"Einen solchen Tumult hat es in der Geschichte des Bundesrates noch nie gegeben. Minutenlanges Gebrüll, wütende Zwischenrufe und rhythmisches Klopfen ertönten im ehemaligen Preußischen Herrenhaus, in dem normalerweise eine distinguierte, arbeitsame Atmosphäre herrscht. Hessens Ministerpräsident Roland Koch (CDU) saß mit hochrotem Kopf auf seinem Stuhl und rief immer wieder wütend in den Aufruhr: 'Das ist unglaublich. Sie brechen das Recht, das geht so nicht.'"
So beschrieb die Süddeutsche Zeitung den Eklat, der sich am 22.3.2002 im Bundesrat abspielte. In einer der Hauptrollen: Roland Koch.
Hintergrund war das Zuwanderungsgesetz von Rot-Grün, dessen Zustandekommen vom Bundesland Brandenburg abhing. In Brandenburg regierte aber eine große Koalition unter SPD-Ministerpräsident Manfred Stolpe. Als es zur Abstimmung kam, stimmte Brandenburg uneinheitlich. Während Stolpe mit Ja votierte, stimmte sein Vize, CDU-Politiker Jörg Schönbohm, mit Nein. Der damalige Bundesratspräsident Klaus Wowereit (SPD) wertete nach mehrmaligem Nachfragen Brandenburgs Votum als Ja - und entfachte damit einen Sturm der Entrüstung bei den CDU-Ministerpräsidenten. Die Empörung von Koch und Co., die von einer "Verfassungskrise" sprachen, war allerdings auch kalkuliert.
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