Rolle der Geheimdienste im Irak-Krieg:"Ihr Deutschen tragt eine Mitschuld"

Lesezeit: 1 min

Zum fünften Jahrestag des Kriegsbeginns in Irak erheben frühere Mitarbeiter der US-Regierung schwere Vorwürfe gegen den BND: Auch der deutsche Nachrichtendienst habe Falschinformationen über Biowaffen geliefert, mit denen der Krieg gerechtfertigt wurde.

Fünf Jahre nach Kriegsbeginn in Irak haben frühere Mitarbeiter der US-Regierung schwere Vorwürfe gegen den deutschen Bundesnachrichtendienst (BND) erhoben. Informationen über angebliche Biowaffenlabore, mit denen der Einmarsch der US-Truppen unter anderem gerechtfertigt wurde, seien falsch gewesen, sagte der frühere Stabschef im Außenministerium, Larry Wilkerson, dem Spiegel.

US-Soldaten verlassen einen Helikopter für einen Einsatz in der Nähe von Brassfield-Mora im Irak (Archivfoto) (Foto: Foto: dpa)

"Ihr Deutschen tragt zumindest eine Mitschuld", wird der Mitarbeiter des damaligen Außenministers Colin Powell in dem Bericht zitiert. Nach Darstellung Wilkersons stammten die Informationen von einem irakischen Ingenieur mit dem Codenamen "Curveball", der bis zum Sommer 2001 dem BND in mehr als 50 Sitzungen detailreich über das angebliche mobile Biowaffenprogramm berichtete.

Der BND habe die Informationen "nicht zufällig geliefert, da wurde jedes Wort auf die Waage gelegt", sagte Wilkerson. Er könne Deutschland keinen Freibrief ausstellen.

Auch der ehemalige US-Waffeninspektor im Irak, David Kay, kritisierte den deutschen Auslandsgeheimdienst für seinen Umgang mit "Curveball": Der BND sei "offensichtlich selbst nicht willens oder in der Lage" gewesen, die Quelle richtig einzuschätzen und habe durch seine Weigerung, "Curveball" durch den US-Geheimdienst CIA befragen zu lassen, auch verhindert, dass andere das für ihn übernähmen. "Das war unehrlich, unprofessionell und verantwortungslos", wird er zitiert.

Dem Bericht zufolge wohnt der Informant in Süddeutschland, wo er mit seiner Familie auf seinen deutschen Pass wartet. Im September 2007 hätten die deutschen Behörden seiner Einbürgerung grundsätzlich zugestimmt. Das Blatt zitierte ihn mit den Worten: "Ich habe nie gesagt, dass der Irak Massenvernichtungswaffen hat."

Der Besitz derartiger Waffen war im Jahr 2003 der Hauptgrund für den Einmarsch in das Land, der von den USA angeführt wurde.

© sueddeutsche.de/AP/aho/gba - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: