Süddeutsche Zeitung

Runder Tisch gegen Missbrauch:Justizministerin verlangt schnelle Antworten

Vor der ersten Sitzung des Runden Tisches gegen sexuellen Missbrauch kündigt Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger einen ehrgeizigen Fahrplan an. SPD-Vize Schwesig fordert, dass es bei der Aufarbeitung der Fälle "keine Salami-Taktik wie bei Bischof Mixa" geben dürfe.

Ein Appell der Bundesjustizministerin: Zum Auftakt des Runden Tisches gegen Missbrauch hat Sabine Leutheusser-Schnarrenberger die Teilnehmer aufgerufen, jenseits parteipolitischer Interessen nach raschen Antworten zu suchen.

Dem Hamburger Abendblatt sagte die FDP-Politikerin: "Der institutionalisierte Dialog über Prävention und Aufarbeitung sollte mit großer Ernsthaftigkeit, jenseits parteipolitischer Interessen geführt werden." Vor allem die Fragen der Aufarbeitung bedürften gründlicher und schneller Antworten. Die Ministerin kündigte an: "Dem Auftakt wird ein ehrgeiziger Fahrplan folgen."

Die Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Christine Bergmann (SPD), unterstrich derweil das Recht der Kinder auf gewaltfreie Erziehung. Der Runde Tisch werde über Verjährungsfristen, Führungszeugnisse und eine generelle Anzeigepflicht reden und Präventionskonzepte erarbeiten, sagte die frühere Familienministerin der Berliner Zeitung.

Nach Ansicht der Vorsitzenden der Jugend- und Familienkonferenz der Länder, Manuela Schwesig (SPD), müssen die Kirchen viel mehr tun, um sexuellen Missbrauch in den eigenen Reihen aufzuklären.

Umfrage: Mehrheit will Verjährungsfristen bei Missbrauch kippen

Schwesig, die Sozialministerin von Mecklenburg-Vorpommern ist, sagte der Frankfurter Rundschau, es dürfe bei der Aufarbeitung von Missbrauchsfällen in der Kirche "keine Salami-Taktik wie bei Walter Mixa geben". Der Augsburger Bischof hatte lange abgestritten, als Stadtpfarrer von Schrobenhausen Heimkinder geohrfeigt zu haben, bevor er jetzt seinen Rücktritt einreichte. "Entweder sie tut endlich alles, um aufzuklären, oder sie bleibt eine Wagenburg", richtete die stellvertretende SPD-Vorsitzende Schwesig an die Adresse der Kirche.

Der von der Bundesregierung eingesetzte Runde Tisch gegen sexuellen Kindesmissbrauch kommt an diesem Freitag erstmals in Berlin zusammen. Die 61 Teilnehmer wollen über Hilfen für die Opfer beraten und Konzepte zur Vorbeugung entwickeln. Er wird von den Ministerinnen Kristina Schröder (CDU, Familie), Annette Schavan (CDU, Bildung) und Sabine Leutheusser-Schnarrenberger (FDP, Justiz) geleitet.

Die Mehrheit der Deutschen hat sich in einer Umfrage für eine Abschaffung der Verjährungsfristen bei sexuellem Missbrauch von Kindern ausgesprochen. In Ostdeutschland lag die Zustimmung mit 90 Prozent noch etwas höher als im Westen mit 86 Prozent. Auch waren Frauen häufiger dafür als Männer.

Zu diesem Ergebnis kommt eine von der Deutschen Kinderhilfe in Auftrag gegebe Infratest-Umfrage, wie die Welt berichtet. Die Deutsche Kinderhilfe fordert bereits seit längerem die Verlängerung beziehungsweise Abschaffung der Verjährungsfristen bei Kindesmissbrauch.

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