Süddeutsche Zeitung

Republikaner:Trumps weibliche Truppen

Der Präsident kann auf einige profilierte Unterstützerinnen zählen, in seiner Regierung und in den Medien.

Von Christian Zaschke

Eine der wichtigsten weiblichen Stimmen beim konservativen Sender Fox News ist Jeanine Pirro, eine ehemalige Richterin. Sie hat den Wahlkämpfer Trump 2016 früh unterstützt, noch bevor klar war, dass er Kandidat der Republikaner werden würde. Als Tonaufnahmen auftauchten, auf denen Trump sich damit brüstete, er könne Frauen an den Genitalien berühren, weil er so berühmt sei ("Du kannst sie an der Muschi greifen"), verteidigte sie ihn. Sie habe Trump in "Millionen von Situationen" erlebt, sagte sie, und immer habe er sich wie ein Gentleman verhalten. Es war damals entscheidend für das politische Überleben Trumps, dass prominente Frauen nach dem Auftauchen der Aufnahme für ihn Partei ergriffen - denn das half anderen Frauen, darüber hinwegzusehen, dass Trump ein notorischer Frauenverächter ist.

Man hätte eigentlich davon ausgehen müssen, dass ein Mann, der sich so äußert, für die große Mehrheit der Frauen unwählbar ist. Im Fall Trump liegen die Dinge anders. 2016 haben 52 Prozent der weißen Amerikanerinnen für ihn gestimmt. Bei den Kongresswahlen am Dienstag waren es immerhin noch 49 Prozent der weißen Frauen, die für die Republikaner votierten. Trump stand zwar diesmal nicht auf dem Wahlzettel, aber er hatte selbst gesagt, dass es in dieser Abstimmung vor allem um ihn gehe. Es gibt unter gebildeten, weißen Frauen eine Absetzbewegung, und diese ist auch der Grund dafür, dass die Demokraten das Repräsentantenhaus zurückeroberten. Aber sie ist nicht so stark, wie manche Beobachter es erwartet hatten. Bei Frauen insgesamt kamen die Republikaner auf 40 Prozent - das ist kein guter Wert, aber immer noch beachtlich für eine Partei, deren Chef sich Frauen gegenüber derart herablassend verhält und besonders schwarze Frauen oft verhöhnt. Fragt man bei Frauen nach, warum sie für diesen Mann stimmen, erhält man stets zur Antwort, es gehe nicht um dessen Persönlichkeit, sondern um seine Positionen.

Weite Teile des konservativen Amerikas, ganz gleich ob männlich oder weiblich, sorgen sich um das Recht auf Waffenbesitz, sie stehen der Einwanderung skeptisch gegenüber, und es ist wohl nicht ganz falsch zu sagen, dass der latente Rassismus des Präsidenten in manchen weißen Kreisen gut ankommt. Und nicht zuletzt, so hört man immer wieder, mag Trump zwar nicht der größte Frauenförderer sein, aber setzt er nicht trotzdem Frauen an bedeutende Posten seiner Regierung?

Seine Sprecherin ist Sarah Huckabee Sanders. Kirstjen Nielsen leitet das wichtige Ministerium für Heimatschutz. Die Ressorts für Verkehr und Bildung werden ebenfalls von Frauen geführt, auch an der Spitze der CIA steht eine Frau. Eine der wichtigsten Beraterinnen Trumps ist Kellyanne Conway. Und dann ist da Nikki Haley. Als amerikanische Botschafterin bei den Vereinten Nationen ist sie zu einer der einflussreichsten republikanischen Politikerinnen geworden. Zwar hat sie angekündigt, dass sie den Posten am Ende des Jahres räumen werde, es gilt jedoch als sicher, dass sie das vor allen Dingen tut, weil sie noch höhere Ambitionen hat.

Haley hatte sich ursprünglich gegen Trump gestellt, sich nach dessen Wahl allerdings rasch arrangiert. Sie ist zu einer loyalen Unterstützerin geworden. Das brachte ihr den Respekt der einflussreichen Frauen in den konservativen Medien ein, was im republikanischen Universum wichtig ist. Vor allem bei Fox News arbeiten einige der glühendsten Anhängerinnen Trumps. Um Objektivität schert sich der Sender so wenig wie sein liberales Pendant MSNBC. Während Trump auf Fox News fast nichts falsch machen kann, wird er auf MSNBC für absolut alles kritisiert.

Dabei geht es bei den Frauen ebenso schonungslos zu wie bei den Männern. Die ehemalige Richterin Pirro ist zum Beispiel der Ansicht, man solle die Behörden von Trump-Kritikern "säubern". Von den Demokraten sprach sie kürzlich als "Demoratten". Damit unterscheidet sie sich im Ton nicht wesentlich von anderen Frauen auf Fox News: der schlauen, zynischen Laura Ingraham, der aggressiven Tomi Lahren, der verbindlichen Ainsley Earhardt, Co-Moderatorin von Trumps morgendlicher Lieblingssendung "Fox & Friends".

Ein gern gesehener Gast beim Sender ist die Publizistin Ann Coulter, die kürzlich, als Bilder von weinenden Kindern um die Welt gingen, die an der Grenze zu Mexiko von ihren Eltern getrennt worden waren, den Präsidenten warnte, bloß nicht auf diese Kinderdarsteller hereinzufallen. Coulter lehnt die Evolutionstheorie ab, die zunehmende Beliebtheit des Fußballs in den USA deutet sie als Zeichen moralischen Verfalls und nach der jüngsten Attacke nahe Los Angeles, bei der ein ehemaliger Soldat zwölf Menschen in einer Bar erschoss, behauptete sie, das wäre nicht passiert, wenn die Barbesucher alle bewaffnet gewesen wären. Sie ist eine der präsentesten weiblichen Stimmen des konservativen Amerikas.

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SZ vom 10.11.2018
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