Russland-Affäre:Trump und die Freunde von früher

Russland-Affäre: Ein Moskauer Abend mit Folgen: Neben der frisch gekürten Miss Universe 2013, Gabriela Isler aus Venezuela (Mitte), schüttelt der Sänger Emin Agalarow (links) die Hand von Donald Trump.

Ein Moskauer Abend mit Folgen: Neben der frisch gekürten Miss Universe 2013, Gabriela Isler aus Venezuela (Mitte), schüttelt der Sänger Emin Agalarow (links) die Hand von Donald Trump.

(Foto: Irina Bujor/AP)

Die Russland-Affäre hängt wie ein Schatten über seiner Präsidentschaft. Trumps engstes Umfeld unterhält zweifelhafte Verbindungen. Sohn, Lobbyist, Popstar, Tycoon - wir stellen die wichtigsten Protagonisten vor.

Von Sacha Batthyany, Washington, Julian Hans, Moskau, und Matthias Kolb

Mit "ungewöhnlich" ist der Wahlkampf von Donald Trump gut umschrieben. Der Polit-Neuling heuerte 2016 nur Leute an, die ihm loyal ergeben waren. Zu Trumps engstem Kreis gehörten auch stets die Söhne Donald jr. und Eric sowie Tochter Ivanka und Schwiegersohn Jared Kushner. Während letztere unentgeltlich als Berater tätig sind, wollen die Söhne mit neuen Trump-Hotels Profite machen. Von Interessenkonflikten wollte die Familie trotzdem nichts hören. Seit Dienstag weiß die Welt, dass die Trump-Kinder alles taten, um ihren Vater ins Weiße Haus zu bringen. Via Twitter veröffentlichte Donald jr. die E-Mails, mit denen sein Treffen mit der Moskauer Anwältin Natalia Weselnizkaja angebahnt wurde. Die angekündigten "belastenden Dokumente" über die Demokratin Hillary Clinton wollte er liebend gerne sehen - so kam Weselnizkaja am 9. Juli 2016 in den goldenen Trump Tower. Am Freitag meldete sich obendrein ein russisch-amerikanischer Lobbyist namens Rinat Achmetschin zu Wort: Auch er sei bei jenem Treffen anwesend gewesen. US-Medien zufolge hat Achmetschin früher in der sowjetischen Spionageabwehr gearbeitet. Den Sänger Emin Agalarow, über den das Treffen eingefädelt wurde, kannte Trump seit der "Miss Universe"-Wahl in Moskau 2013.

Während der Trump-Sohn das Treffen bei Fox News als "Zeitverschwendung" abtat, sehen manche Demokraten in den E-Mails den ersehnten Beweis für eine Kooperation zwischen Russland und dem Trump-Team.

Und der US-Präsident? Nennt seinen Sohn eine "Person von höchster Qualität". Das Treffen spielt er herunter: "Viele Leute sagen, dass jeder so etwas getan hätte." Dabei wissen Wahlkampfprofis, dass solche Kontakte ins Ausland illegal sind - und sie in dem Fall besser das FBI angerufen hätten. Doch in der Trump-Welt gelten offenkundig andere Regeln.

Wir stellen hier die wichtigsten Protagonisten der Russland-Affäre vor:

Rob Goldstone - Der PR-Berater

Publicist Goldstone attends the Miss Universe 2013 pageant in Moscow

Rob Goldstone.

(Foto: Reuters)

Bis vor wenigen Tagen war Rob Goldstone nur wenigen Menschen bekannt, obwohl er sich gerne mit berühmten Leuten umgab. Goldstone, geboren in Manchester, arbeitete als Journalist, bevor er sich mit der PR-Firma Oui 2 selbständig machte und nach New York zog. Er arbeitete nach eigenen Angaben für Musiker wie Michael Jackson, BB King und die Gruppe TLC.

Auf seinem Facebook-Profil sieht man ihn in schrillen Outfits und seltsamen Kopfbedeckungen. Der Mann, der mitgeholfen haben soll, Donald Trumps Miss-Universe-Wahl 2013 nach Moskau zu bringen, bezeichnet Russland laut Guardian als sein zweites Zuhause. Er war der Mittelsmann zwischen Emin Agalarow (zusammen mit dessen Vater Aras) und Trumps Sohn, weil er beide Familien kannte. Es gibt ein Handy-Video, das ihn am Tisch mit dem heutigen US-Präsidenten und dem Sänger Emin Agalarow zeigt. Inzwischen ist Goldstone abgetaucht. Mit dem Treffen zwischen Trump jr. und der russischen Anwältin hat er einen Politskandal mitausgelöst, der laut Huffington Post "alles verändern könnte".

Donald Trump jr. - Der Sohn

Russland-Affäre: Donald Trump Junior.

Donald Trump Junior.

(Foto: Derek Blair/AFP)

Er sei "unschuldig" und "ein guter Junge", sagt Präsident Donald Trump über seinen ältesten Sohn. Donald Trump junior, 39, genannt "Don", steht im Zentrum der Affäre um das Treffen mit der russischen Anwältin. Trump jr. war damals Teil des Wahlkampfteams und vertrat seinen Vater in konservativen Gegenden, wo er gerne über das Recht auf Waffen sprach. Er ist ein Jagdfreund, ein Foto zeigt ihn auf Safari neben einem toten Elefanten. In einem Interview Anfang der Woche bezeichnete er sein Vorgehen als "normal", Politik sei ein schmutziges Geschäft - wie die Jagd. Anders als Schwester Ivanka arbeitet Trump jr. weiter für das Familienimperium, mischt sich auf Twitter aber in die Politik ein und verteidigt seinen Vater, wo er nur kann.

Das war nicht immer so. Trump jr. galt als zurückhaltendes Kind, das unter seinem Vater litt und viel Zeit mit Großvater Miloš Zelníček verbrachte. Nach "ein paar wilden Jahren" während des Studiums habe er sich "auf die Familienwerte besonnen", was bei den Trumps bedeutet: Er heiratete ein Model, bekam Kinder und widmete sich der Vermehrung von Geld.

Emin Agaralow - Der Popstar

Russland-Affäre: Emin Agalarow.

Emin Agalarow.

(Foto: Mikhail Metzel/AP)

Emin Agalarow, 37 Jahre alt, kam in Baku zur Welt, der heutigen Hauptstadt von Aserbaidschan. Er wuchs in Moskau auf, besuchte eine Schule in der Schweiz und studierte in New York. Von dort brachte er den Traum mit, ein neuer Elvis zu werden. Doch der internationale Durchbruch ließ zunächst auf sich warten. Sein Management organisierte Auftritte mit Jennifer Lopez, er heiratete die Tochter des aserbaidschanischen Präsidenten und durfte beim Eurovision Song Contest 2012 in Baku auftreten.

2013 habe er für einen Videoclip die schönste Frau der Welt gesucht, erinnert sich Emin in einem Interview. Mit seinem Vater Aras reiste er zur Miss-Wahl nach Las Vegas und vereinbarte dort mit Donald Trump, das nächste Finale in Moskau zu veranstalten. Emin sang bei der Eröffnung eines Golfplatzes für Trump, und Trump trat in einem Video von Emin auf. Damit hätte sich die Sache erledigt, wäre da nicht Rob Goldstone. Der sollte Emins Karriere vorantreiben und benutzte ihn dann bei Trump jr. als Türöffner. Jetzt kennt ihn die ganze Welt - wenn auch nicht wegen seines Gesangs.

Aras Agaralow - Der Tycoon

Russland-Affäre: Aras Agalarow.

Aras Agalarow.

