Süddeutsche Zeitung

Russland:Historiker muss in Haft

Ein russisches Gericht hat den Historiker und Menschenrechtler Jurij Dmitrijew in einem umstrittenen Prozess zu dreieinhalb Jahren Straflager verurteilt. Das teilte der Anwalt Viktor Anufrijew am Mittwoch russischen Medien zufolge mit. Der Richter sah es als erwiesen an, dass der 64-Jährige seine Adoptivtochter sexuell missbrauchte. Dies aber halten unter anderem Menschenrechtsorganisationen wie Human Rights Watch (HRW) und Memorial für erfunden. Sie kritisieren das Verfahren als politisch motiviert. Der angesehene Historiker hatte Verbrechen unter Sowjetdiktator Josef Stalin öffentlich und sich damit Feinde im Machtapparat gemacht. Die Staatsanwaltschaft hatte 15 Jahre Haft gefordert. Für den Wissenschaftler hatten sich auch die Literaturnobelpreisträgerinnen Herta Müller aus Deutschland und Swetlana Alexijewitsch eingesetzt. Kritiker werfen dem Kreml eine Zunahme von Repressionen vor.

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SZ vom 23.07.2020 / dpa
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