Romney gewinnt Vorwahl in Nevada:Mormonen und Momentum

Bei der fünften Vorwahl der Republikaner siegt Mitt Romney klar vor Newt Gingrich. Auch bei den kommenden Abstimmungen im Februar droht dem Multimillionär kaum Ungemach. Doch der Aufschwung in der US-Wirtschaft gefährdet seine Strategie, sich als Finanzexperte zu profilieren, um Amtsinhaber Barack Obama auszustechen.

Matthias Kolb, Washington

Nein, eine Überraschung waren die deutlich mehr als 40 Prozent für Mitt Romney in Nevada nicht. Der 64-Jährige kam mit dem Schwung des strahlenden Siegers aus Florida in den Silver State, wo er bereits vor vier Jahren 51 Prozent aller Stimmen erhalten hatte. Der frühere Gouverneur von Massachusetts profitierte vom hohen Bevölkerungsanteil der Mormonen in Nevada, die nahezu komplett für ihren Glaubensbruder stimmten.

Das Momentum, als klarer Favorit der Republikaner zu gelten, wird Romney aller Voraussicht nach in den kommenden Wochen bewahren können. Von den fünf weiteren Staaten, in denen im Februar Vorwahlen abgehalten werden, hatte der Multimillionär 2008 vier gewonnen. Damals scheiterte er nur in Arizona, der Heimat des späteren Siegers John McCain.

Die nächste TV-Debatte, in der sich der zuletzt gut präparierte Romney wieder den Attacken von Lautsprecher Newt Gingrich und dem erzkonservativen Rick Santorum stellen muss, findet erst in knapp drei Wochen statt. Romneys Wahlkampfteam und seinem Super-Pac, dem Verein, der Spenden für ihn sammelt, steht ausreichend Geld zur Verfügung, um das schmutzige Spiel der Negativkampagnen weiter zu treiben und - falls nötig - schnell auf Angriffe von Gingrich, Santorum oder dem Abgeordneten Ron Paul zu reagieren.

Das Caucus-Modell und seine Unterstützer

Auch der Erfolg des 76-jährigen Ron Paul, der nach bisherigem Stand der Auszählung fast jede fünfte Stimme erhielt, kam nicht überraschend. Der studierte Mediziner, der die Notenbank Fed abschaffen und alle US-Soldaten nach Amerika zurückholen will, war bei den Unter-30-Jährigen beliebter als Romney. Paul schneidet traditionell gut in jenen Staaten ab, die in jedem Bezirk einen Caucus abhalten. Bei diesen Wählerversammlungen diskutieren die Bürger, bevor sie ihre Stimme abgeben und hier sind leidenschaftliche Unterstützer besonders wichtig.

2008 war Ron Paul in Nevada auf dem zweiten Platz gelandet - und seither immer wieder in den Wüstenstaat zurückgekehrt, um sich mit seinen Anhängern zu treffen. In Colorado und Minnesota wird an diesem Dienstag ebenfalls nach dem Caucus-Modell abgestimmt, weshalb Beobachter auch dort mit einem guten Abschneiden des libertären Kauzes rechnen.

Mit Ron Paul werden sich die vielen Berater Mitt Romneys allerdings kaum beschäftigen. Auf sie wartet eine andere knifflige Aufgabe: Die Spin Doctors müssen nicht nur versuchen, besser auf die Wortwahl ihres Schützlings zu achten ("Um die Armen sorge ich mich nicht"), sondern sich auch überlegen, wie sie auf die überraschend positive Wirtschaftsentwicklung reagieren. Mit 8,3 Prozent liegt die Arbeitslosenrate nun auf dem gleichen Niveau wie vor drei Jahren, als Barack Obama ins Weiße Haus einzog. Auch der Standard & Poor's 500-Aktienindex erreicht nahezu den gleichen Wert wie im Januar 2009.

Romneys Hauptargument schwächelt

Auch wenn dieser Wert für amerikanische Verhältnisse noch immer hoch ist, erscheint Romneys Hauptargument nun deutlich angreifbarer. Der 64-Jährige, der als Finanzinvestor zum Multimillionär wurde, hämmert den Wählern seit Monaten ein, nur er sei wegen seiner Erfahrung in der Privatwirtschaft in der Lage die US-Wirtschaft wieder in Schwung zu bringen.

Mitt Romney

Mitt Romney mit seinen Anhängern bei der Vorwahl in Nevada - das Momentum wird er bei den kommenden Abstimmungen voraussichtlich bewahren können.

(Foto: AP)

Keine Silbe verschwendete Romney bei seiner Siegesrede in Las Vegas an seine Mitbewerber. Stattdessen kritisierte er, die Arbeitslosigkeit liege seit nunmehr 36 Monaten über der Acht-Prozent-Marke. Die zusätzlichen Jobs seien nicht im öffentlichen Sektor, sondern in der Privatwirtschaft entstanden, argumentierte der frühere Finanzinvestor und beklagte die hohen Staatsausgaben der Obama-Regierung. "Gute Nachrichten vom Arbeitsmarkt" seien stets willkommen, sagte er unter lauten "Mitt Mitt"-Rufen seiner Anhänger. Dies sei jedoch nicht die Leistung des Präsidenten, sondern Folge der harten Arbeit der Amerikaner.

Ein Romney-Berater hatte zuvor in der New York Times erklärt, weiter an dem Kernargument festhalten zu wollen. Selbst wenn die Arbeitslosigkeit weiter sinke, seien viele Amerikaner noch immer besorgt um ihren Job und verärgert wegen der hohen Staatsschulden. Wie lange sich diese Botschaft bei einem Aufschwung - glaubwürdig durchhalten lässt, ist kaum vorhersehbar. Auch wenn die Schuldenkrise in Europa oder eine Zuspitzung des Konflikts mit Iran die gute Entwicklung zu gefährden droht.

Kasino-König Sheldon Adelson, dessen Familie mit einer 10-Millionen-Dollar-Spende Newt Gringrichs Kampagne Mitte Januar neues Leben einhauchte, kündigte an, den republikanischen Präsidentschaftskandidaten noch großzügiger zu unterstützen - solange dieser dafür eintrete, dass die USA weiterhin an der Seite Israels stünden.

Egal, welcher Republikaner schließlich das Rennen machen und Ende August zum Kandidaten gewählt wird: Für die folgende, wochenlange Auseinandersetzung mit Barack Obama wird er viele Dollars benötigen.

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