Ronald Schill vor Untersuchungsausschuss:"Früher als Taxifahrer gearbeitet"

In Hamburg hat der ehemalige Innensenator Ronald Schill vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss seine kurze Rückkehr ins Rampenlicht genossen.

Ronald Schill dreht umringt von dutzenden Fotografen eine Pirouette und lächelt in das Blitzlichtgewitter, dann noch eine und lässt sich endlich auf dem Zeugenstuhl nieder.

"Mein Name ist Schill und beruflich habe ich früher mal als Taxifahrer gearbeitet", sagt der ehemalige Hamburger Innensenator als Zeuge vor dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss "Feuerbergstraße".

Schon auf der Straße vor dem Sitzungsgebäude hatte der 48-Jährige Mühe, sich in Begleitung seines Rechtsanwaltes einen Weg durch den Journalistenpulk zu bahnen.

Korrekt im dunklen Anzug und mit kurz geschnittenen Haaren wirkt Schill, der in der Hamburger Landespolitik umstritten war, nie weg gewesen.

Extra für Schill geht der eigentlich längst abgeschlossene Untersuchungsausschuss in die Verlängerung. SPD-Obmann Thomas Böwer sieht in dem ehemaligen Innensenator eine Schlüsselfigur.

Dass es sich dabei um Missstände in einem geschlossenen Heim für straffällige Jugendliche dreht, geht angesichts des Medienauflaufs und des Interesses an der schillernden politischen Figur Schills unter.

"Jetzt ist finito"

Drei Jahre lang hatte Schill nach seiner Flucht aus dem Politikerleben im Herbst 2004 als Langzeittourist in Brasilien gelebt. Nur ab und zu blitzten kurze Episoden aus Rio de Janeiro in den deutschen Medien auf - der ehemalige "Richter Gnadenlos" in Shorts auf einem klapprigen Fahrrad - manchmal begleitet von unbekannten Schönheiten.

Schills Aufstieg zum Hamburger Innensenator 2001 verlief kometenhaft steil und seine kurze Karriere verglühte nur zwei Jahre später innerhalb weniger turbulenter Wochen.

Mit den Worten "jetzt ist finito" warf Bürgermeister Ole von Beust (CDU) seinen Koalitionspartner aus dem Amt, ließ neu wählen und errang im Februar 2004 die absolute Mehrheit.

Schill hatte sich in einer Affäre um Nebenbeschäftigungen seines Staatsrats Walter Wellinghausen verrannt und von Beust mit sexuellen Enthüllungen aus dessen Privatleben gedroht. In der Folge wurde von Beusts Homosexualität bekannt; die Hamburger nahmen es gelassen zur Kenntnis.

Jahrelang versuchten die Behörden, Schill eine Vorladung vor den Untersuchungsausschuss "Feuerbergstraße" zukommen zu lassen, allerdings erfolglos, weil keine Adresse bekannt war.

So geriet der Jurist sogar in die internationalen Fahndungscomputer der Polizei - zur Feststellung seines Aufenthaltsortes. Die Nachricht von der Rückkehr des "Richter Gnadenlos" - den Ruf hatte er sich mit harten Urteilen als Amtsrichter in Hamburg erworben - vor wenigen Wochen verbreitete sich wie ein Lauffeuer.

Im schleswig-holsteinischen Itzehoe beantragte Schill unter der Anschrift seines Rechtsanwaltes einen Reisepass, offenbar in der Absicht, Deutschland bald wieder zu verlassen. Die Medien ließ er aber auch wissen, er wolle sondieren, ob seine politischen Positionen in Deutschland noch populär seien. Comebackversuch nicht ausgeschlossen.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: