Zwei Tage vor Weihnachten 2023 kam über Telegram eine Nachricht aufs Handy, um kurz vor zehn am Morgen. Walentina Honchar hat sie geschickt. Mehr als anderthalb Jahre lang hatte die Ukrainerin ihren Sohn Iwan nicht mehr gesehen. Im April 2022 war er in Mariupol von Russen verschleppt worden. Honchar hatte der Süddeutschen Zeitung von ihrer Suche und ihrem Leid erzählt, jeden Tag kniete sie auf dem Boden und betete laut für ihn: dass er endlich freikomme, dass er diesmal dabei sei, wenn sie in den Nachrichten wieder von einem Gefangenenaustausch hörte. Ein halbes Jahr später schrieb sie, er sei freigelassen worden. Dies sei für sie „das schönste Weihnachts- und Neujahrsgeschenk“. Mehr wollte die Familie nicht sagen.
Ukraine und RusslandDer schwere Weg nach Hause
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Tausend Ukrainer gegen tausend Russen: Zurzeit läuft der größte Gefangenenaustausch seit Beginn des russischen Angriffskriegs – ein kleiner Erfolg. Gerecht geht es dabei trotzdem nicht zu.
Von Frank Nienhuysen

Russland:„Ich habe mich durch Leichen gewühlt“
Was der Krieg diesem Land abverlangt, darüber redet in Russland kaum jemand. Selbst Mütter, die um ihre Söhne trauern, schweigen. Irina Tschistjakowa aber will erzählen von ihrem Sohn, nach dem sie zwei Jahre suchte.
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