"The Right Stuff":Wisch nach rechts

Lesezeit: 2 Min.

"Schatz, wie war nochmal dein Passwort?" Auch 2023 verlassen sich noch viele Frauen lieber auf ihren Partner, als sich selbst eine digitale Identität zu schaffen. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Konservative Kreise in den USA fühlen sich von angeblicher "Zensur" in sozialen Medien bedroht. Deshalb gründen sie Alternativplattformen für Twitter, Youtube - und jetzt auch für Tinder.

Von Christoph Koopmann

Man sagt ja, gleich und gleich gesellt sich gern. Das gilt in der Liebe, aber auch in der Politik, und manchmal bei beidem auf einmal. Sahra Wagenknecht und Oskar Lafontaine kommen einem da gleich in den Sinn, aber Liebe oder wenigstens Geselligkeit unter Gleichgesinnten ist natürlich kein ausschließlich (halb)linkes Phänomen.

Besonders die US-amerikanische Rechte tummelt sich zunehmend gern unter ihresgleichen. Im Zuge dessen entfremdet und entfernt sie sich von den mittlerweile klassisch zu nennenden sozialen Medien. Twitter und Youtube zensierten Meinungen, die vom "Mainstream" abwichen, so lautet ein Vorwurf. Tatsächlich entfernen Plattformbetreiber immer konsequenter von (sehr weit) rechts gepostete Inhalte, wenn sie gegen Hausregeln oder Landesgesetze verstoßen. Im Falle einer besonderen Penetranz werden auch gleich ganze Accounts stillgelegt. Das prominenteste Beispiel lieferte Twitter im Januar 2021, als es den noch übergangsweise amtierenden US-Präsidenten Donald Trump rauswarf, um nach dessen Wahlergebnisleugnungen und dem darauf folgenden Kapitol-Sturm das "Risiko weiterer Anstiftung zu Gewalt" zu minimieren.

Unter anderem dies bewegte erst Trumps ehemaligen Berater Jason Miller dazu, die Twitter-Alternative Gettr zu gründen. Da meldeten sich nicht nur US-Trumpisten an, sondern auch deutsche Rechtsausleger wie der ehemalige Verfassungsschutzpräsident Hans-Georg Maaßen. Später rief auch Trump selbst einen Twitter-Klon ins Leben: Truth Social. Beide haben gemein, dass sie nicht nur frei von angeblich linker "Zensur" sind, sondern auch praktisch frei von Inhalten, die nicht in der rechten bis rechtsextremen Ecke zu verorten sind. Das gilt auch für die Youtube-Ausweichvariante Rumble.

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Und offenbar gibt es für Rechtsaußen nicht nur auf Twitter und Youtube zu viele Liberale und Linke und ein entsprechendes "Meinungsdiktat", sondern auch auf Dating-Plattformen wie Tinder oder Bumble. Der ehemalige Trump-Berater John McEntee schrieb vor Kurzem in der Newsweek, er habe in Washington auf den großen Dating-Portalen keine Frau gefunden, die seine Werte geteilt habe. Später habe ihm eine Freundin gesagt: Eine konservative Dating-App, das wünschten sich all ihre Freundinnen. Versuche haben andere schon gestartet, etwa 2018 mit "Donald Daters" (Slogan: "Make America Date Again"), aber ziemlich erfolglos.

Nun versucht es McEntee selbst, finanziell unterstützt vom Trump nicht abgeneigten Milliardär Peter Thiel, mit einer laut Selbstbeschreibung "konservativen" Dating-App: The Right Stuff. Die wirbt gerade mit einem Video, in dem Frauen unter anderem erzählen, was für sie die größte red flag beim Dating ist, was also für sie gar nicht geht: "Demokraten!" Die App ist seit ein paar Tagen in den USA in den App Stores verfügbar. Ein Sprecher sagte Fox Business, man könne bei The Right Stuff als Geschlecht nur "männlich" oder "weiblich" angeben, nicht etwa "divers". Einstellungen für homosexuelle Konservative seien in der Entwicklungsphase nicht vorgesehen gewesen. Und anmelden kann man sich nur auf Einladung von bereits Angemeldeten - wahrscheinlich der zuverlässigste Weg der Gesinnungskontrolle.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusUSA
:Trumps Soldaten stehen vor Gericht

Die rechte Miliz "Oath Keepers" war bereit, für Donald Trump in den Bürgerkrieg zu ziehen - und soll am 6. Januar 2021 mitgeholfen haben, das Kapitol zu stürmen. Jetzt drohen ihren Anführern jahrelange Haftstrafen.

Von Fabian Fellmann

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: