Saudi-Arabien:Ringen droht außer Kontrolle zu geraten

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Inzwischen hat der 32-jährige Salman seine Position in Riad gefestigt, ist offiziell Thronfolger und wäre laut westlichen Diplomaten durchaus an einem pragmatischen Ausweg interessiert. Doch mittlerweile ist der einst lokal begrenzte Bürgerkrieg, der Saudi-Arabien nur insofern betraf, als es an seiner Südgrenze gelegentlich zu Scharmützeln mit den Huthis kam, mit immenser Bedeutung aufgeladen: Er reiht sich in die Liste der Konflikte ein, die das sunnitische Saudi-Arabien und das schiitische Iran austragen.

Dieses Ringen um die Vormacht in der Region droht immer weiter außer Kontrolle zu geraten. Im Syrienkrieg hält Teheran den Machthaber Baschar al-Assad mit schiitischen Söldnermilizen unter iranischem Kommando an der Macht, während Saudi-Arabien die Aufständischen mit Geld und Waffen unterstützt. Im Frühsommer provozierte Saudi-Arabien einen Konflikt mit Katar und verhängte eine bis heute anhaltende Blockade - nicht nur, aber auch, weil das Emirat nach dem Geschmack von Riad zu enge Beziehungen zu den Ayatollahs unterhält. Und das ohnehin fragile politische Gleichgewicht in Libanon wankt gewaltig, der bisher von Saudi-Arabien unterstützte Premier Saad al-Hariri reichte unter mysteriösen Umständen seinen Rücktritt ein, weil er sich von der Hisbollah bedroht sieht, dem von Iran unterstützten Zwitter aus Partei und Miliz.

Gegner von Waffenexporten nach Saudi-Arabien befürchten nun, dass deutsches Kriegsgerät nicht nur in Jemen Verheerendes anrichtet. Sondern auch zum massenhaften Töten benutzt werden könnte, wenn die Rivalität der Großmächte am Golf in eine direkte Auseinandersetzung umschlagen sollte. Beide Länder lieferten sich zuletzt ein Wettrüsten, Saudi-Arabien stand 2015 noch vor Russland auf Platz drei der Militärausgaben weltweit. Saudische Militärmitglieder, die in westlichen Hauptstädten den unpopulären Krieg in Jemen verteidigen sollen, hören sich diese Sorgen meist geduldig an. Dann verweisen sie selbstbewusst darauf, dass Saudi-Arabien quasi das einzige Land sei, das Waffenkäufe pünktlich, bar und ohne Geschachere bezahle - und dass sicher auch andere Exporteure an solchen Geschäften interessiert seien. Anfang Oktober etwa reiste König Salman als erster saudischer Regent nach Moskau. Details zu einem dort abgeschlossenen Waffendeal wurden nicht bekannt. Aber der Kreml zeigte sich zufrieden.

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