Tod des Altbundespräsidenten:"Seine kluge Stimme wird uns fehlen"

Altbundespräsident Roman Herzog ist tot

Der damalige Bundespräsident Roman Herzog spricht während der Feierstunde zum Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus 1999 im Bundestag in Bonn. Nun ist Herzog im Alter von 82 Jahren gestorben.

(Foto: dpa)

Nach dem Tod des Altbundespräsidenten meldet sich Bundeskanzlerin Merkel zu Wort. Viele Politiker und Bürger äußern Trauer und Bewunderung.

Nach dem Tod von Altbundespräsident Roman Herzogs bekundet Bundeskanzlerin Angela Merkel ihre Trauer. "Roman Herzog hat sich um unser Land verdient gemacht. Seine unverwechselbare kluge Stimme und seine Fähigkeit, Probleme offen zu benennen und dabei Mut zu machen, wird mir und wird uns allen fehlen", sagte Merkel.

Herzog ist in der vergangenen Nacht im Alter von 82 Jahren gestorben. "Unvergessen bleibt seine Berliner "Ruckrede" aus dem Jahre 1997, in der er zu umfassenden Reformen in Deutschland aufrief", sagte Merkel weiter. "In klarer Sprache drückte er immer wieder seine Überzeugung aus, dass das Land sich stetig weiter entwickeln und erneuern müsse." Deutschland verliere mit Herzog "einen Patrioten, der unserem Land in vielfacher Weise gedient hat".

Der amtierende Bundespräsident Joachim Gauck würdigte Herzog als "markante Persönlichkeit". Er habe "das Selbstverständnis Deutschlands und das Miteinander in unserer Gesellschaft geprägt und gestaltet". Sein Tod erfülle ihn mit tiefer Trauer. "Mit Sachverstand, Klugheit und großer Lebenserfahrung trat er für unser Land und seine freiheitliche Verfassung ein. Als Minister, als Präsident des Bundesverfassungsgerichts und als Bundespräsident waren ihm die Bürger- und Freiheitsrechte niemals nur abstrakte Begriffe."

"Mit Roman Herzog geht einer der ganz großen Bayern", sagte der bayerische Ministerpräsident Horst Seehofer. Herzog sei ein hoch angesehener Bundespräsident für alle Deutschen gewesen, der zugleich dem Freistaat Bayern immer in besonderer Weise verbunden geblieben sei. "Klug, weitsichtig, mutig, mit großer Liebe zum offenen Wort und dabei stets bescheiden haben wir ihn erlebt - als Bundespräsident, als Präsident des Bundesverfassungsgerichts, als Minister", sagte Seehofer.

Europaparlamentspräsident Martin Schulz bezeichnet den Tod Herzogs als großen Verlust. Deutschland und Europa verlören "eine prägende Persönlichkeit und einen großen Denker und Verfassungsrechtler". Zudem würdigt er den Altbundespräsidenten als großen Europäer.

EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker äußerte sich ähnlich.

Bundesjustizminister Heiko Maas (SPD) kondoliert ebenfalls über Twitter. Herzog sei ein "im positiven Sinn streitbarer Präsident" gewesen.

FDP-Chef Christian Lindner erinnert an Roman Herzog als "große Persönlichkeit".

SPD-Chef Sigmar Gabriel würdigt die Verdienste des früheren Bundespräsidenten. "Roman Herzog hat für einen Dialog zwischen den Religionen geworben, sich mit deutlichen Worten für Integration und gegen jede Form von Ausländerfeindlichkeit und Rechtsextremismus eingesetzt und frühzeitig auf die Probleme der globalisierten Welt hingewiesen", heißt es in einem Kondolenzschreiben des Vizekanzlers an Herzogs Witwe Alexandra Freifrau von Berlichingen, das die SPD in Teilen veröffentlichte.

Auch der Zentralrat der Juden in Deutschland hebt Herzogs Engagement für Versöhnung hervor. "Das friedliche Zusammenleben unterschiedlicher Kulturen und Religionen war ihm immer ein Herzensanliegen", sagte Ratspräsident Josef Schuster. "Altbundespräsident Herzog hat mit seiner klaren Haltung und seinem Engagement viel zur Versöhnung zwischen der deutschen Mehrheitsgesellschaft und der jüdischen Gemeinschaft sowie zwischen Deutschland und Israel beigetragen."

Die rheinland-pfälzische CDU-Chefin Julia Klöckner schreibt, der ehemalige Verfassungsrichter sei "ein kluger Bundespräsident" gewesen.

Manche Twitter-Nutzer befürchten nun, das Jahr 2017 werde ähnlich verlaufen wie das Jahr 2016, in dem nicht nur zahlreiche Persönlichkeiten aus dem Musikgeschäft, wie etwa Prince und David Bowie, sondern auch viele bedeutende Politiker verstarben - etwa Altbundespräsident Walter Scheel und der langjährige Außenminister Hans-Dietrich Genscher (beide FDP).

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