Süddeutsche Zeitung

US-Präsidentschaftskandidaten:Schlachtfest in Iowa

Er beißt kräftig zu, aber ihr Gift geht unter die Haut: Bei dem TV-Duell der republikanischen Bewerber für die US-Präsidentschaftswahl fallen die so genannten Parteifreunde Tim Pawlenty und Michele Bachmann übereinander her wie Kids im Sandkasten. Immerhin hat das Spektakel auch Sieger: zwei andere Republikaner.

Christian Wernicke, Washington

So manch deutscher Begriff hat sich eingeschlichen in Amerikas alltäglichen Sprachgebrauch. "Kindergarten" zum Beispiel oder "Schadenfreude". Und jetzt, da wieder ein Wahlkampf anbricht, taucht das Wort "Schlachtfest" regelmäßig auf.

Ein Schlachtfest war denn auch, was die größere (und schlechtere) Hälfte jener acht republikanischen Aspiranten bot, die sich in der Nacht zum Freitag auf einer Fernsehbühne um die republikanische Präsidentschaftskandidatur balgten. So genannte Parteifreunde fielen übereinander her wie Kids im Sandkasten.

Allen voran Michele Bachmann, die fürchterlich populistische Tea-Party-Kandidatin, und Tim Pawlenty, der als schrecklich harmlos geltende Ex-Gouverneur von Minnesota, wollten sich mit Worten den Garaus machen. Bachmann hielt Pawlenty vor, er habe (etwa bei Klimaschutz oder Krankenversichrung) einst Positionen vertreten, "die ziemlich nach Barack Obama klingen".

Vor republikanischem Publikum ist das Rufmord, weshalb er scharf zurückschoss. Bachman vertrete nur Maximalpositionen, habe im Kongress zu Washington aber "nichts erreicht" gegen Obamas Kurs: "Wenn das Ihre Leistungen sind, dann bitte - Halten Sie inne! Das bringt uns um!"

Umbringen, politisch jedenfalls, wollen sich beide. Denn beide sind unter den derzeit acht offiziellen Bewerbern die Aspiranten zweiter Klasse. Ganz vorn steht Mitt Romney, der sich während der TV-Debatte meist raushielt aus der Schlammschlacht.

Um die Rolle des Herausforderers streiten an diesem Wochenende, da die Republikaner von Iowa inmitten ihrer Mais- und Sojafelder eine erste Basisabstimmung (Straw Poll) inszenieren, Pawlenty und Bachmann. Nur einer kann Nummer zwei sein, wer Dritter bleibt, gehört schon zu den Abgeschlagenen, die bald ausscheiden dürften aus dem Rennen um das republikanische Ticket.

Er zweifelt an ihrer Kompetenz, sie an seinem Charakter

Unterm Strich dürfte das Duell Pawlenty mehr geschadet haben als Bachmann: Er warf den ersten Stein und stellte ihre Kompetenz infrage, sie schlug zurück und bezweifelte seine Prinzipientreue, seinen Charakter. Er biss hart zu, aber ihr Gift ging unter die Haut.

So hatte dieses TV-Spektakel zwei Sieger. Zum einen Mitt Romney, laut allen Umfragen derzeit der republikanische Favorit: Der Ex-Gouverneur von Massachusetts konzentrierte sich auf Attacken gegen Präsident Barack Obama und mühte sich leidlich, die Wadenbeißerei seiner Konkurrenten zu ignorieren.

Und zum anderen Rick Perry, der Noch-Gouverneur von Texas, der am Donnerstag - strikt vorläufig - verlauten ließ, er wolle sich am Wochenende - sehr endgültig - zum Kandidaten erklären: Perry muss daheim in Austin voller Schadenfreude zugeschaut haben, wie sich seine Konkurrenten im TV-Kindergarten von Iowa gegenseitig beschädigten. Und blamierten.

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