Das Wettrüsten zwischen der Nato und Russland geht weiter. Moskau reagiert mit der Stationierung von drei neuen Divisionen - insgesamt mindestens 15 000 Soldaten - im Westen und Süden des Landes auf die geplante Verlegung von vier Nato-Bataillonen - etwa 4000 Soldaten - nach Polen und ins Baltikum. Verteidigungsminister Sergej Schoigu sprach laut Tass von Gegenmaßnahmen zu den Nato-Aktivitäten. Das Außenministerium nannte die geplanten Truppenverlegungen des Westens ein "sehr gefährliches Heranrücken" an Russlands Grenze.
Die drei neuen Panzerdivisionen im europäischen Teil Russlands stünden im Einklang mit internationalem Recht, sagte der Chef des Verteidigungsausschusses im Föderationsrat, Viktor Oserow. Er sprach von der Umgruppierung vorhandener Kräfte. Der Diplomat Andrej Keilin sagte, der Schritt des Westens sei möglicherweise ein Verstoß gegen die Grundakte, die Moskau 1997 mit der Nato abgeschlossen hat.
Jüngst war bekannt geworden, dass die Nato jeweils ein Bataillon in vier Staaten schicken will, die an Russland grenzen: Polen, Litauen, Estland und Lettland. Deutschland ist bereit, das Bataillon in Litauen mit einer Kompanie (150 bis 250 Soldaten) anzuführen. Die Entscheidung wird auf dem Nato-Gipfel in Warschau am 8. und 9. Juli fallen. US-Verteidigungsminister Ashton Carter hatte die Truppenentsendung mit scharfen Worten an Russland unterstützt: "Wir wollen keinen kalten Krieg und schon gar keinen heißen Krieg. Wir wollen uns Russland nicht zum Feind machen. Aber macht keinen Fehler: Wir werden unsere Alliierten verteidigen", sagte er bei seinem Deutschlandbesuch.
Zwei der drei neuen russischen Panzerdivisionen sollen im westlichen Militärbezirk stationiert werden; hierzu gehören Moskau und die Baltische Flotte. Die dritte Division soll die Truppen im südlichen Militärbezirk verstärken. Zu diesem Bezirk zählt die Schwarzmeerflotte. Eine Division besteht in Russland offiziell aus 5000 bis 22 000 Mann. Interfax zufolge sollen die Divisionen bis zum Beginn der Winterperiode in der Armee am 1. Dezember aufgestellt werden. Denkbar seien die Standorte Woronesch, Rostow am Don und Jelnja bei Smolensk.