Süddeutsche Zeitung

Spionage:Norwegen weist 15 russische Diplomaten aus

"Bedrohung norwegischer Interessen": Die Russen hätten Tätigkeiten ausgeübt, die mit ihrem diplomatischen Status unvereinbar seien, sagt die norwegische Außenministerin.

Von Alex Rühle

Norwegen wird 15 russische Diplomaten ausweisen. Das gab die Außenministerin Anniken Huitfeldt am Donnerstag auf einer Pressekonferenz bekannt. Huitfeldt sagte, es habe sich bei den 15 Russinnen und Russen um Geheimdienstoffiziere gehandelt, die "unter diplomatischer Tarnung gearbeitet" hätten und deshalb unverzüglich das Land verlassen sollen. "Ihre Aktivitäten stellen eine Bedrohung der norwegischen Interessen dar und sind mit ihrem Status als Diplomaten völlig unvereinbar." Bislang hatte Russland in Norwegen insgesamt 40 Diplomaten beschäftigt; es gibt eine Botschaft in Oslo und Generalkonsulate im nordnorwegischen Grenzort Kirkenes und Barentsburg auf Spitzbergen.

Laut der norwegischen Tageszeitung Aftenposten gibt es keinen konkreten Fall, der die Ausweisungen ausgelöst hat. In letzter Zeit hatten aber sowohl der polizeiliche Sicherheitsdienst als auch der Geheimdienst davor gewarnt, dass russische Spionageaktivitäten weiter zugenommen hätten. Fast auf den Tag genau vor einem Jahr hatten drei russische Geheimdienstoffiziere Norwegen verlassen müssen, nachdem ihnen Spionagetätigkeit nachgewiesen worden war.

"Unberechenbarer Nachbar"

Außenministerin Huitfeldt nannte Russland in der Pressekonferenz zwar einen "unberechenbaren Nachbarn", betonte aber, dass man weiterhin an der Aufrechterhaltung diplomatischer Beziehungen zu Russland interessiert sei. Russland habe keinen Grund, gegen Norwegen vorzugehen. "Es gibt norwegische Diplomaten in Russland, aber keiner von ihnen ist Geheimdienstmitarbeiter", so Huitfeldt. Das russische Außenministerium hatte zuvor laut der Nachrichtenagentur Tass geschrieben, man werde "auf Norwegens Ausweisung der russischen Diplomaten reagieren".

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