Russland und China wollen ihre Zusammenarbeit noch ausdehnen, teilte der Kreml zu einem Telefonat Wladimir Putins mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping mit. Der russische Staatschef habe vor allem Perspektiven der Wirtschafts- und Handelszusammenarbeit erörtert. Ihr Volumen solle 2022 Rekordniveau erreichen. Gesprochen hätten die beiden am Mittwoch auch über den Ausbau militärischer Beziehungen. Dieses erste Telefonat der beiden seit der Anfangsphase des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine fand an Xis 69. Geburtstag statt.
"Die Situation in der Ukraine" sei ebenfalls Thema der Präsidenten gewesen, teilte der Kreml mit. Xi Jinping habe "die Legitimität der Maßnahmen Russlands zum Schutz grundlegender nationaler Interessen angesichts von Herausforderungen für seine Sicherheit durch äußere Kräfte" betont. In Russland wird der Angriffskrieg gegen die Ukraine offiziell weiter "militärische Spezialoperation" genannt.
Die Version von Xi Jinpings Aussagen wich im chinesischen Staatssender CCTV ab von der des Kreml, widersprach ihr aber nicht. Xi "förderte aktiv den Weltfrieden und die Stabilität der globalen Wirtschaftsordnung", hieß es bei CCTV. Er habe alle Parteien gedrängt, "auf verantwortungsvolle Weise eine angemessene Lösung der Ukraine-Krise" zu finden, fügte der Bericht hinzu, der militärische Verbindungen oder zunehmende Handelsbeziehungen der Agentur Bloomberg zufolge nicht erwähnte. Die Staatsagentur Xinhua berichtete außerdem, China sei gewillt zu gegenseitiger Unterstützung Russlands bei Fragen von Souveränität und Sicherheit sowie bei wichtigen Anliegen.
US-Präsident Joe Biden hatte China im März gewarnt
Alexander Gabuew, Senior Fellow und Vorsitzender des Programms "Russland im asiatisch-pazifischen Raum" am Carnegie Moscow Center, sagte laut Bloomberg, die Information des Kreml zu dem Telefonat sei auf das Publikum in Russland ausgerichtet. Putin versuche, Stärke darzustellen, nachdem er gezwungen war, seine Kriegsziele nach Osten einzuengen, weil der russische Angriff weniger erfolgreich als geplant verlief. Chinas Version, so Gabuew demnach, achte eindeutig mehr auf den Westen, wo seine Reaktion auf den Krieg genau beobachtet würde.
US-Präsident Joe Biden hatte China im März gewarnt, es werde "Implikationen und Konsequenzen" nach sich ziehen, sollte Peking Moskau bei der Invasion unterstützen, militärisch oder durch Umgehen der US-Wirtschaftssanktionen gegen Russland. China behauptet international, es sei im Ukraine-Krieg neutral, hat aber im Land die russische Propaganda weitgehend übernommen, so etwa die falsche Behauptung, die USA betrieben Waffen-Biolabore in der Ukraine. SZ