Richtig vermisst hatte man ein Buch über ihn nicht. Rudolf Hess ist einer der wenigen aus dem Pantheon finsterer NS-Oberer, derer sich bislang noch kein seriöser Biograf angenommen hatte. Und nun soll man gleich mehr als 700 Seiten über den einstigen "Stellvertreter des Führers" lesen? Die Nachwelt kennt Hess allenfalls noch als letzten Insassen des Alliierten Kriegsverbrechergefängnisses in Spandau. Dort starb er 1987 durch Suizid. Hess war zwar mit furchterregend schwarzen Augenbrauen versehen, doch gilt er bis heute als eher mediokrer Mensch, ein Mann der zweiten Reihe hinter dem von ihm verehrten Führer und keiner der ganz großen Bösewichte des Regimes wie Goebbels oder Himmler.
Das Politische Buch:Tatsächlich Stellvertreter
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Für Manfred Görtemaker ist Rudolf Hess keineswegs der mediokre Nazi aus der zweiten Reihe. Sein Einfluss war demnach viel größer als bisher angenommen. Der Historiker rückt noch weitere Mythen zurecht, etwa was Hess letztlich zu seinem Flug nach Schottland antrieb.
Rezension von Cord Aschenbrenner
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