Rückreise nach Deutschland:Gorch Fock sticht in See

Das Segelschulschiff "Gorch Fock" hat Kurs auf den Heimathafen Kiel genommen. In etwa drei Monaten soll es in Deutschland ankommen. Politiker streiten jedoch über seine Zukunft.

Das in die Schlagzeilen geratene Segelschulschiff Gorch Fock ist am Sonntag vom argentinischen Ushuaia aus in Richtung Deutschland in See gestochen. "Pünktlich um 15.00 Uhr (19.00 Uhr MEZ) hat sie abgelegt", sagte Fregattenkapitän Achim Winkler der Nachrichtenagentur dpa.

Gorch Fock Under Scrutiny Over Possible Mutiny

Die Gorch Fock setzt die Segel in Richtung Heimat. Voraussichtlich drei Monate soll das Schiff von Argentinien nach Deutschland unterwegs sein.

(Foto: Getty Images)

Der Dreimaster wird nun an der Westküste Südamerikas hoch bis zum Panama-Kanal segeln und dann durch die Karibik und den Nordatlantik zurück nach Deutschland gelangen. Etwa drei Monate wird der Törn dauern. Der suspendierte bisherige Kommandant Norbert Schatz war kurz zuvor mit militärischen Ehren von seiner Mannschaft verabschiedet und in Zivil von Bord gegangen. Er wird in den nächsten Tagen in Deutschland zurückerwartet.

Mit an Bord der Gorch Fock ist die Untersuchungskommission unter Leitung von Konteradmiral Horst-Dieter Kolletschke, die Berichte über Missstände bei der Ausbildung und Vorwürfe von Offiziersanwärtern gegen die Stammbesatzung untersuchen soll. Die Kommission segelt bis zum nächsten Hafen im chilenischen Valparaiso mit und wird dann nach Deutschland zurückkehren und Bericht erstatten.

Die Reisedistanz der Gorch Fock nach Deutschland beträgt knapp 10.000 Seemeilen. Vor der argentinischen Küste hatte das Segelschulschiff rund eineinhalb Wochen gelegen. Die Befragungen der Mannschaften sollen auf See weitergehen. Seit Freitag hat ein Untersuchungsteam der Marine mit Befragungen der Soldaten begonnen, um Vorwürfe unzumutbarer Lebens- und Arbeitsbedingungen an Bord zu klären. Die Befragungen sollen rund zwei Wochen dauern und auf See fortgeführt werden.

In der Union herrscht indes Uneinigkeit, ob das Ausbildungsschiff weiter betrieben werden soll. Der CDU-Außenexperte Ruprecht Polenz stellte den weiteren Einsatz der Gorch Fock infrage. "Gerade in Zeiten, in denen wir über eine kräftige Verkleinerung der Bundeswehr und weitere Sparbemühungen debattieren, wäre es unverständlich, ausgerechnet die Gorch Fock unbedingt weiter in Betrieb zu halten", sagte der Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Financial Times Deutschland.

Der Chef der Jungen Union und außenpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Philipp Mißfelder, widerspricht der Auffassung von Polenz. Missfelder sagt zu sueddeutsche.de: "Nach Abschluss der Überprüfung und nach Auswertung des Untersuchungsberichtes spricht aus meiner Sicht vieles dafür, die Gorch Fock wieder in Betrieb zu nehmen." Das 1958 gebaute Schiff "bleibt das Symbol der Nachkriegszeit und einer modernen Bundeswehr", sagte Mißfelder. Das gelte weiterhin, "auch wenn ihr Ruf durch die Skandale Schaden genommen hat."

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