Religion:"Sagt, dass Putin der Satan ist"

Religion: 2019 feierte Putin mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kirill Ostern. Drei Jahre später erhält er von der Kirche Unterstützung für seinen Krieg.

2019 feierte Putin mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen Kirill Ostern. Drei Jahre später erhält er von der Kirche Unterstützung für seinen Krieg.

(Foto: Alexander Zemlianichenko/dpa)

Die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche steht im Verdacht, mit Moskau zu kooperieren. Die ukrainische Politik fordert mehr Distanz.

Im Streit um das berühmte Kiewer Höhenkloster macht Olexij Danilow, Sekretär des Nationalen Sicherheitsrats, Druck auf die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche (UOK): Sie soll sich von Russland distanzieren. Und dabei wählt er deutliche Worte: "Wenn ihr keine Beziehungen zu Russland habt, dann sagt Euch offiziell los, sagt, dass Putin der Satan ist", sagte Danilow am Dienstag im Fernsehen. Auch Kirill, der Patriarch der Russisch-Orthodoxen Kirche (ROK), sei ein Teufel.

Zwischen der ukrainischen Regierung und der Ukrainisch-Orthodoxen Kirche gibt es immer wieder Spannungen. Der Hintergrund: Sie war bis zum Mai 2022 Teil der Russisch-Orthodoxen Kirche, die den Krieg gegen die Ukraine unterstützt. Patriarch Kirill bezeichnete den Krieg als einen "metaphysischen" Kampf gegen das Böse.

Im Mai 2022 sagte sich die Ukrainisch-Orthodoxe Kirche offiziell los und wurde selbstständig. Aber noch immer beansprucht die ROK viele Heiligtümer in der Ukraine, auch ihr ideologischer Einfluss könnte groß sein. Das befürchtet vor allem die ukrainische Regierung. "Wir werden niemals irgendjemandem erlauben, ein Imperium innerhalb der ukrainischen Seele zu bilden", sagte Selenskji Anfang Dezember.

Die UOK steht im Verdacht, nicht alle Verbindungen nach Russland abgebrochen zu haben. Wegen "subversiver Maßnahmen der russischen Geheimdienste in der Ukraine" durchsuchten bewaffnete Polizisten im November das Kiewer Höhlenkloster, Priester wurden festgenommen oder zur Fahndung ausgeschrieben. Schließlich wurde der Mietvertrag gekündigt, zum Jahreswechsel soll die UOK raus aus der "Petscherska Lawra", wie das Kloster in Kiew heißt. Darüber wird nun gestritten.

Religion: Das Kiewer Höhlenkloster ist eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der ukrainischen Hauptstadt. Seit 1990 zählt es zum UNESCO-Weltkulturerbe.

Das Kiewer Höhlenkloster ist eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der ukrainischen Hauptstadt. Seit 1990 zählt es zum UNESCO-Weltkulturerbe.

(Foto: Gleb Garanich/REUTERS)

Der Vorsteher des Höhlenklosters, Pawel Lebed, warf Selenskij vor, die orthodoxen Christen unter Druck zu setzen. Lebed sagte am Dienstag in einer Videobotschaft: "Uns reicht es, dass der Feind gegen unsere Leute schlägt, uns reicht das Elend und die Trauer, wenn die Menschen in der Kälte und ohne Licht hungern." In Richtung Selenskij fügt er hinzu: "Wollen Sie auch den Menschen den Glauben nehmen? Wollen Sie die letzte Hoffnung nehmen? Tun Sie das nicht."

Lebed will, dass die UOK ihre Räumlichkeiten behalten und Gottesdienste abhalten darf. Am 7. Januar feiern orthodoxe Christen in der Ukraine normalerweise das Weihnachtsfest. Aus Protest feierten viele in diesem Jahr schon am 25. Dezember. Viele Ukrainerinnen und Ukrainer sprechen sich zuletzt dafür aus, Weihnachten offiziell auf den 25. Dezember zu legen - sich so dem Westen weiter anzunähern.

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