Rüstungsprojekte:Die größten Baustellen der Bundeswehr

Das Medium Extended Air Defense System, kurz Meads, ist nur eines von vielen Bundeswehr-Projekten, die Deutschland viel Geld kosten. Meist werden die Vorhaben teurer als geplant und die Ziele spät oder gar nicht erreicht.

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Medium Extended Air Defense System

U.S. soldiers stand beside a U.S. Patriot missile system at a Turkish military base in Gaziantep, southeastern Turkey

Quelle: REUTERS

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) zufolge soll das Medium Extended Air Defense System, kurz Meads, ab 2025 Angriffe aus der Luft abwehren. Die Firmen MBDA und der US-Rüstungskonzern Lockheed Martin haben den Auftrag erhalten, das System als Nachfolger des bestehenden "Patriot"-Flugabwehrraketen-Systems zur Serienreife zu bringen. Meads soll unter anderem per 360-Grad-Radar Flugobjekte erfassen und mindestens zwei Ziele gleichzeitig beschießen können. Die Kosten für das Projekt werden auf rund vier Milliarden Euro veranschlagt.

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Sturmgewehr G36

Sturmgewehr G36, G36, Heckler & Koch, Mexiko

Quelle: dpa

Das G36 ist das Standardgewehr für Bundeswehrsoldaten, hergestellt hat es die Firma Heckler & Koch. Die Bundeswehr setzt es seit 1997 ein und besitzt 180 000 Gewehre dieser Art. Die Waffe ist allerdings für Einsätze in vielen Teilen der Welt nur bedingt geeignet. Gerade Bundeswehr-Soldaten im heißen Afghanistan hatten über das Gewehr geflucht, weil es unter starker Hitze - die auch durch das Schießen selbst entsteht - seine Zielgenauigkeit verliert. "Es ist nicht sicher möglich, ein intensives Feuergefecht auf Kampfentfernungen über 100 Meter erfolgreich zu führen", hieß es in einem internen Bundeswehr-Vermerk. Bei extrem hoher Luftfeuchtigkeit kann das Ziel schon bei Raumtemperatur verfehlt werden.

Der Hersteller Heckler & Koch nahm eigene Prüfungen vor - und konnte die Vorwürfe nicht bestätigen. Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen (CDU) gab im April jedoch bekannt, für das G36 in seiner derzeitigen Konstruktion in der Bundeswehr "keine Zukunft" zu sehen.

Zunächst bekommt die Bundeswehr provisorischen Ersatz für das G36: Beschafft werden sollen 600 Sturmgewehre auf der Basis des G27P sowie 600 leichte Maschinengewehre MG4.

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Schützenpanzer "Puma"

Puma Schützenpanzer

Quelle: dpa

Der Schützenpanzer Puma, hier beim 50. Jahrestag der Gründung des Heeres im Jahr 2006, wurde von den Unternehmen Krauss-Maffei Wegmann und Rheinmetall-Landsysteme 2004 entwickelt und soll den Panzer vom Typ Marder ablösen. Der Zeitplan sah vor, bis Frühjahr 2014 die Panzer an die Truppe auszuliefern. Doch das Datum erweist sich als zu ehrgeizig.

Ursprünglich sollten es insgesamt 1000 Exemplare bis 2020 sein. Die Zahl wurde auf 350 reduziert. Im April wurde die Nutzung des Puma offiziell genehmigt. Der Panzer wird nun in den Ausbildungsbetrieb genommen.

Ein Problem war und ist das Funk- und Führungssystem. Ein anderes Problem ist das Gewicht. Denn der Puma-Panzer soll so gebaut werden, dass er in Zukunft mit dem Transportflugzeug A440M in Einsatzgebiete geflogen werden kann. Die einst vorgesehene 50mm-Maschienkanone, mit der auch auf stark gepanzerte Fahrzeuge geschossen werden kann, wurde gegen eine 30mm-Kanone ausgetauscht. Dazu kam, dass Prüfer der Beschaffungsbehörde in Koblenz die Grenzwerte für die Schussgasbelastung im Fahrgastraum verschärft hatten, was die Entwicklungskosten weiter in die Höhe getrieben hat.

Günstiger wird das Projekt auch durch ein jüngst bekannt gewordenes Problem nicht: Bei den ersten 20 ausgelieferten Panzern wurden jenseits der 50 Stundenkilometer-Marke Schwierigkeiten mit den Bremsen festgestellt. Die bereits gelieferten Modelle müssen nun umgebaut werden. Wesentlicher Grund auch hier: das Gewicht.

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Transportflugzeug "A400M"

Ausrüstungsmängel der Bundeswehr

Quelle: dpa

Das Transportflugzeug A400M, hier im Juli 2014 bei der Eröffnung der Luftfahrtmesse in Farnborough (Großbritannien), soll die C-160 Transall ablösen. Geplant war, das erste Flugzeug 2009 zu übernehmen und bis zum Jahr 2016 insgesamt 60 Maschinen zu kaufen. Nun sollen es noch 40 Exemplare sein, weil die Flugzeuge doch teurer wurden, als geplant. Ende 2014 wurde das erste Exemplar übernommen. Und auch dieser Termin bedeutete, dass auf einige Fähigkeiten des Flugzeugs verzichtet werden musste - zumindest vorerst. Das betrifft etwa die Möglichkeit, Soldaten und Material aus der Luft abzusetzen. Mit dem Transportflugzeug sollen 116 Soldaten oder 32 Tonnen Last geflogen werden. Auch der Transport von Hubschraubern wie dem Tiger oder dem Transportpanzer Boxer soll möglich sein.

