Übergabe in Moskau und Kiew:Russland und Ukraine tauschen Dutzende Gefangene aus

Russland und die Ukraine haben den größten Gefangenenaustausch seit Jahren vollzogen und damit ein Zeichen der Annäherung gegeben. Unter den Freigelassenen waren die 24 ukrainischen Seeleute, die seit November in Haft waren, der ukrainische Regisseur Oleg Senzow - und eine Katze.

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Quelle: AP

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Russland und die Ukraine haben ihren Gefangenenaustausch als wichtigen Schritt vorwärts zur Überwindung ihres Konflikt bezeichnet. "Ich denke, das ist die erste Etappe. Und wir müssen alle Schritte unternehmen, um diesen schrecklichen Krieg zu beenden", sagte der ukarainische Präsident Selenskyj am Samstag auf dem Flughafen von Borispol in Kiew. Dort flossen Tränen, als Angehörige die Rückkehrer in Empfang nahmen.

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Die Flugzeuge beider Länder landeten fast gleichzeitig auf den Flughäfen der Hauptstädte. An Bord der Maschine aus Russland war der ukrainische Regisseur Oleg Senzow, der von seiner Tochter abgeholt wurde. Senzow wurde vor fünf Jahren, am 10. Mai 2014, auf der Krim kurz nach deren Annexion durch Russland vom Föderalen Sicherheitsdienst Russlands (FSB) festgenommen. Die Anklage lautete, er habe in Simferopol, Sewastopol und Jalta Terroranschläge geplant, was der Regisseur stets abstritt. 2015 wurde er von einem Gericht im südrussischen Rosow am Don zu 20 Jahren Haft verurteilt. Amnesty International kritisierte das Verfahren als "unfair". Anfang 2016 war Senzow nach Jakutien und von dort in die Strafkolonie in Labytnangi am Polarkreis geschickt worden.

A recently exchanged Ukrainian prisoner embraces his relative upon arrival in Kiev after Russia-Ukraine prisoner swap, at Borispil International Airport, outside Kiev

Quelle: REUTERS

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In Kiew trafen auch die 24 ukrainischen Seeleute ein, die seit November in russischer Haft gesessen hatten. Vergangenen November war der seit Jahren schwelende Krim-Konflikt zwischen Russland und der Ukraine in der Straße von Kertsch eskaliert. Russland verwehrte drei ukrainischen Marinebooten die Einfahrt in dieses Gewässer. Russische Grenzschutzboote beschossen die ukrainischen Schiffe und verletzten dabei mehrere Matrosen. Der Austausch zwischen den beiden Staaten sollte nach der Formel 35 gegen 35 erfolgen. Allerdings war zunächst unklar, wie viele Menschen letztlich wirklich ausgetauscht wurden.

Unter den in Moskau eingetroffenen Freigelassenen sind offenbar der Leiter des Kiewer Büros der Nachrichtenagentur RIA, Kirill Wyschinski, und Wladimir Zemach, der eine Einheit der Aufständischen kommandiert hatte. Für die ukrainische Seite ist Zemach ein wichtiger Zeuge bei den Untersuchungen zu dem am 17. Juli 2014 in der Ostukraine abgeschossenen malaysischen Flugzeug.

An Bord des Flugs von Kiew nach Moskau soll auch die Katze Mascha gewesen sein. Mit dieser hatte sich einer der russischen Gefangenen in der Ukraine so sehr angefreundet, dass auch deren Flug nach Moskau Teil der Verhandlungen gewesen sein soll.

A Russian plane takes off at Borispil International Airport amid expectations of Russia-Ukraine prisoner swap, outside Kiev

Quelle: REUTERS

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Das russische Außenministerium sprach von einem "wichtigen Schritt". Diese Stimmung könne genutzt werden für die Lösung weiterer Probleme, teilte eine Ministeriumssprecherin mit. "Wir begrüßen alle und sind froh, dass die russischen Bürger wieder zu Hause sind", sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow der Agentur Interfax zufolge. Der prominente russische Außenpolitiker Konstantin Kossatschow sagte, dass der politisch bedeutende Gefangenenaustausch den Minsker Friedensprozess beleben könne. Der in der weißrussischen Hauptstadt Minsk 2015 vereinbarte Friedensplan liegt seit längerem auf Eis. Das Foto zeigt das russische Flugzeug für den Gefangenenaustausch nach dem Abflug am internationalen Flughafen Borispol außerhalb von Kiew.

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Quelle: AFP

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In Moskau hatte eine Polizeieskorte den Bus begleitet, der die Gefangenen aus dem Hochsicherheitsgefängnis Lefortovo zum Flughafen brachte. Wen die Ukraine alles freigelassen hat, war weitgehend unklar. Bekannt war lediglich, dass sich der Leiter des Kiewer Büros der staatlichen russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti, Kirill Wyschinski an Bord befand, der im vergangenen Jahr wegen des Vorwurfs des Verrats ins Gefängnis gekommen war. Das bestätigte der Chef der Mediengruppe Rossija Sewondja, zu der Ria Nowosti gehört.

A recently exchanged Ukrainian prisoner is greeted by his relatives upon arrival in Kiev after Russia-Ukraine prisoner swap, at Borispil International Airport, outside Kiev

Quelle: REUTERS

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Kremlchef Wladimir Putin hatte zuvor einen "großen und richtungsweisenden" Austausch angekündigt, um die Beziehungen beider Länder zu verbessern. Am Flughafen Borispol vor Kiew beherrschten statt Politik die Emotionen das Rollfeld.

© SZ.de/dpa/AP/stein
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