Das Erzbistum Hamburg beteiligt sich künftig am interreligiösen "Religionsunterricht für alle" in Hamburg. Das gab Erzbischof Stefan Heße am Donnerstag bekannt. Damit sind erstmals alle großen Religionsgemeinschaften an dem bundesweit einzigartigen Unterrichtsmodell beteiligt. Hamburg ist die erste katholische Diözese, die sich an einem so weitgehenden interkonfessionellen Unterricht beteiligt. Der Hamburger Schulsenator Ties Rabe (SPD), einst selbst Lehrer für evangelische Religion, sprach von einer "bundesweiten Signalwirkung".
In Hamburg sieht der Religionsunterricht schon seit 2013 grundlegend anders aus. Während es in anderen Ländern an staatlichen Schulen konfessionell getrennten Unterricht gibt - und das Pflichtfach Ethik für all jene, die keinen konfessionellen Unterricht besuchen wollen -, lernen in Hamburg Kinder aller Glaubensrichtungen und konfessionslose Kinder gemeinsam.
Die Schulbehörde koordiniert die Inhalte mit den jeweiligen Religionsgemeinschaften, unterrichtet werden die Klassen von staatlichen Lehrkräften evangelischen, jüdischen, muslimischen und alevitischen Glaubens. Und nun kommen auch Katholikinnen und Katholiken offiziell dazu, eine entsprechende Genehmigung haben sie nach einem zweijährigen Modellprojekt vom Erzbistum Hamburg erhalten. Geistliche und Mitarbeiter der Religionsgemeinschaften dürfen nicht unterrichten.
Die Fragen nach dem Woher und dem Wohin
Ursprünglich wurde der "Religionsunterricht für alle" nur von der evangelischen Kirche verantwortet. Seit 2020 gestalten auch Muslime, Juden und Aleviten den Unterricht gleichberechtigt mit, Lehrkräfte entsandten die Glaubensgemeinschaften indes schon vorher. Ein großer Teil der rund 24 000 katholischen Schülerinnen und Schüler an staatlichen Hamburger Schulen hat auch bisher schon den "Religionsunterricht für alle" besucht, weil es in der Diaspora kaum rein katholischen Unterricht gibt. Nun kann die katholische Kirche auch bei den Lehrinhalten mitreden.
Dies sei eine "dem Frieden dienende Kooperation", sagte Erzbischof Heße. "Unsere Zivilgesellschaft hat mehr denn je Kräfte nötig, die sich für Dialog und Zusammenhalt einsetzen." In keinem anderen Fach würden Fragen der Kinder und Jugendlichen "nach dem Woher und Wohin, nach der Verantwortung in der Gesellschaft, nach Gott" behandelt. "In Krisenzeiten kommen neue Fragen hinzu: nach der Begrenztheit des Menschseins, nach der Verantwortung für die Schöpfung und dem Umgang mit Scheitern und nach dem, was uns dennoch durchs Leben trägt", so Heße.