Krieg in der UkraineRussland ignoriert Forderung nach Waffenruhe

Die Forderungen an Russland nach einer Waffenruhe an den Fronten in der Ukraine sind offenkundig ungehört verhallt. US-Präsident Donald Trump erhöht den Druck und stellt in Aussicht, am Donnerstag nach Istanbul zu reisen, um die Ukraine und Russland dort an einen Verhandlungstisch zu bringen.

Alle Entwicklungen im Liveblog

Dieser Liveblog ist archiviert und wird nicht mehr aktualisiert. Die aktuelle Berichterstattung finden Sie auf unserer Themenseite zum Krieg in der Ukraine.

Wichtige Updates
Ungarn und Slowakei kündigen Widerstand gegen Russland-Sanktionen an
Russische Raketen treffen ukrainischen Truppenübungsplatz
Russland beschießt Energieinfrastruktur in der Ukraine 
Putin: In gewissem Sinne gehört die ganze Ukraine uns 
Trump: Neues Nato-Ausgabenziel soll nicht für USA gelten 
Kassian Stroh
Kassian Stroh

Tote nach schweren Luftangriffen auf Kiew gemeldet

Bei massiven russischen Luftangriffen auf die Ukraine sind in der Nacht nach offiziellen Angaben mindestens zwölf Menschen getötet worden. Das Hauptziel war Kiew. Neun Menschen kamen der Militärverwaltung zufolge bei einem nächtlichen Angriff auf die Hauptstadt Kiew ums Leben, 33 wurden verletzt.  Zudem wurde in der Region nach offiziellen Angaben ein Mensch getötet, zwei weitere in der nordukrainischen Region Tschernihiw. Dort gab es demnach außerdem zehn Verletzte.

Aus Kiew berichteten Medien, dass im Stadtteil Schewtschenko ein fünfstöckiges Gebäude teilweise eingestürzt sei, unter den Trümmern würden noch Vermisste vermutet. Auch ein Ausgang der Metro-Station im Kiewer Stadtteil Swjatoschyn wurde beschädigt, wie Behörden melden. Die U-Bahn-Stationen werden als Luftschutzbunker genutzt.

Nach Angaben der ukrainischen Luftwaffe setzte die russische Armee in der Nacht 352 Drohnen ein. Zudem habe sie elf Raketen vom Typ Iskander-M und fünf Marschflugkörper vom Typ Iskander-K abgefeuert. Die Angriffe hätten hauptsächlich der Hauptstadt gegolten. Diese Angaben sind nicht unabhängig bestätigt.

„Der Stil der Russen bleibt unverändert – sie treffen dort, wo sich Menschen aufhalten könnten“, schrieb der Leiter der Kiewer Militärverwaltung, Timur Tkatschenko, auf Telegram. „Wohngebäude, Ausgänge von Schutzräumen – das ist der russische Stil.“
Dominik Fürst
Dominik Fürst

Ungarn und Slowakei kündigen Widerstand gegen Russland-Sanktionen an

Ungarn und die Slowakei wollen das 18. Sanktionspaket der EU gegen Russland blockieren. Beide Länder hätten dies beschlossen, sagte der ungarische Außenminister Peter Szijjarto bei einer Pressekonferenz. Es sei eine Reaktion auf die Pläne der EU, russische Energieimporte schrittweise einzustellen. "Wir tun dies, weil die Europäische Union Mitgliedstaaten wie Ungarn und der Slowakei verbieten will, günstiges russisches Erdgas und günstiges russisches Öl wie bisher zu kaufen", sagte Szijjarto. Ungarn und die Slowakei unterhalten trotz des Ukraine-Kriegs weiterhin engere Beziehungen zu Russland und sind auf russische Öl- und Gaslieferungen angewiesen. Bei Sanktionsbeschlüssen ist in der EU Einstimmigkeit nötig.

Ein Überblick über die bisherigen 17 Sanktionspakete der EU gegen Russland und was sie bewirkt haben (SZ Plus):
Dimitri Taube

Nach Angriffen auf Kiew: Selenskij wirft Russland Zynismus vor

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij hat Russland mit Blick auf die Eskalation in Nahost Zynismus vorgeworfen. Nach Angriffen auf die Atomanlagen Irans habe es Proteste aus Moskau gegeben, schrieb er auf der Plattform X. „Heute schweigt Moskau, nachdem die russische Armee einen völlig zynischen Angriff mit russisch-iranischen Shahed-Drohnen und Raketen gegen zivile Infrastruktur in Kiew und andere unserer Städte und Gemeinden ausgeführt hat.“

Nach vorläufigen Angaben habe Russland auch nordkoreanische Waffen bei dem Angriff verwendet, schrieb Selenskij. Alle Nachbarländer Russlands, Irans und Nordkoreas sollten genau darüber nachdenken, ob sie Leben schützen können, wenn diese „Koalition von Mördern“ weiterhin bestehe und Terror verbreite. Selenskij kündigte ein Treffen mit Partnern in Großbritannien an, bei dem es um dieses Thema gehen werde.
Juri Auel
Juri Auel

Umfrage: Zwei Drittel für europäischen Atom-Schutzschirm

Fast zwei Drittel der Bundesbürger sind für den Aufbau eines eigenen europäischen nuklearen Schutzschildes. In einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa für die Zeitschrift Internationale Politik fanden es 64 Prozent der Befragten richtig, wenn die Europäer künftig unabhängig von den USA über einen nuklearen Schutzschirm zur Abschreckung verfügen würden. Weniger als ein Drittel (29 Prozent) fänden das falsch.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) hatte schon vor Amtsantritt angekündigt, mit den Atommächten Frankreich und Großbritannien das Gespräch zu suchen und mit ihnen über eine eigene nukleare Abschreckung der Europäer zu beraten. Ziel einer solchen europäischen Abschreckung soll es sein, sich angesichts der unberechenbaren Politik von US-Präsident Donald Trump unabhängiger vom Atom-Schutzschirm der USA zu machen.

Die Umfragedaten wurden am 12. und 13. Juni erhoben – und damit vor der aktuellen Eskalation im Krieg zwischen Israel und Iran mit dem Eingreifen des US-Militärs auf der Seite Israels. 
Philipp Saul
Philipp Saul

Russische Raketen treffen ukrainischen Truppenübungsplatz

Das russische Militär hat nach Angaben aus der Ukraine einen Truppenübungsplatz der ukrainischen Streitkräfte mit Raketen angegriffen. Nach Darstellung der ukrainischen Heeresführung gab es dabei drei Tote und elf Verwundete. Da die Luftraumüberwachung rechtzeitig gewarnt habe, seien höhere Verluste vermieden worden. Der genaue Ort des Truppenübungsplatzes wurde nicht genannt.

Das russische Verteidigungsministerium in Moskau sprach am Abend von einem Angriff gegen einen ukrainischen Truppenübungsplatz in der Region Cherson im Süden des Landes. Der Explosion einer ballistischen Iskander-Rakete seien 70 ukrainische Soldaten zum Opfer gefallen, behauptete die russische Militärführung. Die Angaben der beiden Konfliktparteien konnten nicht unabhängig überprüft werden.

Erst vor wenigen Wochen waren bei einem russischen Angriff gegen einen Truppenübungsplatz in der Region Dnipropetrowsk nach offiziellen Angaben mindestens zwölf Rekruten getötet und Dutzende verletzt worden. Nach dem Angriff wurde die Führungsstruktur des ukrainischen Heeres geändert.
Michelle Ostwald

Russischer Luftangriff tötet 17-Jährigen in der Ostukraine

Bei einem russischen Luftangriff auf die ostukrainische Stadt Slowjansk ist ein 17-Jähriger getötet worden. Drei weitere Personen seien verletzt worden, schrieb der Militärgouverneur der Region Donezk, Wadym Filaschkin, bei Telegram. Außerdem wurden durch den Luftangriff demnach 32 Privathäuser und vier Hochhäuser beschädigt. 

Filaschkin appellierte an die Bevölkerung, die Region Donezk zu verlassen und sich in sichere Regionen des Landes zu begeben. 
Michelle Ostwald

Ukraine meldet Tote, Russland Geländegewinne

Bei russischen Angriffen in der Ukraine sind nach Behördenangaben mindestens zwei Menschen getötet worden. Die Attacken trafen demnach die Städte Slowjansk und Kramatorsk im Osten sowie Nischyn im Norden des Landes. Russland meldet zugleich die Einnahme eines weiteren Dorfes in der Region Donezk. 
Julia Bergmann
Julia Bergmann

Selenskij beziffert gewünschte Unterstützung bei Waffenproduktion 

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskj hat die Verbündeten seines Landes dazu aufgerufen, mit 0,25 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung die Ukraine bei der Steigerung ihrer Waffenproduktion zu unterstützen. Außerdem erklärt er, die Regierung in Kiew wolle noch in diesem Sommer Abkommen über den Export von Waffentechnologien unterzeichnen. Es gebe Gespräche mit Dänemark, Norwegen, Deutschland, Kanada, dem Vereinigten Königreich und Litauen über die Aufnahme einer gemeinsamen Waffenproduktion. 
Julia Bergmann
Julia Bergmann

Offenbar russischer Vorstoß in Region Donezk 

Russische Truppen setzen nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Moskau ihren Vormarsch in der ostukrainischen Region Donezk fort. Dort sei die Siedlung Saporischschja erobert worden, teilt das Ministerium laut der staatlichen Nachrichtenagentur Tass mit. Der Ort liegt zwischen der gleichnamigen Großstadt weiter im Westen der Ukraine und der Stadt Donezk im Osten des Landes. Die Angaben aus der Gefechtszone können unabhängig nicht überprüft werden. 
Julia Bergmann
Julia Bergmann

Russland beschießt Energieinfrastruktur in der Ukraine 

Russland hat mit nächtlichen Drohnen- und Raketenangriffen nach Angaben der örtlichen Militärverwaltung die Energieinfrastruktur der zentralukrainischen Region Poltawa beschädigt. „Im Kreis Krementschuk wurden direkte Einschläge und Abstürze von Trümmern auf Objekte der Energieinfrastruktur und auf offenem Gelände registriert“, schrieb der Militärgouverneur von Poltawa, Wolodimir Kohut, auf Telegram. Es habe eine Verletzte gegeben, teilte er mit. Zum Ausmaß der Schäden machte er keine Angaben.

Medienberichten zufolge waren in der Industriestadt etwa 50 Explosionen zu hören. Das Internetportal Strana.ua veröffentlichte Fotos und Videos, die die Angriffe zeigen sollen und auf denen auch Rauch und Feuer zu sehen sind. Demnach hat Russland einmal mehr die in Krementschuk ansässige Raffinerie attackiert.
Juri Auel
Juri Auel

Putin: In gewissem Sinne gehört die ganze Ukraine uns 

Kremlchef Wladimir Putin hat den russischen Anspruch auf die Ukraine bekräftigt und erstmals mit einer möglichen Eroberung der ukrainischen Gebietshauptstadt Sumy gedroht. „Wir haben nicht das Ziel, Sumy einzunehmen, aber im Prinzip schließe ich das nicht aus“, sagte Putin in St. Petersburg beim Internationalen Wirtschaftsforum.

Die russischen Truppen nehmen im gleichnamigen Gebiet im Nordosten der Ukraine seit Monaten immer mehr Ortschaften ein. Putin erklärte, dass seine Streitkräfte dort eine Pufferzone errichteten. Bisher gehe sie zehn bis zwölf Kilometer tief ins Land. Möglich sei die Einnahme der Gebietshauptstadt Sumy. Die Frontlinie verläuft nur etwa 18 Kilometer von der Stadtgrenze entfernt.

Er sehe Russen und Ukrainer als ein Volk, sagte Putin bei der Plenarsitzung des Forums in seiner Heimatstadt. „In dem Sinn ist die ganze Ukraine unser“, erklärte er unter großem Beifall im Saal. Auf die Frage des Moderators, wie weit er die Ukraine erobern wolle, antwortete er: „Wo der Fuß eines russischen Soldaten steht, das gehört uns.“ Auch dafür bekam er Applaus.

In dem mehr als drei Jahre andauernden Angriffskrieg hat Russland bisher die ukrainischen Gebiete Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson annektiert. Der ukrainische Außenminister Andrij Sybiha erklärte als Reaktion auf Putins Aussagen: Wohin immer ein russischer Soldat seinen Fuß setze, bringe er Tod und Zerstörung. 
Juri Auel
Juri Auel

Trump: Neues Nato-Ausgabenziel soll nicht für USA gelten 

US-Präsident Donald Trump zufolge soll das neue Ausgabenziel der Nato für Militärausgaben für alle Mitgliedsländer gelten – aber nicht für die Vereinigten Staaten selbst. Auf die Frage eines Journalisten, ob er mit Blick auf den Nato-Gipfel kommende Woche davon ausgehe, dass die Ausgaben der Mitglieder künftig fünf Prozent der Wirtschaftsleistung betragen sollten, sagte Trump: „Ich denke, sie sollten das machen. Ich denke nicht, dass wir das sollten. Aber ich denke, sie sollten.“

Washington habe die Nato lange genug unterstützt, und die USA hätten in vielen Fällen „fast 100 Prozent der Kosten getragen“, behauptete Trump. Deswegen sollten die Nato-Länder das neue Ausgabenziel beschließen, sagte er – und kritisierte Spanien und Kanada exemplarisch für ihre verhältnismäßig geringen Militärausgaben.

