Verteidigungspolitik:Globale Militärausgaben auf höchstem Stand seit 30 Jahren

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Deutschland liegt mit seinen Ausgaben für Verteidigung auf Platz 8 der Sipri Rangliste. (Foto: dpa)
  • Laut des Stockholmer Friedensforschungsinstituts Sipri sind die globalen Militärausgaben auf dem höchsten Stand seit 1988.
  • Auch Deutschland erhöht seine Verteidigungsausgaben um 1,8 Prozent.
  • Unangefochtene Spitzenreiter bleiben China und die USA.

Weltweit stiegen die Militärausgaben 2018 um 2,6 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, teilt das Stockholmer Friedensforschungsinstitut Sipri in einem am Montag veröffentlichten Bericht mit. Mit insgesamt 1,64 Billionen Euro sind die weltweiten Verteidigungsausgaben damit auf dem höchsten Stand seit 1988.

Am meisten gaben dem Bericht zufolge die USA, China, Saudi Arabien, Indien und Frankreich aus. Die Militärausgaben dieser fünf Länder zusammen machen 60 Prozent des Gesamtbetrages aus. Die Ausgaben der USA für ihren Verteidigungshaushalt stiegen erstmalig seit 2010, während China zum 24. Mal in Folge mehr für sein Militär ausgab als im Vorjahr. Die Militärausgaben weltweit belaufen sich auf 2,1 Prozent des globalen Bruttoinlandproduktes. Umgerechnet auf die Weltbevölkerung sind das 214 Euro pro Person.

Deutschland liegt auf Platz 8 der Liste. Die deutschen Militärausgaben stiegen um 1,8 Prozent auf 44,4 Milliarden Euro. Das entspricht einem Anteil von 1,2 Prozent des Bruttoinlandsprodukts. Das Nato-Ziel zur Erhöhung der Verteidigungsausgaben auf zwei Prozent verfehlt Deutschland - wie auch andere Nato-Staaten - damit deutlich. US-Präsident Trump hatte die Nato-Partner in der Vergangenheit mehrmals aufgefordert, ihre Verteidigungsausgaben zu erhöhen.

Die USA bleiben unangefochtener Spitzenreiter. Sie gaben im vergangenen Jahr knapp 583 Milliarden Euro für ihre Verteidigung aus. Das entspricht mehr als einem Drittel (36 Prozent) der weltweiten Militärausgaben und damit beinahe der Investionen der acht darauffolgenden Länder zusammen. "Der Zuwachs in den US-Militärausgaben geht auf die 2017 unter der Trump-Regierung beschlossene Beschaffung neuer Waffen zurück," erklärt Sipri-Forscherin Dr. Aude Fleurant.

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Während die USA und auch China deutlich mehr investieren, ist Russland erstmals aus den obersten fünf Plätzen herausgerutscht. Im Vergleich zum Vorjahr investierte Moskau 3,5 Prozent weniger in seine Rüstung. Ein Grund dafür sind die anhaltenden russischen Wirtschaftsprobleme. Trotzdem werde Russland in der Region weiter stark als Bedrohung wahrgenommen, sagte Sipri-Fachmann Pieter Wezeman. Das Resultat: deutlich höhere Verteidigungsausgaben in Polen, der Ukraine, Bulgarien, Lettland, Litauen und Rumänien.

Als Grund für den kontinuierlichen globalen Anstieg sieht Sipri nicht nur die Spannungen zwischen asiatischen Staaten, sondern auch den Konflikt zwischen China und den USA. In Afrika sanken die Ausgaben fürs Militär 2018 dagegen deutlich, im Nahen Osten zumindest leicht.

Das Institut stützt sich in dem jährlichen Bericht nicht nur auf offizielle Regierungsangaben zum Verteidigungsbudget, sondern berücksichtigt auch weitere Quellen wie Statistiken von Zentralbanken und der Nato sowie Regierungsantworten auf Anfragen etwa der Vereinten Nationen.

© SZ.de/dpa/epd/hij - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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