Rückschlag im SPD-Wahlkampf:Steinbrücks Online-Berater wirft nach zwei Tagen hin

Kurzes Intermezzo: Erst am Montag war bekannt geworden, dass Roman Maria Koidl SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück im Online-Wahlkampf beraten soll. Jetzt, nach nur zwei Tagen, gibt der Kunstmäzen und Unternehmer auf.

Charlotte Theile

Roman Maria Koidl, Steinbrück-Berater

Roman Maria Koidl, 45, war als Online-Berater Steinbrücks im Gespräch.

(Foto: Screenshot, www.koidl.com)

Die Nachricht vom Montag, 22:52 Uhr, steht auf der Homepage von Roman Maria Koidl (45) noch ganz oben: Der österreichische Buchautor, Kunstmäzen und Unternehmer soll als Online-Berater im Wahlkampfteam von Peer Steinbrück (SPD) fungieren, heißt es dort in einer Meldung der Nachrichtenagentur AFP. Keine 48 Stunden später ist Koidl diesen Posten schon wieder los.

Wie kam es zum schnellen Abgang? Zunächst wehrt sich das Steinbrück-Lager: "Er ist überhaupt nicht als Berater vorgestellt worden", sagt Michael Donnermeyer, Sprecher von Peer Steinbrück, zu Süddeutsche.de. Es habe Verhandlungen mit Koidl gegeben, so wie man auch mit Werbeagenturen oder verschiedenen anderen Dienstleistern verhandele. Koidl sei als Online-Berater im Gespräch gewesen, aber, so betont Donnermeyer: "Es gab keinen Vertrag."

Koidl, der sich im Netz als "RMK" bezeichnet, hat eine Vita, die nur schwer mit sozialdemokratischen Werten vereinbar ist. So war er als Berater von verschiedenen Investmentfonds tätig und verweist auf seiner Homepage stolz auf diverse Übernahmeerfolge: "Im Rahmen dieser Tätigkeiten wurden sog. 'Non Performing Loan' Portfolien (NPLs) mit einem Volumen von rund einer halben Milliarde Euro vermittelt ('Deal Sourcing') und Übernahmeprozesse strukturiert ('Transaction Advisory')", heißt es dort zum Beispiel.

Dass eine solche Tätigkeit vielen Genossen nicht sozialdemokratisch genug sein dürfte, war Donnermeyer in seinen Verhandlungen offenbar nicht aufgefallen. "Das wird Teil interner Gespräche sein", erwidert er auf Nachfrage gereizt. Außerdem habe Steinbrücks Wahlkampfteam in den vergangenen Wochen "viele andere Dinge zu tun gehabt". Seit "nicht mal drei Wochen" versuche man, Steinbrücks Wahlkampf vorzubereiten.

Dabei hatte Koidl bereits ein Büro im Willy-Brandt-Haus bezogen. Im Interview sagte er noch am Montag, er freue sich auf die neue Aufgabe. Ob die Freude auf Gegenseitigkeit beruhte?

Koidl will kein "Gegenstand der Berichterstattung" sein

Auch als Besitzer einer Schokoladenfabrik, Bestseller-Autor (zuletzt: "Blender - Warum immer die Falschen Karriere machen") und Kunstsammler hat der in Zürich lebende Österreicher von sich reden gemacht. Bedürftigkeit, so darf man vermuten, ist es nicht, die ihn in Steinbrücks Wahlkampfteam brachte.

In der persönlichen Erklärung Koidls heißt es, er werde sich sich "mit sofortiger Wirkung" aus der Rolle des Beraters Online für die Wahlkampfkampagne von Peer Steinbrück zurückziehen. Er könne nicht vertreten, "dass falsche und ehrverletzende Berichterstattung gegen mich eingesetzt wird".

Koidl als Person könne nicht "Gegenstand von Berichterstattung im Wahlkampf sein". Wichtig ist ihm offenbar, dass ihn Steinbrück nicht vor die Tür gesetzt habe, sondern dass er selbst es war, der sein Angebot zurückgezogen habe. Er sei überzeugt, dass "Steinbrück ein exzellenter Kanzler wird."

Ob es so weit kommen wird, ist nach den Startschwierigkeiten der SPD-Kampagne offener denn je.

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