(Foto: Ethan Miller/AFP)

Als der Oppositionspolitiker Alexej Nawalny im Dezember 2015 einen Film über Verbindungen des obersten Staatsanwalts Jurij Tschaika zur organisierten Kriminalität veröffentlichte, schwieg die Moskauer Elite. Nur einer sprang mit einem offenen Brief für Tschaika in die Bresche: Aras Agalarow. Als Immobilienunternehmer ist es wichtig, einen guten Draht zur Justiz zu haben. Denn nach dem Ende der Sowjetunion funktionierte die Branche so: Den alten Besitzern wurde Grund billig abgepresst - notfalls über den Weg des Gerichts. Die Anwältin Natalja Weselnizkaja, die vorgeblich als Botin Tschaikas bei Trump junior anklopfte, gewann nach eigenen Angaben Hunderte solcher Verfahren.

Der aus Aserbaidschan stammende Agalarow machte sich mit dem Bau großer Einkaufszentren in Moskau einen Namen als "russischer Trump". Laut Forbes liegt er mit einem Vermögen von 1,7 Milliarden Dollar auf Platz 51 der reichsten Russen. Heute setzt der 61-Jährige auf Staatsaufträge. Gerade baut seine Crocus Group die Stadien für die Fußballweltmeisterschaft 2018 in Russland.

Paul Manafort - Der Lobbyist

Paul Manafort

Paul Manafort.

(Foto: Matt Rourke/AP)

Paul Manafort, 68, war im Sommer 2016 Donald Trumps Wahlkampfmanager. Als solcher nahm auch er an dem Treffen mit der Anwältin teil.

Donald Trump bezeichnete sich zwar stets als Politik-Außenseiter, mit Manafort aber holte er sich einen Washington-Insider ins Boot - und einen zynischen Lobbyisten: Mobutu Sese Seko, Diktator der Demokratischen Republik Kongo, gehörte ebenso zu seinen Kunden wie der ukrainische Politiker Viktor Janukowitsch und dessen prorussische Partei der Regionen. Manafort werden enge Kontakte zu russischen Oligarchen nachgesagt, etwa zum Aluminiumkönig und Putin-Freund Oleg Deripaska. Im August 2016 musste der Lobbyist seinen Job bei Trump wieder aufgeben, als die New York Times berichtete, er habe von Kreml-nahen Kräften etwa 13 Millionen Dollar Schwarzgeld erhalten.

Das FBI und mehrere Kongressausschüsse untersuchen nun die Rolle Manaforts in der Russland-Affäre. In Paris sagte Donald Trump kürzlich, Manafort habe zwar am Treffen mit der Anwältin teilgenommen, sei aber "total abwesend" gewesen.

Jared Kushner - Der Schwiegersohn

Jared Kushner

Jared Kushner.

(Foto: Jonathan Ernst/Reuters)

Er ist der Mann, dessen Stimme niemand kennt, weil er kaum mit den Medien spricht. Gleichzeitig wurde wohl kein Trump-Berater mit so wichtigen Aufgaben betraut wie Jared Kushner, Schwiegersohn des Präsidenten. Der 36-Jährige soll Frieden zwischen Israelis und Palästinänsern stiften, den Kampf gegen Terror überwachen und die Neuverhandlungen über die Freihandelszone Nafta führen. Politik-Qualifikationen bringt der blasse Harvard-Absolvent keine mit. Er entstammt einer reichen Immobilienunternehmerfamilie und übernahm mit 24 die Geschäfte seines Vaters, der wegen Steuerbetrug ins Gefängnis musste. Im Jahr 2009 heiratete er die Trump-Tochter Ivanka, mit der er drei Kinder hat.

Auch er war Teil des Wahlkampf-Teams, auch er nahm (kurz) an dem Treffen mit der Anwältin teil. Bei seiner Sicherheitsuntersuchung hat er die Zusammenkunft unterschlagen, wofür er nun kritisiert wird. Kushner war schon vor der Affäre um Donald Trump jr. in den Fokus der Ermittler geraten: Er soll sich während des Wahlkampfes mit Vertretern einer russischen Bank getroffen haben.

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