Boris Bondarjew hat 20 Jahre lang ein äußerlich unauffälliges Arbeitsleben geführt, und die meisten Menschen in Russland wissen über ihn noch immer nicht mehr. In den staatlichen Medien war das spektakuläre Statement des russischen Diplomaten kein Thema, und auch der Kreml hielt sich kurz. "Man kann hier wahrscheinlich nur sagen, dass Herr Bondarjew nicht mehr zu uns gehört, vielmehr, dass er gegen uns ist", sagte Sprecher Dmitrij Peskow. Bondarjew habe sich "gegen die allgemein vorherrschende Meinung unseres Landes ausgesprochen". Der Diplomat hatte am Montag nach drei Jahren als Abrüstungsberater Russlands bei den Vereinten Nationen in Genf mit Aplomb seinen Rücktritt erklärt.
Russland:Wächst der Widerstand im Kreml?
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Nach der spektakulären Abrechnung des russischen Diplomaten Boris Bondarjew mit dem Kreml: Gibt es Anzeichen für eine breitere Unzufriedenheit im Land mit Putins Kriegspolitik?
Von Frank Nienhuysen, München

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