauschen erneut Gefangene aus 

Die Ukraine und Russland haben eine weitere Gruppe Kriegsgefangener ausgetauscht. „Das ist bereits die zweite Etappe der Rückkehr von schwer kranken und schwer verletzten Kämpfern“, schrieb der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij bei Telegram. Auch das russische Verteidigungsministerium teilte mit, dass Gefangene ausgetauscht worden seien. Konkrete Zahlen nannten beide Seiten auch dieses Mal - beim mittlerweile dritten Austausch in dieser Woche - nicht.

Unter den Rückkehrern seien auch Verteidiger der südostukrainischen Hafenstadt Mariupol, teilte der Stab für Kriegsgefangenenbelange in Kiew mit. Sie verbrachten demnach mehr als drei Jahre in russischer Kriegsgefangenschaft. Ausgetauscht worden seien zudem Soldaten im Alter von unter 25 Jahren. Ein Teil der Freigelassenen galt den Angaben zufolge ursprünglich als vermisst.

Das russische Verteidigungsministerium bestätigte den Austausch. Demnach fand die Übergabe der Kriegsgefangenen wieder an der belarussisch-ukrainischen Grenze statt. Die freigekommenen russischen Soldaten werden weiter nach Russland gebracht, hieß es.

Bei den direkten Verhandlungen zwischen Vertretern Kiews und Moskaus in Istanbul am 2. Juni war die Rede von insgesamt 1200 Gefangenen, die jede Seite freilassen will.  
Dimitri Taube

Ukraine: Angriff auf Fabrik für Waffenelektronik bei Moskau

Das ukrainische Militär hat nach eigenen Angaben in der Nacht eine Fabrik in der Region Moskau angegriffen, die Elektronik für Hightech-Waffen und Militärausrüstung herstellt. Es habe in der Produktionsanlage Explosionen gegeben, erklärte das Militär auf Telegram. Eine Stellungnahme Russlands lag bislang nicht vor. 
Anna-Maria Salmen
Anna-Maria Salmen

Verletzte nach neuen russischen Drohnenschlägen in Charkiw

Bei neuen russischen Drohnenangriffen auf die Ukraine sind in Charkiw mehr als ein Dutzend Menschen verletzt worden. Militärgouverneur Oleh Synjehubow sprach am Morgen von 15 Verletzten, darunter vier Kinder. Die gesamte Region Charkiw sei mit Dutzenden Drohnen und auch mit Gleitbomben angegriffen worden. „Zivile Infrastruktur wurde beschädigt und zerstört“, sagte er. Allein in Charkiw seien unter anderem elf Wohnblocks, zahlreiche Autos und zwei Schulen beschädigt worden. Bürgermeister Ihor Terechow berichtete, eine Drohne sei in einem Schulhof gelandet, Fensterscheiben seien zu Bruch gegangen.

Insgesamt seien neun Orte des Gebiets Charkiw von den Angriffen betroffen gewesen, teilte Gouverneur Synjehubow auf Telegram mit. Russland greift die nahe an seiner Grenze gelegene Region seit Tagen massiv an. Es gab bereits zahlreiche Tote und Dutzende Verletzte sowie schwere Zerstörungen.

Nach ukrainischen Angaben gab es auch in anderen Regionen des Landes Angriffe. Im Süden der Region Odessa kam es nach Angaben des Zivilschutzes zu einem Großbrand, zerstört worden seien Lagerhäuser mit Schilf und Anlagen zu dessen Verarbeitung. Verletzte habe es nicht gegeben.
Dimitri Taube

Pistorius in Kiew – Gespräche über weitere Militärhilfe

Verteidigungsminister Boris Pistorius ist am Morgen zu politischen Gesprächen in der ukrainischen Hauptstadt Kiew eingetroffen. Der SPD-Politiker will die Militärhilfe für die Ukraine weiter ausbauen. Bei seiner Ankunft verurteilte er die verstärkten russischen Luftangriffe auf das Land, die „außerordentlich heftig und bedrohlich mit der großen Zahl von Marschflugkörpern und Drohnenangriffen“ seien.

„Das setzt ein klares Zeichen aus Moskau: Es gibt kein Interesse an einer friedlichen Lösung derzeit, sondern es werden mit unverminderter Härte und vor allen Dingen auch wieder zunehmend zivile Bereiche in der Ukraine angegriffen“, sagte Pistorius auf dem Bahnhof in Kiew.

