Russland:Gastgeber für Faschisten

Rechtsextreme treffen sich, und der Kreml schweigt.

Von Frank Nienhuysen

Der Kampf gegen Faschismus ist Russland ein großes Anliegen, das hat Moskau auch im Fall der Ukraine immer wieder besonders herausgestellt. Er gehörte auch zum rhetorischen Repertoire, als Russland seinen angeblich gefährdeten Landsleuten auf der Krim zu Hilfe eilte. Nun aber sind die russischen Medien doch verwirrt. Sie mussten nämlich über eine Veranstaltung in St. Petersburg berichten, bei der auch die sehr sachliche Wirtschaftszeitung Wedomosti nicht anders konnte, als sie ein Forum "europäischer Neofaschisten" zu nennen.

Gern würden sie etwas Aufklärung über diesen Widerspruch erhalten, doch der Kreml will den unappetitlichen Kongress, an dem außer der NPD ein knappes Dutzend weitere nationalistische Parteien aus Europa teilnahm, nicht kommentieren. Wie auch? Es wäre für die Behörden leicht gewesen, das Treffen erst gar nicht stattfinden zu lassen. Bei Veranstaltungen der Opposition ist man auch nicht zimperlich. Aber das Forum wurde sogar von Rodina organisiert, einer Partei, die in der Staatsduma sitzt.

Ausgerechnet in jenem Jahr, in dem Russland den 70. Jahrestag des Sieges gegen den Faschismus begeht, ist dies Moskau keinen Kommentar wert. Das Unverständnis darüber in Russland ist spürbar. Aber offenbar wird derzeit alles goutiert, was sich nur kräftig gegen den Westen und dessen Werte richtet. Russlands jüdische Gemeinde ist zu Recht empört.

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