Unter dem Druck von Trump soll bei dem Gipfeltreffen des Verteidigungsbündnisses Mitte kommender Woche vereinbart werden, künftig mindestens einen Betrag in Höhe von 3,5 Prozent des nationalen BIP in Verteidigung zu investieren. Hinzu sollen dann noch einmal 1,5 Prozent für verteidigungsrelevante Ausgaben – beispielsweise für Infrastruktur – kommen. Insgesamt würde so eine Quote von fünf Prozent erreicht werden, die Trump seit einiger Zeit fordert. Die USA geben bereits fast 3,5 Prozent ihrer Wirtschaftsleistung für die Verteidigung aus.
Juri Auel
Juri Auel

Selenskij: entwickeln Abfangdrohnen zur Abwehr russischer Angriffe 

Die Ukraine entwickelt nach den Worten von Präsident Wolodimir Selenskij Abfangdrohnen zur Abwehr der zunehmenden russischen Angriffe. "Wir arbeiten auch separat an Abfangdrohnen, die den Schutz gegen Shahed-Drohnen verbessern sollen", sagt Selenskij in seiner nächtlichen Videoansprache. Hintergrund sind die in den vergangenen Wochen stark intensivierten russischen Angriffe mit Drohnen auch iranischer Bauart vom Typ Shahed auf ukrainische Städte. 
Dimitri Taube

Selenskij bezeichnet Putin als „Ayatollah“

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenskij hat Wladimir Putin nach dessen Auftritt beim Sankt Petersburger Wirtschaftsforum fehlenden Friedenswillen vorgeworfen und den Kremlchef als „Ayatollah“ bezeichnet. „Russland will Krieg führen“, sagte Selenskij in seiner abendlichen Videobotschaft. Es gebe aus Russland immer neue Drohungen. „Das bedeutet, dass ihnen der Druck, den die Welt ausübt, noch nicht weh tut.“

Selenskij verwies darauf, dass die russische Wirtschaft trotz Putins optimistischer Reden große Probleme habe. „Die russische Wirtschaft ist bereits im Niedergang begriffen. Unterstützen wir diesen Prozess noch mehr!“, sagte er. „Ayatollah Putin kann bei seinen Freunden in Iran sehen, wohin solche Regime führen und wie rückständig sie ihr Land machen.“ In Iran ist Ayatollah Ali Chamenei politisches und religiöses Oberhaupt.

Putin hatte bei dem Forum den russischen Anspruch auf die Ukraine bekräftigt und mit einer Eroberung der ukrainischen Gebietshauptstadt Sumy gedroht. Er sehe Russen und Ukrainer als ein Volk, sagte er. „In dem Sinn ist die ganze Ukraine unser.“ Wohin ein russischer Soldat seinen Fuß setze, das gehöre Russland.
Julia Bergmann
Julia Bergmann

Angriff auf Odessa - ein Todesopfer und mehrere Verletzte 

Bei einem russischen Drohnenangriff auf Odessa sind nach Angaben der dortigen Behörden ein Mensch getötet und mindestens 14 weitere verletzt worden. Wohnhochhäuser, eine Bildungseinrichtung, eine Gaspipeline und mehrere Autos seien beschädigt worden, erklärt der Gouverneur der Region, Oleh Kiper, auf Telegram. Die Treffer habe es gegeben, obwohl die Luftabwehr im Einsatz gewesen sei. Die staatliche ukrainische Bahngesellschaft teilt mit, dass auch der Bahnhof von Odessa getroffen worden sei. Dort habe es Schäden an Stromleitungen und Schienen gegeben. Odessa ist der größte Schwarzmeerhafen der Ukraine und hat damit eine zentrale Bedeutung für Importe und Exporte des Landes. Die Stadt ist seit Beginn des Krieges immer wieder zum Ziel russischer Raketen- und Drohnenangriffe geworden.

Laut der ukrainischen Luftwaffe sind in der Nacht landesweit acht Ziele von russischen Drohnen getroffen worden. Neben Odessa nahm Russland nach Angaben örtlicher Behörden auch die Stadt Charkiw im Nordosten der Ukraine ins Visier. Insgesamt meldet die Ukraine aus der Nacht 86 russische Drohnen. Davon seien 34 abgeschossen worden, weitere 36 Fluggeräte seien entweder Attrappen ohne Sprengsatz gewesen oder seien verloren gegangen.
Zwei Wohnhäuser wurden in Odessa getroffen.
Zwei Wohnhäuser wurden in Odessa getroffen. Friedrich Bungert
Mehrere Autos sind von den Drohnen beschädigt worden.
Mehrere Autos sind von den Drohnen beschädigt worden. Friedrich Bungert
Aufräumarbeiten nach dem Drohnen-Einschlag
Aufräumarbeiten nach dem Drohnen-Einschlag. Friedrich Bungert
© SZ/dpa/rtr/epd/KNA/Bloomberg - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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