Süddeutsche Zeitung

Rote-Khmer-Tribunal:Ex-Außenminister beantragt Haftverschonung

Wegen Hunderttausender Ermordeter, Gefolterter und Verhungerter soll dem früheren Außenminister der Roten Khmer in Kambodscha der Prozess gemacht werden. Doch seinen Anwälten zufolge ist Ieng Sary zu gebrechlich dafür.

Der wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagte frühere Außenminister des brutalen Rote-Khmer-Regimes in Kambodscha hat Haftverschonung beantragt. Der 82-jährige Ieng Sary erschien vor dem Völkermordtribunal in Phnom Penh, wo seine Anwälte nach lokalen Medienberichten argumentierten, ihr Mandant sei zu gebrechlich für einen Prozess.

Ieng Sary ist einer der fünf noch lebenden Führungskräfte des Regimes, das in Kambodscha Ende der siebziger Jahre für den Tod von zwei Millionen Menschen verantwortlich war.

Die Roten Khmer wollten einen maoistischen Bauernstaat einrichten und zwangen die Menschen zu brutaler Feldarbeit. Hunderttausende wurden als Verräter gefoltert und hingerichtet. Andere verhungerten.

Ieng Sary und vier weitere Khmer-Führer waren im vergangenen Jahr nach jahrelangem Gerangel um die Einrichtung des Rote-Khmer-Tribunals festgenommen worden. Darin geht es auch um die Grundsatzfrage, ob einem Angeklagten trotz Amnestie der Prozess vor einem internationalen Gericht gemacht werden kann.

Die Anwälte halten Ieng Sarys Inhaftierung für unrechtmäßig, da König Norodom Sihanouk ihn 1996 von einer früheren Verurteilung wegen Völkermords begnadigt hatte. Die Prozesse sollen im Laufe des Jahres beginnen.

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AFP/dpa
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