Reiseziel:Trügerisches Idyll

Reiseziel: Touristen kennen oft nur Thailands Küste.

Touristen kennen oft nur Thailands Küste.

(Foto: Imago)

Viele Thailänder leben vom Tourismus. Und davon, dass das Image ihres Landes keinen Schaden nimmt.

Von Monika Maier-Albang

Das Reiseportal von Wikipedia, Wikitravel, hat zu Sicherheitslage in Thailand ein paar Ratschläge parat: überladene Fähren meiden, auf Trickdiebe aufpassen. Ansonsten gebe es "außerhalb der Städte keinen Grund, Angst zu haben, solange man sich auf den üblichen Touristenpfaden aufhält". Das galt bis Donnerstag. Denn tatsächlich waren Touristen in Thailand bislang kein Ziel von Anschlägen - und auch bei der aktuellen Anschlagsserie sind ausländische Urlauber wohl eher, so zynisch das klingen mag, ein Kollateralschaden, den die Bombenleger in Kauf nehmen, um ein innenpolitisches Ziel durchzusetzen.

In Thailand war am Freitag ein nationaler Feiertag, weil Königin Sirikit ihren 84. Geburtstag feierte. Wegen des verlängerten Wochenendes hielten sich auch viele Thailänder in den Urlaubsressorts auf. Die Regierung kündigte an, Sicherheitsvorkehrungen in Städten und an Touristenzielen zu erhöhen.

Trotzdem hat das Auswärtige Amt am Freitag seine Reisehinweise verschärft. Weitere Anschläge könnten nicht ausgeschlossen werden, warnt das Amt und rät Urlaubern aktuell "zu äußerster Vorsicht". Reisenden wird empfohlen, öffentliche Plätze und Menschenansammlungen zu meiden, die Medien aufmerksam zu verfolgen und den Anordnungen der Sicherheitskräfte Folge zu leisten. Große Reiseveranstalter wie Tui, Thomas Cook und DER Touristik bieten Kunden, die unmittelbar vor ihrer Abreise nach Thailand stehen, bis Montag kostenlose Umbuchungen und Stornierungen an.

29 Millionen Urlauber kamen im vergangenen Jahr nach Thailand; der Tourismus macht fast zehn Prozent des Bruttosozialproduktes des Landes aus. Die meisten Gäste kommen aus benachbarten asiatischen Ländern wie China und Malaysia. Auch die Zahl russischer Urlauber war zuletzt stark angestiegen; da die russische Regierung alle Charterflüge in die Türkei verboten hatte, suchten die Russen nach günstigen Alternativen für einen Urlaub am warmen Meer. Nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes DRV machten im vergangenen Jahr 730 000 Deutsche Urlaub in Thailand, Tendenz steigend. Geschätzt 30 000 Deutsche haben zudem dort eine Zweitwohnung.

Von den politischen Verwerfungen im Land, das nach wie vor die Todesstrafe vollstreckt und Majestätsbeleidigung mit jahrzehntelangen Haftstrafen ahnden kann, muss kein Reisender etwas mitbekommen, der das nicht möchte: Vom Flughafen in Bangkok aus, der eine Drehscheibe für Asienurlauber ist, fliegen die Badeurlauber direkt weiter in die heil erscheinende Inselwelt. Dass ganze Provinzen des Landes - etwa in der Grenzregionen zu Malaysia - unter Notstandsrecht stehen oder, wie die Grenzregion zu Kambodscha, militärisches Sperrgebiet sind, wird von Urlaubern gern ausgeblendet.

Die "üblichen Touristenpfade" - dazu zählen vor allem die Inseln und Urlaubsorte im Süden Thailands. Vielerorts ging mit dem Wachstum Wildwuchs einher: Schwarzbauten am Strand, Korruption, Sextourismus, Schutzgeldzahlungen an die örtliche Polizei - all das sorgt in Thailand immer wieder für Schlagzeilen. Lange hat die Regierung die Probleme kleingeredet, um Thailands Image nicht zu schaden.

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