Rohani nach Wahl zum iranischen Präsidenten:"Die Zeit der Traurigkeit ist vorbei"

Iranian President-elect Hassan Rohani speaks to the media following a visit to the Khomeini mausoleum in Tehran

Hassan Rohani bei seiner ersten Pressekonferenz. 

(Foto: Reuters)

Neue Töne aus Iran: Der neu gewählte Präsident deutet seine Wahl als "Ruf der Mehrheit nach Mäßigung und Respekt gegen den Extremismus". Er strebe eine "konstruktive Zusammenarbeit" mit der internationalen Gemeinschaft an - einen Stopp der Urananreicherung lehnt Hassan Rohani aber kategorisch ab.

Er setzte sich unerwartet im ersten Wahlgang durch, nun hat Irans neu gewählter Präsident seine erste Pressekonferenz gehalten: Darin dankte der moderate Kleriker Hassan Rohani dafür, "Mäßigung gewählt" zu haben, wie die britische BBC berichtet.

"Das war mehr als eine Wahl, es war der Ruf der Mehrheit der Menschen nach Mäßigung und Respekt und gegen Extremismus", sagte Rohani in der Hauptstadt Teheran nach dem überraschend deutlichen Sieg. Seine Regierung werde sich um "kontruktive Zusammenarbeit mit der Welt" bemühen.

Er sagte, er hoffe auf eine Einigung mit der internationalen Staatengemeinschaft über das umstrittenes Atomprogramm seines Landes. Eine solche Vereinbarung müsse durch mehr Transparenz und gegenseitiges Vertrauen zustande kommen. Die wegen des Atomprogramms verhängten internationalen Sanktionen gegen sein Land nannte Rohani allerdings auch "unfair" und "ungerechtfertigt". Einen Stopp der Urananreicherung lehnte er kategorisch ab.

Westerwelles Erwartungen

Der designierte Präsident versprach den Iranern, er werde seine Wahlversprechen nicht vergessen. "Aber was ich schon jetzt sagen kann, ist, dass die Zeit der Traurigkeit vorbei ist." Der 64 Jahre alte Kandidat des Reformlagers hatte die Wahl am Freitag überraschend auf Anhieb mit 50,7 Prozent der Stimmen gewonnen.

Die Bundesregierung gratulierte Rohani zum Wahlsieg. Mit den Glückwünschen sei aber auch die Erwartung verbunden, dass Reformen möglich würden, sagte Außenminister Guido Westerwelle (FDP) in Bonn. Iran müsse insbesondere beim Atomprogramm substanzielle Gesprächsbereitschaft zeigen. "Das ist aus unserer Sicht ein dringendes Anliegen", sagte Westerwelle. Es werde jetzt genau beobachtet, ob sich mit der Wahl des neuen Präsidenten Chancen für eine reformorientierte Politik eröffneten.

Ähnlich äußerte sich Bundespräsident Joachim Gauck Er gratulierte Rohani, mahnte aber zugleich die Achtung der Menschenrechte an. In einem Schreiben wünschte Gauck dem designierten Präsidenten Glück und Erfolg. "Verbinden möchte ich dies mit der Hoffnung, dass Ihr Land seinen internationalen Verpflichtungen nachkommt, die Menschenrechte achtet und sich an der friedlichen Beilegung regionaler Konflikte konstruktiv beteiligt", schrieb der Bundespräsident nach Angaben des Präsidialamtes.

"Mafia-Methoden"

Rohani tritt im August die Nachfolge des international umstrittenen Mahmud Ahmadinedschad an, der nicht noch einmal kandidieren durfte. Irans langjähriger Präsident sieht sich kurz nach der Wahlniederlage seines Lager nun offenbar zudem mit einer Anzeige konfrontiert. Parlamentspräsident Ali Laridschani habe ihn bei einem Gericht in Teheran angezeigt, meldeten iranische Medien.

Hintergrund ist möglicherweise ein Video, das Ahmadinedschad im Februar im Parlament gezeigt hatte. Es sollte geheime Machenschaften des Bruders Laridschanis enthüllen. Laridschani ist einer der größten Kritiker Ahmadinedschads.

Bei der Aufführung des Films war es zu heftigen Protesten der Abgeordneten gekommen. Laridschani beschuldigte Ahmadinedschad, ihn mit dem Video erpressen zu wollen. Ahmadinedschad benutze "Mafia-Methoden".

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: