Bei einer Anschlagsreihe gegen Synagogen, orthodoxe Kirchen und eine Polizeistation in der russischen Teilrepublik Dagestan sind am Sonntag nach Behördenangaben viele Menschen getötet worden. Bei den Angriffen in zwei Städten der muslimisch geprägten Kaukasusrepublik habe es zudem mehrere Verletzte gegeben. Unter den Toten seien mindestens 15 Polizisten und ein Priester, sagte der Präsident der Nordkaukasus-Region, Sergej Melikow. Seinen Aussagen zufolge wurden fünf Angreifer erschossen, in Berichten war zuvor von sechs getöteten Angreifern die Rede. Das dagestanische Innenministerium sprach von zwölf Verletzten.
Am Abend waren parallel Angriffe in der südrussischen Stadt Derbent und in Dagestans Hauptstadt Machatschkala gemeldet worden. In beiden Städten seien Synagogen attackiert worden, teilte der Russische Jüdische Kongress mit. In Derbent wurde die Synagoge durch einen Brand schwer beschädigt. Die Stadt ist Heimat einer alten jüdischen Gemeinde und Unesco-Weltkulturerbe. Attackiert wurden zudem zwei orthodoxe Kirchen, wo auch ein Priester und ein Wachmann getötet wurden. Ein weiteres Ziel der Angreifer war ein Polizeiposten in Machatschkala.
Ein Anti-Terror-Einsatz der Polizei habe mehrere Stunden gedauert, sagte der Bürgermeister von Machatschkala Jussup Umawow. „Die Einsatzkräfte und Sicherheitsorgane haben schnell reagiert, aber leider ist es nicht ohne Opfer abgelaufen.“ Die Behörden erklärten die aktive Phase des Anti-Terror-Einsatzes noch in der Nacht für beendet und hoben den Alarmzustand auf. Es bleibt aber weiter unklar, ob alle Attentäter gefasst wurden.
Über die Hintergründe der Anschläge gibt es derzeit noch keine Informationen, auch wenn Dagestans Präsident Melikow die Taten auf Telegram als Versuch bezeichnete, die Lage in der Region zu destabilisieren. „Wir wissen, wer hinter den Terroranschlägen steckt und was ihr Ziel ist“, sagte er, ohne Details zu nennen. Drei der Attentäter sind Medienberichte zufolge Söhne und Neffen eines hochgestellten Beamten in der Region. Der Mann wurde in der Nacht bereits verhört. Bislang bekannte sich niemand zu den Anschlägen.
Machatschkala und Derbent liegen am Kaspischen Meer und etwa 125 Kilometer voneinander entfernt. Das islamisch geprägte Dagestan ist eine der ärmsten Regionen in Russland. Die russische Teilrepublik grenzt an die autonome russische Republik Tschetschenien sowie an Georgien und Aserbaidschan.