Republikaner ringen um Präsidentschaftskandidaten:Suche nach dem starken Mann

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Im Rennen um die US-Präsidentschaftskandidatur deutet bei den Republikanern alles auf einen Zweikampf hin. Der ehemalige Gouverneur von Massachusetts, Mitt Romney, und sein noch amtierender texanischer Kollege Rick Perry liegen bisher in etwa gleichauf. Was beiden jedoch fehlt, ist der Rückhalt in der eigenen Partei. Eine Situation, von der vor allem Außenseiter profitieren können.

Christian Wernicke, Washington

Der Kampf um die Führung von Amerikas Republikanern tritt in seine entscheidende Phase. Nachdem mit Chris Christie, dem Gouverneur von New Jersey, ein Liebling des republikanischen Parteivolks überraschend auf eine Bewerbung verzichtet hatte, rüsten sich die beiden Favoriten Mitt Romney und Rick Perry für einen Zweikampf um Präsidentschaftskandidatur 2012.

Wettstrahlen um die Gunst der Parteibasis: Der texanische Gouverneur Rick Perry (links) und sein Kontrahent Mitt Romney, früherer Gouverneur von Massachusetts, während eines Fernsehduells. (Foto: AFP)

Laut Umfragen hat die Opposition zwar gute Chancen, Präsident Barack Obama im November nächsten Jahres zu besiegen. Bisher ist es aber keinem der insgesamt neun Aspiranten gelungen, eine breite Basis der eigenen Partei für sich zu begeistern.

Gouverneur Christie war wochenlang von einflussreichen Republikanern wie dem früheren Präsidenten George W. Bush und dem Ex-Außenminister Henry Kissinger bedrängt worden, zu kandidieren. Unmittelbar nach Christies Absage ("Dies ist nicht meine Zeit!") erhöhten die Kampagnen von Romney und Perry ihre Bemühungen, Großspender der Partei auf ihre Seite zu ziehen.

Romneys Problem: sein Glaube

Dabei konnte Romney, ein früherer Hedge-Fonds-Manager und Ex-Gouverneur von Massachusetts, einen ersten Coup erringen: Der Milliardär Kenneth Langone, der bisher Christie hatte ins Rennen schicken wollen, schlug sich auf seine Seite.

Romney gilt seit Monaten als der Favorit des Partei-Establishments. Die konservative Basis - die evangelikale Rechte und die starke Tea-Party-Bewegung - mag Romney jedoch nur ungern folgen. Jeder vierte Parteianhänger bekundet, er halte den Glauben des bekennenden Mormonen für die Lehre einer "nicht-christlichen Sekte".

Zudem werfen viele Republikaner Romney vor, er habe als Gouverneur ein Gesundheitsgesetz im Bundesstaat Massachusetts gebilligt, das 2010 als Modell für Obamas landesweite Gesundheitsreform diente. Eine neue Umfrage der Washington Post sieht den 64-Jährigen mit 25 Prozent Zustimmung zwar an der Spitze des Bewerberfeldes. Zugleich sagen jedoch 42 Prozent der Republikaner, je mehr sie über Romney erführen, desto weniger würden sie ihn schätzen.

Perrys Problem: ein Jagdgrundstück namens "Niggerhead"

Noch skeptischer äußern sich Parteianhänger mittlerweile über Rick Perry, den amtierenden Gouverneur von Texas. Der Kandidat des rechten Parteiflügels verschreckte weite Teile der Partei mit wenig durchdachten Provokationen über eine Abschaffung der bundesstaatlichen Rentenversicherung.

Seit dem Wochenende sieht sich Perry obendrein dem Verdacht ausgesetzt, er sei unsensibel in Rassenfragen: Perrys Familie hat seit Jahrzehnten ein Jagdgrundstück gepachtet, das den Namen "Niggerhead" (Negerkopf) trägt. Perry sah sich zur Gegenwehr genötigt und ließ erklären, er habe bereits Mitte der achtziger Jahre seinen Vater bedrängt, einen Markstein mit dem Schriftzug zu übertünchen.

Laut jüngsten Umfragen fällt Perry in der Gunst seiner Partei zurück. Allerdings kann Romney in keiner Weise von diesem Trend profitieren. Seine Werte stagnieren, stattdessen gewinnen plötzlich Außenseiter wie der frühere Manager einer Pizza-Kette Herman Cain an Zulauf.

Dem Afro-Amerikaner werden keinerlei realistische Chancen eingeräumt, Beobachter deuten seine plötzliche Popularität eher als Indiz der Unzufriedenheit mit den Favoriten Perry und Romney.

Regierung Obama wünscht sich Perry als Gegner

Mittlerweile gilt es als unwahrscheinlich, dass die frühere Vize-Präsidentschaftskandidatin Sarah Palin noch antreten und diese Lücke der Begeisterung schließen will. Zwei Drittel der Republikaner sagen inzwischen, sie lehnten Palin als Kandidatin ab.

Die meisten Beobachter erwarten, dass sich das Rennen bis Frühjahr 2012 hinziehen kann. Aus dem Weißen Haus verlautete bereits vor Wochen, dass Obamas Strategen auf einen Sieg des rechteren Bewerbers Perry hoffen, weil die Demokraten so leichter unabhängige Wähler in der Mitte gewinnen könnten. Falls Romney siegt, hätten Obama ein größeres Problem: Das monatelange Duell der Republikaner würde Romney als vergleichsweise gemäßigten Politiker erscheinen lassen. Er könnte als Mann der Mitte Obama als Linken attackieren.

© SZ vom 06.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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