Seine Reise zeige, dass auch die neue Bundesregierung weiter an der Seite der Ukraine stehe. Pistorius sagte: „Natürlich wird es darum gehen, wie die Unterstützung Deutschlands und auch der anderen Europäer in Zukunft aussehen wird. Was wir tun können, beispielsweise im Bereich der Industriekooperation, aber auch der sonstigen Unterstützung.“ 

Da die USA unter Präsident Donald Trump auf Distanz zur Ukraine gegangen sind und weitere Unterstützung nicht sicher ist, haben Pistorius und sein britischer Amtskollege John Healey eine Führungsrolle bei der Militärhilfe übernommen. Pistorius hat dazu bei einem Treffen in Brüssel einen neuen Anlauf für die internationale Verstärkung und Aufrechterhaltung der ukrainischen Flugabwehr genommen. Ein weiterer Schwerpunkt ist der sogenannte elektromagnetische Kampf. Dabei geht es um die Sicherstellung der ukrainischen Kommunikation, die Aufklärung und Störung der russischen Kommunikation sowie die Drohnenabwehr.
Anna-Maria Salmen
Anna-Maria Salmen

Selenskij: Kreml will Korridor bis nach Rumänien erobern

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij hat Russland vorgeworfen, weitreichendere Eroberungspläne zu verfolgen, als offiziell bekannt. „Die russischen Militärpläne zielen auf diese Region – Odessa – und dann auf die Grenzen zu Moldawien und Rumänien“, sagte Selenskij bei einem Gipfel mit den Staats- und Regierungschefs aus Südosteuropa in Odessa. Russland strebe danach, in der Region Chaos zu säen, um Europa insgesamt zu schwächen.

Kurz nach Beginn des russischen Angriffskriegs hatte Rustam Minnekajew, ein ranghoher General in Moskau, die Kontrolle über den Süden der Ukraine und den Landweg zu der von Moldau abtrünnigen Region Transnistrien zu den Kriegszielen erklärt. Offiziell hatte sich der Kreml dazu allerdings nicht bekannt.

Laut Selenskij sind die Interessen des Kreml nicht auf die Ukraine begrenzt. So schüre Russland ethnische Konflikte auf dem Balkan, habe sich in die Wahlen eingemischt und plane, die Kontrolle über die Ex-Sowjetrepublik Moldau wiederherzustellen. Wenn bei der Parlamentswahl in Moldau im September Europa Russland unterliege, werde dies Moskau ermutigen, sich noch stärker in die Angelegenheiten anderer europäischer Staaten einzumischen, warnte Selenskij.

Bei dem Ukraine-Südosteuropa-Gipfel wollen die Staats- und Regierungschefs die Probleme der Region besprechen, aber auch Hilfe für die Ukraine koordinieren. Selenskij bat erneut um die Stärkung der Flugabwehr, aber auch um politische Unterstützung etwa beim Beitritt zur EU. Der Ukrainer veröffentlichte auf Telegram ein Video, wie er mit mehreren Staatsgästen Blumen für die gefallenen ukrainischen Soldaten niederlegt.
Juri Auel
Juri Auel

Ex-SPD-Chef Walter-Borjans verteidigt von ihm unterzeichnetes Friedensmanifest 

Der frühere SPD-Chef Norbert Walter-Borjans hat laut einem Medienbericht vor einem „Rüstungsrausch“ gewarnt und das von ihm unterschriebene Friedensmanifest verteidigt. „So wünschenswert es wäre, einem Narzissten ohne jedes Entgegenkommen eine stabile Weltordnung abzuringen – es ist leider nicht nur in diesem Fall illusorisch", sagte Walter-Borjans dem Stern.  "Ich bin bestürzt darüber, wie ein Manifest, das klar Verteidigungsfähigkeit und offensiven Verhandlungswillen verknüpft, zur Nachricht verkommt, wir plädierten einfach nur für Gespräche mit Russland." Namentlich nannte er den CDU-Politiker Roderich Kiesewetter. „Was Herr Kiesewetter da loslässt, könnte man mit dem ebenso hanebüchenen Vorwurf kontern, da wolle jemand Krieg. Abrüstung nach innen scheint mir fast ebenso wichtig wie nach außen.“  

Kiesewetter hatte auf X das Manifest ungeheuerlich genannt und weiter geschrieben: „Damit will man die Ukraine der Vernichtungsabsicht Russlands ausliefern und uns mit! Wann wird begriffen, dass Russland nicht verhandeln und keinen Frieden will. Russland muss militärisch und politisch unter Druck geraten: mit mehr militärischer Unterstützung für die Ukraine und stärkeren Sanktionen.“

Es gehe nicht darum, eine Wahrheit gegen eine andere zu stellen, sondern es gehe um das Eingeständnis, dass ein Menschenverächter wie Putin nicht kaputtzurüsten sei, sagt Walter-Borjans. Eine Gruppe überwiegend linker Sozialdemokraten legte am Dienstag ein Manifest vor. Darin fordern sie unter anderem neue Gespräche mit Russland sowie einen Stopp der Stationierung neuer US-Raketen. Der Text hat harsche Reaktionen hervorgerufen, auch in der SPD selbst.

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Dimitri Taube

Ukraine erhält von Russland 1200 Soldatenleichen

Nach tagelangem Streit um die Rückgabe der Überreste im Krieg getöteter ukrainischer Soldaten hat Kiew nun aus Russland die ersten Leichen zurückerhalten. 1212 Leichname seien zurückgegeben worden, teilte der Stab für Kriegsgefangenenbelange in Kiew mit. Die Soldaten seien bei Kämpfen in der westrussischen Grenzregion Kursk und den ukrainischen Gebieten Charkiw, Luhansk, Donezk, Saporischschja und Cherson getötet worden, hieß es. Russland erhielt im Gegenzug 27 getötete Soldaten zurück, wie Moskaus Verhandlungsführer Wladimir Medinski mitteilte.

