Russland:Designer, Grafiker und Graffiti-Künstler sollen für Putin werben

Die Strategen des Kreml haben Set vor anderthalb Jahren aus der Taufe gehoben, als Ersatz für die alten Pro-Putin-Jugendorganisationen, deren Reputation immer weiter absackte. "Naschi und die Junge Garde haben ihre Aufgabe erfüllt", sagt Anastasia. Bei Set gehe es nicht darum, "nur Fähnchen zu schwenken". Nein: "Wir wollen ein neues Bild Russlands zeigen."

Dafür bieten sie jungen Designern, Graffiti-Künstlern, und Grafikern eine Plattform - die richtige Einstellung vorausgesetzt. "Meine Hauptaufgabe ist es, junge, patriotische Künstler zu finden", sagt Makar Wichlianzew. Der 30-Jährige mit der Nickelbrille war schon bei Naschi dabei und hat sich dann zusammen mit anderen die neue Organisation ausgedacht. In den anderthalb Jahren seit ihrer Gründung ist etwa das "höfliche Alphabet" entstanden, eine Tafel, wie sie in Kindergärten und Schulen benutzt wird, um die Buchstaben zu lernen. Nur eben nicht mit Obst, Gemüse und Spielsachen als Symbole für die Buchstaben, sondern A wie Antimaidan, B wie die Polizeieinheit Berkut, P wie Putin.

Die virale Putin-Propaganda verbreitet sich im Internet auch durch dessen Gegner

Solche Dinge sind maßgeschneidert für eine Generation, welche die meiste Zeit nicht mehr mit dem Fernsehen verbringt, sondern im Internet.

Sie verbreiten sich rasend auf Facebook und Twitter. In Deutschland wurde das Label mit dem Namen "Putinversteher" bekannt, das einen Ring mit dem Porträt des Präsidenten entworfen hat. Fünf Prinzipien haben die Schöpfer von Set dem Projekt übergeordnet, für Moral ("Wir sind gegen gleichgeschlechtliche Ehen"), für Religion ("Wir verteidigen die traditionellen Religionen Russlands"), für Politik ("Ganz einfach. Wir sind für Putin"), Kultur ("Wir bemühen uns, russisch zu sprechen und zu denken") und Wirtschaft ("Die Waren und Dienstleistungen, die wir herstellen, sind mehr als Waren: Sie transportieren unsere Ansichten").

Die Geldgeber der Jugendorganisation bleiben geheim

Zweigstellen gibt es in allen großen Städten zwischen Wladiwostok und Kaliningrad und natürlich auch in Sewastopol auf der Krim. Darüber, wer Set bezahlt, möchte der Initiator Makar nicht reden. Es seien "Einzelpersonen und Unternehmen". Die Mitstreiter sammeln Hilfsgüter, binden Sankt-Georgs-Schleifen an den Zaun der ukrainischen Botschaft in Moskau, die neuen Symbole für das Gedenken an den "Großen Vaterländischen Krieg" und gleichzeitig Erkennungszeichen der von Moskau unterstützten Separatisten in der Ostukraine.

Als die Sendung nach gut vier Stunden zu Ende geht, sind einige Aktivisten in ihren Sitzsäcken eingeschlafen. "Wann bekommen die Mitarbeiter von Gazprom einen angemessenen Lohn?", fragt die Moderatorin derweil. Da schauen sich auch die Putin-Jünger an und müssen lachen. "Sie meinen, man sollte ihren Lohn senken?", fragt Putin zurück. Nicken im Raum. Da ist man sich mit dem Vater einig.

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