Rinderwahnsinn:Erster BSE-Verdachtsfall in den USA

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Eine Kuh im Staat Washington ist positiv auf die Seuche getestet worden. Wie sich das Tier infiziert hat, soll nun ein Labor in Großbritannien herausfinden. Australien und mehrere asiatische Staaten haben bereits regiert - mit einem Importstopp. Die EU plant hingegen keine Einfuhrbeschränkungen.

Der Import von Rindfleisch aus den USA in die Europäische Union ist infolge eines Importverbots von hormonbehandeltem Fleisch ohnehin weitgehend untersagt. Die EU habe die USA bereits seit der BSE-Krise in Großbritannien 1996 als "Risikoland" eingestuft, sagte die Sprecherin der EU-Kommission, Antonia Mochan.

"Aber wir werden die Situation sehr gründlich beobachten für den Fall, dass weitere Schritte notwendig werden", so Sprecherin Mochan.

Das japanische Landwirtschaftsministerium erließ einen zeitlich unbegrenzten Importstopp für amerikanisches Rindfleisch und kündigte den Rückruf auf dem Markt befindlicher Produkte an. Das Land ist der größte Markt für US-Rindfleisch in Übersee, die Exporte lagen 2002 nach US-Angaben bei 842 Millionen Dollar.

Südkorea setzte die Zollkontrollen für US-Rindfleisch aus und sperrte damit den Zugang zum inländischen Markt. Das Land importierte 2002 US-Rindfleisch im Wert von 610 Millionen Dollar. Auch Singapur, Thailand, Malaysia und Taiwan ergriffen entsprechende Maßnahmen.

Betroffener Bauernhof unter Quarantäne gestellt

Betroffen sei ein Tier im Staat Washington an der Pazifikküste, erklärte Landwirtschaftsministerin Ann Veneman am Dienstag. Wie sich die Kuh infiziert habe, werde nun in einem britischen Labor untersucht.

Die Holsteiner Kuh auf einem Bauernhof in Mapleton südlich von Yakima sei am 9. Dezember als mutmaßlich positiv getestet worden, erklärte die Ministerin. Der betroffene Bauernhof sei unter Quarantäne gestellt worden. Laborproben des Tiers wurden nach Großbritannien gesandt, mit Ergebnissen wird in drei bis fünf Tagen gerechnet.

Die Ministerin betonte, die Sicherheit der Verbraucher sei nicht gefährdet. Möglicherweise befallene Organe der Kuh wie das Gehirn, Rückenmark und Teile des Dünndarms seien entfernt worden, bevor sie in die Nahrungskette hätten gelangen können. Veneman sagte, 2003 seien in den USA 20.526 Rinder auf BSE getestet worden. Der Fall in Washington zeige, dass die Vorsichtsmaßnahmen funktionierten.

Die Landwirtschaftsministerin erklärte, in ihrer Familie werde auch an Weihnachten Rindfleisch gegessen werden. "Das amerikanische Beef ist sicher", erklärte sie.

US-Präsident George W. Bush wurde mehrfach über die Entwicklung unterrichtet. Er sei sicher, dass das Landwirtschaftsministerium den Fall effektiv handhabe, erklärte das Weiße Haus.

Taiwan: Importstopp könnte bis zu sieben Jahre dauern

Sollte sich der Verdacht bestätigen, drohen der US-Fleischindustrie jahrelange Absatzschwierigkeiten. Die Behörden in Singapur erklärten, in diesem Fall werde kein amerikanisches Rindfleisch importiert, bis Washington nachweise, dass das Land sechs Jahre BSE-frei gewesen sei. Taiwan erklärte, ein siebenjähriges Importverbot sei möglich.

In den USA war bislang kein Fall von Rinderwahnsinn bekannt geworden. In Kanada wurde im Mai eine Kuh positiv getestet. Die USA hatten daraufhin binnen Minuten nach der Bekanntgabe ein Importverbot für kanadische Rinder und Rindfleischprodukte verhängt.

Nach Schließung der kanadischen Grenze für Fleischimporte stiegen die Preise in den USA deutlich an. Kanada erklärte, die Grenze bleibe für US-Rindfleisch zunächst geöffnet.

Bisher vor allem Europa von BSE-Fällen betroffen

BSE trat bislang vor allem in Europa auf. Es wird nach den bisherigen Erkenntnissen durch die Verfütterung von Tiermehl an Rinder, Schafe und Ziegen übertragen. 1986 wurde die Krankheit erstmals in Großbritannien nachgewiesen. BSE steht im Verdacht, die für Menschen tödliche Creutzfeldt-Jakob-Krankheit zu verursachen, die das Gehirn angreift.

(sueddeutsche.de/AP/AFP/dpa)

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