Medinski hatte seit Tagen kritisiert, dass die Ukraine die Überreste von Tausenden Soldaten nicht abnehme. Er forderte Kiew auf, den in Istanbul Anfang des Monats getroffenen Vereinbarungen nachzukommen. Die Angehörigen in der Ukraine sollten sich so von ihren Gefallenen verabschieden können.

Russland hatte die Leichen bereits am Wochenende zur Übergabe gefahren und von einer „humanitären Aktion“ gesprochen; die Ukraine kritisierte hingegen, dass es keine Terminabsprache gegeben habe. Bei den Verhandlungen in der Türkei wurde die Rückgabe der sterblichen Überreste von insgesamt mehr als 6000 Soldaten vereinbart – von Russland an die Ukraine. Unklar war, wie viele in der Ukraine getötete eigene Soldaten Russland zurückerhält.

Die Arbeit an der Umsetzung der Istanbuler Vereinbarungen werde fortgesetzt, sagte Medinski. An diesem Donnerstag solle ein Austausch von schwerverletzten Kriegsgefangenen erfolgen. Die Ukraine und Russland hatten in den vergangenen Tagen bereits eine nicht näher genannte Zahl an Gefangenen ausgetauscht. In Istanbul war vereinbart worden, dass jede Seite 1200 Gefangene freilässt – unter 25-Jährige, Schwerverletzte und Schwerkranke.
Dimitri Taube

Deutsche Importe aus Russland um rund 95 Prozent gesunken

Vor Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine war Russland ein wichtiger Handelspartner für Deutschland. Das hat sich stark verändert: Im vergangenen Jahr hat Deutschland 94,6 Prozent weniger Waren aus Russland importiert als vor dem Krieg. 2024 wurden Waren im Wert von 1,8 Milliarden Euro aus Russland eingeführt, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Vor den bisher 17 Sanktionspaketen der EU gegen Russland beliefen sich die Importe 2021 – dem Jahr vor dem Überfall Russlands auf die Ukraine – noch auf 33,1 Milliarden Euro.

Auch die Exporte nach Russland sanken deutlich um 71,6 Prozent. Deutschland lieferte 2024 Waren im Wert von 7,6 Milliarden Euro nach Russland, 2021 waren es noch 26,6 Milliarden Euro. Der Anteil Russlands an den gesamten Wareneinfuhren nach Deutschland sank 2024 auf gut 0,1 Prozent – nach 2,8 Prozent vor Kriegsbeginn.

Zugleich hatte Russland im vergangenen Jahr nur noch einen Anteil von 0,5 Prozent an allen Warenausfuhren aus Deutschland, nach 1,9 Prozent im Jahr 2021. Damit rutschte Russland 2024 aus deutscher Sicht auf Rang 59 der wichtigsten Lieferländer bei den Importen ab, nach Rang 12 im Jahr 2021. Bei den Exporten lag Russland im vergangenen Jahr auf Rang 36, im Jahr 2021 war es Rang 15.

Auch die EU insgesamt hat ihren Handel mit Russland deutlich reduziert. Die Einfuhren gingen von gut 163,6 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf 36 Milliarden Euro im vergangenen Jahr zurück. Bei den Exporten aus der EU nach Russland belief sich das Minus binnen drei Jahren auf 64,6 Prozent. 2024 exportierte die EU Waren für knapp 31,6 Milliarden Euro nach Russland.
Juri Auel
Juri Auel

Ukraine: Tote und Verletzte nach Drohnenangriff auf Charkiw

Erneut hat es bei russischen Luftangriffen auf die Ukraine in der Nacht viele Opfer gegeben. In der ostukrainischen Stadt Charkiw wurden nach Angaben der regionalen Behörden bei einem heftigen Drohnenangriff mindestens drei Menschen getötet. Mehr als 60 Menschen seien verletzt worden, darunter neun Kinder, schrieb Regionalgouverneur Oleh Synjehubow auf Telegram.

Die intensiven Angriffe mit 17 Drohnen lösten Brände in einem fünfstöckigen Wohnhaus aus und verursachten weitere Schäden in der Stadt, wie der Bürgermeister von Charkiw, Ihor Terechow, sagte.

„Es gibt direkte Treffer auf mehrstöckige Gebäude, Privathäuser, Spielplätze, Unternehmen und öffentliche Verkehrsmittel“, erklärte Terechow auf Telegram. „Wohnungen brennen, Dächer sind zerstört, Autos verbrannt, Fenster zerborsten.“ Ein Reuters-Reporter beobachtete, wie Rettungskräfte Menschen aus beschädigten Gebäuden halfen und Verletzte versorgten, während Feuerwehrleute in der Dunkelheit gegen die Brände kämpften.

Das ukrainische Militär meldete, dass Russland in der Nacht insgesamt 85 Drohnen gestartet habe, von denen 40 abgeschossen worden seien. Hauptziele seien die Regionen Charkiw, Donezk und Odessa gewesen.
© SZ/dpa/rtr/epd/KNA/Bloomberg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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