Am 9. Mai 2015 stürzte eine A400M bei ihrem ersten Testflug unweit des Flughafens San Pablo in Sevilla ab. Vier Besatzungsmitglieder starben, zwei weitere wurden schwer verletzt. Software-Probleme sollen der Grund des Absturzes gewesen sein. Deutschland, die Türkei und Großbritannien haben sich fürs Erste dazu entschieden, Erprobungsflüge mit der Transportmaschine auszusetzen.

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"Eurofighter"

Experten überprüfen Rüstungsprojekte

Quelle: dpa

Der Eurofighter war ein Prestige-Projekt der Kohl-Regierung in den 1980er Jahren. Er soll das Herzstück der Luftwaffe werden. Ursprünglich war die Anschaffung von 180 Eurofightern geplant, aber das wurde der Regierung zu teuer. Nun sollen es noch 143 sein. Bisher wurden 109 Flugzeuge ausgeliefert. Die Kampfflugzeuge können sowohl bei Luftangriffen, als auch bei der taktischen Aufklärung im Feindesgebiet eingesetzt werden.

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Helikopter "NH90"

Von Der Leyen Visits Bundeswehr Exercises Amidst Procurement Debacle

Quelle: Getty Images

Der Helikopter NH90 soll als leichte Transportmaschine bei Heer und Marine zum Einsatz kommen und Material und Soldaten transportieren. Ursprünglich wollte die Bundeswehr 134 Helikopter kaufen. Nun sind es noch 100: Davon 82 für das Heer, 18 für die Marine. 32 sind ausgeliefert.

Die Kosten für die Entwicklung des Hubschraubers sind gestiegen, außerdem zeigte er einige Mängel. Berichten, der Helikopter, den auch die Marine verwenden will, dürfte nicht über dem Meer eingesetzt werden, widersprach die Bundeswehr zwar umgehend. Aber ein Ein- und Aussteigen ist bei dem Helikopter nur möglich, wenn er auf festem Untergrund steht und keine Hindernisse von einer Höhe von mehr als 16 Zentimeter im Weg sind. Soldaten mit Ausrüstung können die Heckrampe nicht nutzen und die Sitze sind für sie unbequem und unsicher. Wer auf ein Gewicht von mehr als 110 Kilogramm kommt - mit Ausrüstung wiegt ein Soldat eher 130 Kilo - muss draußen bleiben. Der Innenraum ist sehr eng. Für Einsätze des KSK oder von Fallschirmjägern ist der Hubschrauber nicht gut geeignet. Außerdem ist in Afghanistan mehrmals die Navigationsanlage ausgefallen.

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Unterstützungshubschrauber "Tiger"

Ausrüstungsmängel der Bundeswehr

Quelle: dpa

Der Kampfhubschrauber Tiger kann beim Kampf gegen Panzer am Boden oder als Begleitung anderer Hubschrauber zum Einsatz kommen. 80 Stück wollte die Bundeswehr ursprünglich kaufen, nun sollen es nur noch 57 sein. Bis Dezember 2014 wurden 40 Tiger an die Bundeswehr ausgeliefert. Die Maschinen sind seit Planungsbeginn deutlich teuer geworden. Große Probleme gab es mit der Verkabelung, die aber vom Hersteller gelöst wurden. Auch die Bewaffnung war umstritten. Einige Exemplare waren von 2012 bis 2014 in Afghanistan im Einsatz.

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Fregatte "F 125"

Baubeginn für neue Fregatte F125

Quelle: picture alliance / dpa

Insgesamt vier Fregatten vom Typ F 125 (hier als Computeranimation) will die Marine anschaffen. Die Schiffe sollen seltener gewartet werden müssen und so einen längeren Dauereinsatz gewährleisten.

Das erste Schiff, die Fregatte Baden-Württemberg - ist bereits ausgedockt. Doch bis die Schiffe einsatzfähig sind, wird noch einige Zeit vergehen. Wegen technischer Probleme - etwa ein mangelhafter Anstrich mit Brandschutzlack am Fregattenrumpf - wird die erste der vier Fregatten wohl erst 2017 ihren Dienst beginnen. Geplant war 2014. Die Kosten für jedes Schiff sollten ursprünglich bei 656 Millionen Euro liegen. Inzwischen sind sie auf fast 760 Millionen gestiegen.

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Aufklärungsdrohne "Euro Hawk"

Drohne ´Euro Hawk"

Quelle: dpa

Eine eigene Aufklärungsdrohne wollte die Bundeswehr. Der europäische EADS-Konzern sollte sie gemeinsam mit der US-Firma Northrop Grumman herstellen. Doch 2013 beendete das Verteidigungsministerium das Projekt Euro Hawk. Technische Probleme und 500 Millionen Euro Zusatzkosten für die Zulassung des Fluggeräts waren die Gründe.

© SZ.de/fehu/mcs/joku/flogo
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