Rupert Murdoch zum Abhörskandal:Böse auf die sanfte Tour

Bei seiner zweiten Befragung vor dem Untersuchungsausschuss in London gibt sich Rupert Murdoch demütig. Die Abhöraffäre bei seiner Zeitung "News of the World" sei vor ihm verheimlicht worden. Nur in einem kurzen Moment des Kontrollverlusts offenbart der Medienmogul eine andere Seite.

Christian Zaschke, London

Es war nur ein kurzer Moment, der ahnen ließ, was Rupert Murdoch in Wahrheit von dem Untersuchungsausschuss hielt, vor dem er am Donnerstag zum zweiten Mal erscheinen musste. Am Mittwoch hatte er über sein Verhältnis zu britischen Politikern Auskunft gegeben, nun äußerte er sich zum Abhörskandal, in den sein inzwischen eingestelltes Blatt News of the World (NotW) verwickelt war.

A still image from broadcast footage shows Rupert Murdoch speaking at the Leveson Inquiry at the High Court in London

Rupert Murdoch vor dem Untersuchungsausschuss: Bei seiner zweiten Befragung gab sich der Medienunternehmer weitgehend sanftmütig - nur zwischendurch blitzte eine andere Seite auf.

(Foto: Reuters)

Immer war der 81 Jahre alte Medienunternehmer ruhig geblieben und hatte mit seinem australischen Akzent sogar einen gewissen Charme verströmt. Nun wies Staatsanwalt Robert Jay zum wiederholten Mal auf den Verdacht hin, Murdochs Interesse sei in Wahrheit nicht gewesen, den Abhörskandal aufzuklären, sondern ihn zu vertuschen.

Murdoch schnappte, das sähen vielleicht Leute so, "die denken wie Sie". Zwei Sekunden lang stand diese scharf vorgetragene Äußerung im Raum, dann hob Murdoch beschwichtigend die Hand und sagte: "Nein, ich nehme das zurück."

Seine Nähe zu Politikern hat Murdoch in der Befragung konsequent heruntergespielt, dass seine Mitarbeiter jahrelang illegal die Telefone Prominenter und von Opfern von Verbrechen abhörten, habe er schlicht nicht gewusst. Sanft wirkte Murdoch, wie ein freundlicher alter Herr, der allein durch Geist und gute Werke ein Milliardenvermögen angehäuft hat.

Doch in diesem kurzen Moment des Kontrollverlusts war der Geschäftsmann zu erkennen, der in seinem die Welt umspannenden Medienkonzern für seine herrische Art, seine Ungeduld und seine Härte bekannt ist. Der Haifisch hatte kurz die Zähne gezeigt.

Murdoch gibt sich demütig

Doch Murdoch kann auch auf die sanfte Tour recht böse sein. Am Mittwoch hatte er ausgesagt, der damalige Premier Gordon Brown habe seinem Konzern News Corp. den Krieg erklärt, nachdem die Sun sich 2009 auf die Seite der Konservativen gestellt hatte.

Brown hatte daraufhin am Mittwochabend gesagt, nichts davon sei wahr, er hoffe, Murdoch habe den Anstand, das richtig zu stellen. Mit einem Gesichtsausdruck des Bedauerns nahm Murdoch genau nichts zurück, sondern führte genüsslich aus, Brown sei damals wohl nicht ganz bei Sinnen gewesen.

Obwohl die Befragung durch Robert Jay sehr intensiv war, verlor Murdoch kein zweites Mal die Contenance. Er erklärte, dass die Abhöraffäre vor ihm verheimlicht worden sei - und er gab sich demütig und sagte, der Skandal sei auch sein Scheitern gewesen. Er habe nicht den "verdammten Anwälten" vertrauen, sondern sich selbst um die Sache kümmern sollen, sobald die ersten Gerüchte auftauchten - das war 2006, es dauerte bis 2011, bis alles ans Licht kam.

Gegebenenfalls, sagte Murdoch, hätte er die NotW dann früher zugemacht. Das wiederum bezweifeln viele Kommentatoren - das Sonntagsblatt war hoch profitabel. Fast altersmilde wirkte Murdoch, als er den wahren Satz sprach: "Ich muss mich bei vielen Menschen entschuldigen".

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