Roland Koch gegen die CSU:Duell der Freunde

Krach in der Union: Der hessische Ministerpräsident Koch ist nicht mehr gut auf die Christsozialen zu sprechen - und machte seinem Ärger deutlich Luft.

Stefan Braun

Unterschwellig ist das Verhältnis schon länger vergiftet. Offen zutage getreten aber ist der Ärger am Montag in und um das CDU-Präsidium. Nach Berichten mehrerer Teilnehmer ließ Hessens Ministerpräsident Roland Koch seinem Zorn freien Lauf, seinem Zorn über die Christsozialen aus Bayern. Die Schwester sei keine verlässliche Größe mehr im Wahlkampf, habe Koch gewettert. Irgendwann, so der CDU-Vizevorsitzende, müsse man sich fragen, wie lange man den Eigensinn der Seehofer-Truppe noch mitmachen könne.

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(Foto: Foto: ddp)

Kochs Worte zeigen: Es kriselt und kracht zwischen den Schwestern. Dies zeigt sich auch daran, dass die Gefühle auf Seiten der CSU keinen Deut anders ausfallen. Auch sie sieht ihr Verhältnis zu Koch seit längerem als zerrüttet an. Spätestens Kochs gemeinsamer Brief mit Finanzminister Peer Steinbrück (SPD) gegen die von der CSU ersehnte Rückkehr zur alten Pendlerpauschale hat aus Mitstreitern Gegner gemacht. "Der Roland Koch ist bei der CSU durch", sagt einer aus der CDU-Führung. "Das Tischtuch ist futsch", heißt es zum selben Thema aus München.

Ganz alleine steht Koch in seinem Clinch mit den Bayern freilich nicht. "Die Zahl derer, die total sauer sind auf die CSU-Führung, hat massiv zugenommen", berichtet ein Mitglied des CDU-Präsidiums. Früher, ja, da hätte man so manchen Querschuss aus Bayern noch als Stärke bewertet. Und weil diese Aufmüpfigkeit früher auch vom Wähler belohnt wurde, sei man entschlossen gewesen, die Münchner Kraftmeierei zum Nutzen der ganzen Familie mit Würde zu tragen. Damit aber scheint es vorbei zu sein. Seit längerem wächst in der CDU-Spitze der Eindruck, der laute Ton und wilde Zickzackkurs der Christsozialen unter Horst Seehofer stünden im umgekehrten Verhältnis zum Erfolg beim Wähler.

Unabhängig davon könnte die Personalie Koch nach dessen jüngstem Zornesausbruch auch zum Problem für den Wahlkampf werden. Sollte es stimmen, dass die CDU-Vorsitzende Angela Merkel Koch zu ihrem Wirtschaftsexperten für den Wahlkampf bestimmt hat, könnte das in der CSU bei jedem einzelnen Mitglied der Parteispitze zu Protestaktionen führen. Allerdings ist auch Koch selbst vorsichtig in dieser Frage. Als ihn am Montag einer bereits als neuen wirtschaftspolitischen Sprecher begrüßte, soll er geantwortet haben, das habe er auch nur aus der Zeitung erfahren.

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