Die Kulisse um ihn herum mag sich ändern: am Tisch im Hörsaal, am Pult im Bundesgesundheitsministerium, an der Seite der Kanzlerin. Doch Lothar Wieler ändert sich nicht. Grauer Bürstenschnitt, randlose Brille, blauer Anzug. Den Blick ernst in die Ferne gerichtet, die Stirn in Falten, die Tonlage sachlich, auch seine Worte sind fast immer dieselben: "Wir sind am Anfang einer Epidemie", sagt der Präsident des Robert-Koch-Instituts (RKI). Er sagt es seit Wochen. Und obwohl die deutsche Öffentlichkeit gerne so viel mehr von ihm wüsste - "Wann können die Kinder wieder zur Schule?", zum Beispiel, oder "Wie lange müssen die Alten allein bleiben?" - äußert sich Wieler knapp zu Risikogebieten oder zu Testempfehlungen für Ärzte. Der Tiermediziner ist Experte für Erreger, die vom Tier auf den Menschen übergehen. Sie gelten als eine der größten Bedrohungen für die öffentliche Gesundheit. Auch das neue Coronavirus ist so ein Keim. Und es ist die erste Herausforderung dieser Art, nicht nur für Wieler, seit er die Leitung des traditionsreichen Instituts vor fünf Jahren übernommen hat.
Medizin:Die Seuchenprofis
Das Robert-Koch-Institut wacht in Deutschland über alles, was mit der öffentlichen Gesundheit zu tun hat. In der Krise hat die Bundesbehörde ein Problem: Sie wirkt kompetent, aber wenig menschennah.
Von Kristiana Ludwig und Kathrin Zinkant, Berlin
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