Nach dem 24. Februar 2022 sei sofort klar gewesen, „dass es völlig ausgeschlossen war, dieses Buch zu schreiben, als wäre nichts geschehen“, schreibt Angela Merkel im Vorwort ihrer kürzlich erschienenen Erinnerungen über den Tag, an dem Russland seinen groß angelegten Krieg gegen die Ukraine begann. Das schürte die Erwartung an eine selbstkritische Auseinandersetzung der früheren Bundeskanzlerin mit ihrem Erbe in diesem Punkt. Allerdings hatte Merkel schon zuvor in etlichen Wortmeldungen den Gedanken an die Möglichkeit eigener Fehlentscheidungen in der Russlandpolitik verworfen. Dabei blieb sie auch im Buch. So ungerecht es wäre, Merkel hier einfach in die Tradition ihres Vorgängers Gerhard Schröder zu stellen, so bleibt doch die Erkenntnis, dass echte Aufklärung über Wege und Irrwege der deutschen Russlandpolitik kaum von denen zu erwarten ist, die sie beschritten haben.
Deutsche Russlandpolitik seit der Wiedervereinigung:Falsch abgebogen
Lesezeit: 3 Min.

Der Historiker Bastian Matteo Scianna hat für die deutsche Russlandpolitik die Metapher vom „Sonderzug nach Moskau“ erdacht. Schonungslos zeigt er die Fehler von Kohl, Schröder, Steinmeier und Merkel auf.
Rezension von Daniel Brössler

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